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Anne Faber – Mit „Anne’s Kitchen“ zur Food-Botschafterin von Luxemburg

Anne Faber ist das Gesicht hinter „Anne’s Kitchen“ – einer der bekanntesten Food-Plattformen Luxemburgs. Von London zurück in ihre Heimat hat sie in den letzten 15 Jahren TV-Sendungen moderiert, Kochbücher geschrieben und als Food Creative die luxemburgische Küche ins Rampenlicht gerückt. Wir sprechen mit ihr über ihre Leidenschaft fürs Kochen, den Weg vom Blog zur TV-Karriere und warum die Großregion kulinarisch so viel Potenzial hat.

Liebe Anne, du bist das Gesicht hinter „Anne’s Kitchen“, einer der bekanntesten Food-Plattformen Luxemburgs. Erzähl mal – wer bist du, woher kommst du, und wie bist du zum Kochen gekommen?

Ich bin eine waschechte Luxemburgerin, bin fürs Studium nach England gezogen und habe dort anschließend viele Jahre gelebt und als Journalistin gearbeitet. Es war schon immer mein Traum, meine Liebe zum Essen und Kochen mit Journalismus und Storytelling zu verbinden. 2010 habe ich deshalb meinen Blog ‚Anne’s Kitchen‘ gegründet – einfach um mich ein bisschen auszuprobieren. Darüber bin ich dann in den Food-Journalismus in London hineingerutscht und habe über zwei Jahre bei Time Out gearbeitet, als Restaurantkritikerin und in der Food-Redaktion. Diese Zeit hat mir gezeigt, dass ich unbedingt in diesem Bereich bleiben möchte. Danach habe ich meine erste Kochsendung bei RTL gepitcht, meine Kochbücher veröffentlicht – und seitdem hat sich alles Schritt für Schritt weiterentwickelt. The rest is history.

Wie hat dich die Zeit in London geprägt? Und wie war es, nach Luxemburg zurückzukommen?

Ich habe insgesamt zwölf Jahre in England gelebt, davon neun Jahre in London. Nach meinem Studium bin ich dort direkt in den Journalismus eingestiegen – bei Associated Press, der größten Nachrichtenagentur der Welt. Dort habe ich im Entertainment-Bereich gearbeitet, stand am roten Teppich und habe Stars wie Will Smith oder Reese Witherspoon interviewt. Danach folgten Stationen beim ZDF, wo ich etwa den Royal Wedding und die Olympischen Spiele begleitet habe, und bei RTL Deutschland, wo ich Storys für Explosiv umgesetzt habe. Zwischendurch habe ich sogar als Kamerafrau für einen chinesischen Sender gearbeitet. Es war wirklich ein Kaleidoskop an Erfahrungen, das meinen Blick enorm geprägt hat.

London selbst ist ja eine unglaublich bereichernde Stadt – man taucht dort in so viele Welten ein. Ich habe mich durch unzählige Food-Trends gegessen, sie journalistisch begleitet und gleichzeitig privat ausprobiert. Diese Vielfalt hat mich inspiriert und prägt auch heute noch meine Arbeit. Gleichzeitig habe ich aber gemerkt: So spannend London ist, das Alltagsleben dort kann auch anstrengend werden – überfüllte Tubes, lange Wege, immer Menschenmassen. Irgendwann war ich einfach bereit, die Stadt mehr als Besucherin zu genießen, statt dort weiter meinen Alltag zu bestreiten.

Die Rückkehr nach Luxemburg hat sich dann fast von selbst ergeben. Durch meine Sendungen war ich ohnehin immer häufiger hier, für Drehs, Events und Auftritte. Und plötzlich war klar: Es macht Sinn, wieder heimzukommen. Natürlich war es ein kleiner Kulturschock – Luxemburg ist im Vergleich viel ruhiger. Aber ich habe mich sofort wohlgefühlt, weil ich gemerkt habe, dass sich hier wahnsinnig viel getan hat: Die Großregion ist internationaler und trendiger geworden, und gleichzeitig ist es eben auch mein Zuhause.

