
Seit mehr als 20 Jahren hat Volker Klassen das Steuer im Trierer Hafen fest in der Hand. Ob Schrott, Getreide oder Baustoffe: Hier laufen die Fäden der regionalen Wirtschaft zusammen, und Klassen sorgt dafür, dass alles reibungslos läuft. Fast 60 Jahre nach der Eröffnung des Hafens verbindet er Tradition mit Innovation, meistert Krisen und denkt schon heute an die Zukunft von morgen. Wir sprechen mit ihm über bewegende Momente, große Projekte und seine Vision, wie der Trierer Hafen auch in den nächsten Jahrzehnten ein Herzstück der Region bleibt.
Lieber Volker, du bist seit 2002 Geschäftsführer des Trierer Hafens. Was genau sind deine Aufgaben – und was macht den Hafen so besonders?
Ich bin für den gesamten Betrieb des Hafens verantwortlich – das heißt, ich muss sicherstellen, dass der Hafen rundläuft, wirtschaftlich stabil ist und die Infrastruktur für unsere Kunden funktioniert. Wir sind kein Containerhafen wie Rotterdam, sondern ein klassischer Binnenhafen. Bei uns geht es vor allem um Massengüter wie Schrott, Getreide, Baustoffe oder auch Flüssiggüter. Der Hafen ist so etwas wie ein logistischer Knotenpunkt für die Region – und das schon seit fast 60 Jahren.
Das Besondere hier ist für mich die Verbindung aus Tradition und Zukunft: Einerseits haben wir Betriebe, die seit Jahrzehnten bei uns angesiedelt sind. Andererseits entwickeln wir neue Konzepte, etwa im Bereich Nachhaltigkeit, Energie und Flächenentwicklung. Ein Hafen ist nie statisch – er muss sich ständig anpassen, weil sich die Anforderungen im Güterverkehr und in der Industrie laufend verändern.
Kannst du uns ein bisschen mitnehmen: Welche Bedeutung hat der Hafen für Trier und die Region?
Der Hafen ist für die Wirtschaft hier enorm wichtig. Viele Unternehmen sind auf uns angewiesen, weil wir ihnen die Möglichkeit bieten, große Mengen effizient über die Wasserstraße zu transportieren. Ein Schiff ersetzt ja schnell mal 80 bis 100 LKW – das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern entlastet auch die Straßen.
Für die Stadt Trier hat der Hafen aber auch eine finanzielle Bedeutung. Wir erwirtschaften Gewinne, die in den städtischen Haushalt zurückfließen, und wir sichern Arbeitsplätze – direkt im Hafen und indirekt bei den Unternehmen, die hier ansässig sind oder unsere Infrastruktur nutzen. Das sind insgesamt mehrere Hundert Menschen, die vom Hafen leben.
Der Hafen feiert dieses Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Was bedeutet dir dieses Jubiläum – auch persönlich nach über 20 Jahren als Geschäftsführer?
Für mich ist es ein ganz besonderes Jahr. 60 Jahre Trierer Hafen – das ist ein Stück Stadtgeschichte. Viele wissen ja gar nicht, dass der Hafen erst in den 1960er Jahren gebaut wurde. Davor gab es zwar schon kleinere Umschlagstellen an der Mosel, aber nicht in dieser Dimension.
Wenn ich zurückblicke auf meine 22 Jahre hier, dann bin ich stolz, dass wir den Hafen immer wieder an neue Gegebenheiten anpassen konnten. Wir haben Krisen überstanden – Finanzkrise, Pandemie, Energiekrise – und sind trotzdem gewachsen. Persönlich bedeutet mir das auch sehr viel: Ich habe hier einen Großteil meines Berufslebens verbracht und den Hafen zu einem wichtigen Teil meines eigenen Lebens gemacht.
Gab es Momente oder Projekte, die dir in deiner Zeit als Geschäftsführer besonders in Erinnerung geblieben sind?
Da gibt es viele. Ein Meilenstein war sicherlich der Bau der neuen Kaianlagen, die uns eine ganz andere Schlagkraft im Umschlag ermöglicht haben. Auch die Ansiedlung neuer Betriebe wie Tanklager oder Recyclingunternehmen sind Highlights, weil sie gezeigt haben: Der Hafen ist attraktiv, Unternehmen wollen hierher.
Sehr bewegt haben mich aber auch Krisensituationen – etwa, als die Energiepreise explodiert sind und viele unserer Kunden unter Druck standen. Da merkt man, wie eng man miteinander verbunden ist. Der Hafen ist nicht nur Infrastruktur, er ist auch ein Netzwerk von Menschen und Unternehmen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus – oder gibt es den gar nicht?
Einen klassischen 9-to-5-Alltag gibt es bei mir nicht. Jeder Tag bringt etwas anderes mit sich. Mal geht es um Gespräche mit Unternehmen, die sich ansiedeln wollen. Mal um Genehmigungen, Bauprojekte oder Förderanträge. Dann wieder um Personalfragen oder um eine Störung im Betrieb, die sofort gelöst werden muss.
Ich versuche, regelmäßig durch den Hafen zu gehen, mit den Leuten vor Ort zu sprechen. Das ist mir wichtig – nicht nur im Büro zu sitzen, sondern nah am Geschehen zu bleiben.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen für den Trierer Hafen?
Ganz klar: die Transformation. Wir stehen mitten im Wandel – Stichwort Energiewende, Klimaschutz, Digitalisierung. Der Hafen muss sich neu erfinden, wenn er auch in 20, 30 Jahren noch wettbewerbsfähig sein will.
Das betrifft zum Beispiel die Frage: Welche Güter werden künftig überhaupt noch über die Mosel transportiert? Kohle fällt perspektivisch weg, dafür gewinnen andere Rohstoffe an Bedeutung. Oder das Thema Wasserstand: Wir merken die Folgen des Klimawandels und müssen uns überlegen, wie wir mit Niedrigwasserphasen umgehen.
Und nicht zuletzt die Flächen: Platz ist begrenzt. Wir müssen sehr genau schauen, wie wir die vorhandenen Flächen sinnvoll nutzen und weiterentwickeln.
Wie stellst du dir die Zukunft des Hafens in den nächsten 20 Jahren vor?
Ich wünsche mir, dass der Trierer Hafen auch in Zukunft ein starker Wirtschaftsfaktor bleibt – aber ein moderner, nachhaltiger Hafen. Ich sehe uns als Drehscheibe für klimafreundliche Logistik, vielleicht auch für neue Energieformen wie Wasserstoff.
Der Hafen soll weiterhin Arbeitsplätze sichern und ein Motor für die Region sein. Gleichzeitig möchte ich, dass wir offen bleiben für Innovationen. Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass wir einmal über Digitalisierung, Smart Ports oder alternative Energien sprechen würden? Und trotzdem ist genau das heute unser Alltag.
Wenn du persönlich einen Wunsch für Trier frei hättest – unabhängig vom Hafen – was wäre das?
Ich wünsche mir, dass Trier noch mutiger wird. Mutiger darin, neue Wege zu gehen, innovative Projekte zuzulassen und jungen Menschen Perspektiven zu geben. Trier hat so viel Potenzial – kulturell, wirtschaftlich, touristisch. Manchmal fehlt uns nur der letzte Schritt, um aus Ideen wirklich große Dinge zu machen.
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