
Alexander Peifer, Gründer & Designer von Studio Saftig, macht Trier bunter – mit Branding, Verpackungen, Merch oder Bühnenvisuals für deutsche Popgrößen. Aufgewachsen zwischen Weinbergen, startete er handfest als Gas- und Wasserinstallateur, bevor ihn die Leidenschaft fürs Design packte.
Für Alex ist Design mehr als Arbeit: Es ist Mission. Geschichten sichtbar machen, Marken eine Seele geben und Trier ein kreatives Gesicht verleihen – inmitten der kreativen Arbeit seines Studios, immer mit Mut, Leidenschaft und einem klaren Blick für Details.
Erzähl mal: Wer bist du, woher kommst du – und wie bist du zur Kunst und zum Designen gekommen?
Ich bin Kommunikationsdesigner aus Trier und Gründer von Studio Saftig. Aufgewachsen bin ich in Kanzem, zwischen Weinbergen statt Buntstiften – meine Eltern hatten ein Weingut, daher war mein Start ins Leben eher handfest. Nach der Hauptschule habe ich eine Ausbildung als Gas- und Wasserinstallateur gemacht, aber schnell gemerkt: Da geht noch mehr. Handwerkliche Skills sind zwar praktisch – mein Büro habe ich fast komplett selbst renoviert – doch irgendwann zog es mich Richtung Gestaltung. Es folgte die Ausbildung zum Mediengestalter, später das Designstudium. Heute habe ich mich mit meinem Studio auf Verpackungs- und Corporate Design spezialisiert. Einem Unternehmen eine visuelle Identität zu geben, ist für mich das Größte – und zugleich eine große Verantwortung.
Deine Wurzeln liegen in Trier – was bedeutet dir die Stadt? Und wie ist es, als Kreativer ausgerechnet hier zu arbeiten?
Ausbildung, Studium, Leben und Arbeiten in Trier. Mehr Heimat geht doch nicht. Die Design- und Werbewelt wirkt eher wie ein Großstadt-Ding. Ich war auch im Auslandssemester in den USA und habe bei Jung von Matt in Hamburg ein Internship absolviert. Und lange dachte ich: Nach Hamburg musst du zurück. Mittlerweile weiß ich, überall arbeiten zu können, macht den Unterschied. In Trier bin ich Stück für Stück in die Selbstständigkeit reingerutscht, ohne großen Masterplan. In Trier zu leben und zu arbeiten ist großartig und außerdem haben wir hier und in der Umgebung eine hohe Lebensqualität.
Trier ist nicht gerade Berlin – und genau das macht’s vielleicht spannend. Wo findest du hier deine Inspiration?
Berlin? Kann jeder haben – ich nehm lieber Barcelona. Dort bin ich mindestens einmal im Jahr auf einer Design-Konferenz, genauso in Antwerpen. Luxemburg sollte man auch nicht vergessen: Die Designfriends holen regelmäßig spannende Speaker ins Mudam.
Aber eigentlich findet man Inspiration überall. Instagram ist auch ein super Tool. Aber manchmal reicht auch ein gutes Designbuch. Der Austausch mit Kunden und Mitarbeitern ist auch immer hilfreich, um up to date zu bleiben. Es ist doch egal ob du in Trier oder Berlin wohnst, am Ende begegnen wir uns doch immer und überall und wir sind doch alle irgendwo Dorfkinder. Wichtig ist für mich: Rausgehen, Eindrücke sammeln und offen bleiben.
Ist Trier für Designer ein gutes Pflaster? Oder hast du manchmal das Gefühl, dass es hier noch mehr Sichtbarkeit und Support für die Kreativszene bräuchte?
Wir haben hier eine super Hochschule, die auch deutschlandweit einen Namen hat – gerade im Modedesign. Auch mein Fachbereich Kommunikationsdesign hat mich extrem geprägt. Was fehlt, sind die ganz großen Unternehmen und Konzerne um die Designer hier halten zu können. Aber genau deshalb ist es wichtig, dass wir die kreative Szene hier sichtbar halten und pushen. Trier und die Region haben Potenzial – das müssen wir zeigen.
Mit welchen Kund:innen und in welchen Bereichen bist du aktuell so unterwegs?
Mein Kundenstamm ist ziemlich bunt gemischt – von Maschinenbau bis Yogafestival, von Energy Drinks über Feinkost bis hin zu Gastro und Musikern. Besonders Spaß macht mir die Food- und Getränkeindustrie. Da kannst du dich visuell richtig austoben – Muster, Farben, Emotionen und man kann am Anfang oder am Ende die Produkte wie Wein oder Feinkost auch selbst probieren, hat ganz klar seine Vorteile.