Wann kam für dich der Moment, in dem du wusstest: Ich möchte mit meiner Leidenschaft fürs Kochen auch beruflich sichtbar werden?

Eigentlich war für mich schon immer klar, dass ich meiner Leidenschaft fürs Kochen professionell nachgehen wollte – nur eben nicht als Köchin. Schon als Kind habe ich das gespürt: Bei den Pfadfindern habe ich genau zwei Abzeichen bekommen, das Reporter-Badge und das Koch-Badge. Für mich war das ein eindeutiges Zeichen, dass ich etwas mit Essen und Journalismus verbinden musste.

Du bist Kochbuchautorin, TV-Köchin, Content Creatorin, Rezeptentwicklerin – und wahrscheinlich noch so viel mehr. Wenn dich jemand fragt: „Und, was machst du so?“ – was antwortest du dann? Wie würdest du selbst deinen Beruf beschreiben – oder vielleicht besser: deine Berufung?

Das ist tatsächlich immer eine schwierige Frage. Noch vor ein paar Jahren war das, was ich mache, total ungewöhnlich – da gab es kaum jemanden, der so gearbeitet hat. Seit Covid hat sich die Szene aber enorm entwickelt, es gibt heute unglaublich viele Content Creator, die Dinge machen, die in meiner Welt sehr vertraut sind. Aber ich selbst mache das nun schon seit 15 Jahren: Angefangen habe ich 2010 mit meinem Foodblog, als Blogs noch ganz neu waren. Später war ich im professionellen Foodjournalismus tätig, 2012 direkt mit Instagram gestartet, und habe mich immer sehr schnell auf neue Plattformen und Formate eingelassen.

Wie ich mich beschreibe? Am ehesten als Food Creative. Natürlich bin ich Kochbuchautorin, TV-Köchin und -Produzentin, aber ein einziges Wort, das all das abdeckt, gibt es eigentlich nicht. Content Creator trifft es teilweise, Influencer würde ich mich aber ganz sicher nicht nennen. Sehr gerne sage ich auch Food Ambassador, denn ich sehe mich als Botschafterin für die Luxemburger Küche – nicht zuletzt, weil ich von Botschaften im Ausland immer wieder eingeladen werde, unser Essen zu repräsentieren.

Wie fühlt es sich an, so viele Menschen mit deinen Rezepten, Fotos und Ideen zu inspirieren? Und was ist dir bei deiner Arbeit am allerwichtigsten?

Es ist für mich immer wieder wunderbar zu sehen, dass die Rezepte, die ich in meiner Küche entwickle, tatsächlich bei den Menschen zu Hause nachgekocht werden. Besonders während Covid habe ich mit meiner RTL-Sendung unglaublich viele Leute erreicht – ich glaube, inzwischen hat fast das halbe Land schon meine Wäinzoossiss Meatball-Pasta gekocht. Das ist natürlich ein fantastisches Gefühl.

Mich freut es riesig, wenn ich höre, dass meine Rezepte regelmäßig nachgekocht werden, und ich bin jedes Mal begeistert, wenn meine Bücher es ins Ausland schaffen und ich sehe, dass auch dort meine Rezepte nachgekocht werden. Dieses direkte Feedback und die Verbindung mit den Menschen sind für mich das Schönste an meiner Arbeit.

Wie unterscheidet sich eigentlich das Kochen fürs Fernsehen vom Content auf Social Media? Und hast du das Gefühl, dass sich da in den letzten Jahren etwas verändert hat?

Kochen vor der Kamera tu ich jetzt schon 13 Jahre  – aber Fernsehen und Social Media unterscheiden sich doch stark. Im Fernsehen habe ich mehr Raum, um Geschichten zu erzählen und in einem ruhigeren Rhythmus durch ein Rezept zu führen. Auf Social Media dagegen ist die Aufmerksamkeitsspanne extrem kurz, und die Algorithmen machen es schwer, zuverlässig viele Menschen zu erreichen.

Während ich nach einer Fernsehsendung sofort sehr viel direktes Feedback bekomme und sogar auf der Straße darauf angesprochen werde, verschwinden Beiträge auf Social Media manchmal einfach im Algorithmus. Hinzu kommt, dass sich das Nutzerverhalten stark verändert hat: Früher standen Fotos im Vordergrund, heute geht es fast ausschließlich um Video – oft in einem sehr schnellen, oberflächlichen Tempo. Slow Storytelling ist da kaum möglich, auch wenn mir das persönlich wichtig ist.

Was würdest du jemandem raten, der oder die selbst in der Food-Welt durchstarten möchte – sei es als Influencer:in, Kochbuchautor:in oder Creator?

Mein wichtigster Rat wäre: einfach anfangen. Nicht lange überlegen, sondern loslegen und ausprobieren. Es geht darum, viel zu üben und mit der Zeit herauszufinden, was die eigene ‚Food Voice‘ ist – also die ganz persönliche Handschrift in der Food-Welt.

Man muss sich aber bewusst sein, dass es extrem viel Arbeit ist. Nichts kommt von allein, und manchmal kann es auch anstrengend sein, wenn aus einem Hobby plötzlich ein Vollzeitjob wird. Es ist Learning by Doing – und vor allem sehr viel Doing.

Außerdem ist das Feld inzwischen stark gesättigt. Gerade auf Social Media gibt es heute unglaublich viele Creator, die um Aufmerksamkeit konkurrieren. Trotzdem ist es möglich, seinen eigenen Platz zu finden – indem man authentisch bleibt und die eigene Community Schritt für Schritt aufbaut.

Was macht für dich die luxemburgische Küche besonders – und warum hat sie in der internationalen Food-Welt mehr Aufmerksamkeit verdient?

Ehrlich gesagt habe ich mich früher gar nicht so sehr für die Luxemburger Küche interessiert. Erst als ich in England gelebt habe, wurde mir bewusst, wie besonders unsere Esskultur eigentlich ist – und dass außerhalb kaum jemand wusste, was luxemburgisches Essen überhaupt bedeutet. Da habe ich gemerkt, dass es eine wunderbare Nische ist, mich mit meiner Herkunft zu beschäftigen.

Was unsere Küche ausmacht, ist diese Mischung aus deutschen und französischen Einflüssen – deftig, gut bürgerlich, mit viel Butter, Sahne und Fleisch, aber auch geprägt von regionalen Produkten und Produzenten. Wir haben in Luxemburg unglaublich tolle Zutaten und Betriebe, die es verdienen, gesehen zu werden.

Natürlich ist unser Repertoire an traditionellen Rezepten nicht riesig, und vieles ähnelt den Grenzregionen. Aber gerade in einer globalisierten Welt finde ich es wichtig, dass wir unsere kulinarischen Wurzeln pflegen, damit diese Gerichte nicht in Vergessenheit geraten. Und genau deshalb verdient die Luxemburger Küche mehr Aufmerksamkeit auch auf internationaler Ebene.

Was bedeutet dir die Großregion – und was wünschst du dir für die kulinarische Zukunft in Luxemburg, Trier und Umgebung?

Die Großregion bedeutet für mich eine wunderbare Chance, über Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Ich fand es zum Beispiel großartig, mit Quattropole in Trier, Saarbrücken und Metz unterwegs zu sein und mich dort mit anderen Foodies auszutauschen – gemeinsam haben wir sogar einen Food Guide entwickelt.

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass es noch viel mehr solcher Cross-Border-Projekte gibt: mehr Austausch, mehr gemeinsamer Content und einfach mehr Gelegenheiten, sich gegenseitig kennenzulernen und voneinander zu lernen. Kulinarisch können wir in der Großregion unglaublich viel gegenseitig inspirieren.

Weitere Infos zu Anne und ihrer Arbeit:

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Foto: Dominika Montonen Koivisto


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