Aktuell arbeitest du für bekannte Artists wie Felix Jaehn und das Trierer Musiktalent Levka – wie fühlt sich das an, wenn deine Designs plötzlich auf Bühnen, Covern oder Merch auftauchen?
Ich bin es gewohnt, dass meine Arbeiten sichtbar sind. Aber wenn ein Design plötzlich auf einer riesigen Bühne, in einem Musikvideo oder auf Merch landet – das ist schon nochmal eine andere Nummer. Ich sage zwar oft, dass es mir nicht so wichtig ist, aber eigentlich fühlt es sich ziemlich gut an. Es ist auf jeden Fall schön, wenn deine Arbeit gesehen und wahrgenommen wird. Am Ende mache ich das aber nicht für mich, es geht mir darum, dass das Design den Künstler oder die Marke erfolgreich macht und voranbringt.
Wenn du zurückblickst: Was war bisher einer der krassesten Momente in deiner Karriere? Gibt’s ein Projekt, das dir besonders am Herzen liegt oder dich geprägt hat?
Direkt in meinem ersten Jahr mit Studio Saftig hatte ich ein Online-Meeting mit rund 40 Vertretern von der Europäischen Union. Alles auf Englisch, alles sehr offiziell und ich musste meinen Beitrag zum Thema Design und Corporate preisgeben. Hoffentlich merkt keiner das ich keine Ahnung habe von dem, was ich hier mache und sage. Am Ende lief’s super, ich habe sogar vor Abschluss des Projektes einen Folgeauftrag bekommen. Aber das Projekt war hart – unzählige Manuals und Regularien, bevor man überhaupt kreativ werden durfte. Trotzdem: genau solche Erfahrungen bringen dich weiter.
Wie läuft so ein kreativer Prozess für dich ab? Gibt’s feste Rituale – oder startet alles mit einem weißen Bildschirm?
Komplette Leere. Klingt hart, ist aber extrem spannend: Jeder Auftrag ist ein Neuanfang. Ich starte mit Recherche, vielen Gesprächen mit meinen Kund:innen und baue so Stück für Stück auf. Mir ist wichtig, dass es persönlich wird – dass wir uns auf Augenhöhe begegnen.
Klar, Struktur braucht es: Abstimmung, Feedback, dann Umsetzung. Aber zu viel Struktur zerstört die Kreativität. Ein bisschen Chaos gehört immer dazu.
Um kreativ zu bleiben, bin ich ständig mit meiner Arbeit unzufrieden und hinterfrage alles, sonst kannst du dich nicht weiterentwickeln.
Du hast unseren allerersten DearTrier-Merchdrop designt – wie war das für dich? Was hat dich an der Zusammenarbeit gereizt?
Die Anfrage kam zum richtigen Zeitpunkt. Für mich war das ein Traumprojekt. Frei entfalten, keine engen Vorgaben und dazu noch dieses familiäre Feeling mit DearTrier. So macht Design einfach am meisten Spaß. Wir haben die Shirts in Trier bedrucken lassen. Merch für Trier und dann auch noch regional produziert. Der Austausch mit DearTrier und Produzenten vor Ort war spannend und wir konnten eine Menge an Erfahrung sammeln.
Merch ist ja auch immer ein Statement – eine Liebeserklärung an den Ort, an eine Haltung, an eine Community. Also ehrlich: Warum hat eine Stadt wie Trier deiner Meinung nach so wenig Merch, der richtig knallt?
Vielleicht tun sich Trierer schwer damit, ihrer Stadt eine Liebeserklärung zu machen. Vielleicht fehlt einfach der Mut. Dabei hat Trier mit seiner 2000-jährigen Geschichte unfassbar viel mehr zu bieten als nur „sauwer“ oder „quant“. Das Potenzial ist riesig – man muss es nur nutzen.
Wenn du in Trier etwas für junge Kreative verändern könntest – was wäre das?
Mehr Austausch! Die Szene hier ist zu klein, um alleine vor sich hin zu werkeln. Netzwerken, sich gegenseitig supporten, gemeinsam sichtbar werden – das wäre schon viel wert.
Und zum Schluss: Wovon träumst du gerade – und was dürfen wir als Nächstes von dir erwarten? Gibt’s ein Projekt, das du unbedingt noch umsetzen willst?
Die Wirtschaftskrise hat dieses Jahr viele Selbstständige und mich auch getroffen. – ich wünsche mir mehr Stabilität und Raum für Herzensprojekte z B. gemeinnützige Organisationen. Ein eigener Saftig-Shop schwirrt mir schon länger im Kopf rum. Mal schauen, was als Nächstes kommt – Ideen habe ich genug, fehlt nur etwas Zeit und Mut zur Umsetzung.
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Cover Foto: Raphaela Kunst