
Geli Scholtes trifft Annegret Lipp, die mit ihren veganen “angeregtes” Brunchboxen eine neue Frühstückskultur in die Region bringt. Was als persönliche Ernährungsreise begann, wurde zu einem Herzensprojekt, das Genuss, Regionalität und hochwertige, pflanzenbasierte Küche verbindet. Im Gespräch erzählt sie von ihrem Weg zurück in die Heimat, wie sich “angeregtes” stetig weiterentwickelt und warum das Wasser nicht wärmer wird, wenn man später springt.
Erzähl uns kurz, wo du herkommst und wo du gerade wohnst.
Ich bin Annegret Lipp, komme aus Morscheid im Hunsrück – nicht zu verwechseln mit Morscheid bei Trier. Ich war fürs Studium in Hessen, in Gießen und Frankfurt, und auch im Ausland unterwegs. Durch die Pandemie bin ich wieder in die Heimat zurückgekehrt und habe im Hunsrück gelebt. Jetzt habe ich eine schöne Wohnung in der Trierer Innenstadt gefunden und kann nochmal ein bisschen Stadtluft schnuppern.
Was hast du studiert? Was ist dein Beruf?
Ich habe ‚Moderne Fremdsprachen, Kulturen und Wirtschaft‘ studiert – eine Mischung aus Englisch, Russisch und BWL. Während des Studiums war ich im Auslandssemester in Russland und bin dann durch Praktika und Jobs im Bereich Marketing, Kommunikation und Social Media gelandet. Zuletzt war ich Social-Media-Managerin, habe mich dann aber entschieden, beruflich einen anderen Weg einzuschlagen und angeregtes mehr Raum zu geben. Aktuell arbeite ich im Blumencafé in Schweich und sammle dort spannende Erfahrungen in der Gastronomie.
Deine Ernährung spielt eine große Rolle in deinem Leben – wie kam es dazu?
Ich hatte lange mit Neurodermitis zu kämpfen und war es leid, dass die einzige Lösung immer nur „Hier, nimm Cortison“ war. Also wollte ich verstehen, was mein Körper wirklich braucht, und habe mich intensiv mit Ernährung beschäftigt. Dabei habe ich gemerkt, dass mir eine pflanzliche Ernährung guttut – gesundheitlich und weil sie mir Spaß macht. Um mein Wissen weiter zu vertiefen, habe ich eine Weiterbildung zur Ernährungsberaterin gemacht, die mir heute auch bei angeregtes hilft.
Wie entstand die Idee zu deinem Brunchbox-Start-up angeregtes?
Die Idee hatte ich schon länger. Als ich noch in Frankfurt gelebt habe, war ich begeistert von der Auswahl an Cafés, Pop-Ups und Brunch-Events – gerade auch für pflanzliche Ernährung. In meiner Heimat fehlte mir das total. Ich war aber nie lange genug dort, um etwas Eigenes aufzubauen. Dann kam Corona, mein Auslandspraktikum fiel aus, und plötzlich war ich länger im Hunsrück. Mit den Lockdown-Beschränkungen bot sich die Idee von To-Go-Brunchboxen an – und ich dachte mir: Wenn nicht jetzt, wann dann? Also habe ich einfach losgelegt, und daraus hat sich angeregtes. Schritt für Schritt entwickelt.
Deine Brunchboxen sind komplett vegan, aber du stellst das gar nicht so in den Vordergrund. Wie kam es zum Konzept und den Rezepten?
Für mich stand nie „vegan“ als Verkaufsargument im Mittelpunkt – es geht um ein besonderes Frühstückserlebnis mit hochwertigen Zutaten und neuen Geschmäckern. Viele merken erst beim Essen, dass die Box komplett pflanzlich ist.
Die Rezepte sind durch viel Ausprobieren entstanden. Ich wollte eine abwechslungsreiche Mischung aus süß, herzhaft, frisch und etwas zum Gönnen. Die Tomatenbutter ist inzwischen ein Signature-Dish. Außerdem gibt es saisonale Specials – mal American Breakfast, mal ein Oktoberfest- oder Weihnachts-Edition. So bleibt es spannend, auch für Stammkund:innen.
Du machst alles alleine? Wie sieht so ein Brunchbox-Sonntag bei dir aus?
angeregtes ist zumindest auf Social Media eine One-Woman-Show – doch ohne die Unterstützung von Familie und Freunden wäre das nicht machbar. Sie helfen beim Packen, Probieren und stehen mit Rat und Tat zur Seite. Gekocht wird aktuell in einer Mietküche im Hunsrück, mit Zutaten, die ich bewusst regional wähle – Brötchen vom Bäcker, frische Produkte direkt aus der Umgebung. An einem Wochenende schaffe ich bis zu 20 Boxen, von Freitag bis Sonntag läuft alles auf Hochtouren: vorbereiten, verpacken, ausliefern, spülen. Und am Ende des Tages schaue ich mir die Instagram-Storys an, genieße es zu sehen, wie die Boxen auf den Frühstückstischen landen, und lese die lieben Nachrichten.
Corona ist längst vorbei, Cafés sind wieder voll – und trotzdem ziehst du dein Brunchbox-Ding weiter durch. Was hat dich davon abgehalten, einfach in den „normalen“ Alltag zurückzukehren?
Aufhören war für mich nie eine Option – dafür hat sich alles viel zu schön entwickelt. Ich habe gemerkt, dass hier in der Region noch richtig viel Potenzial steckt. Über das Lecker-Pfädchen, einen regionalen Genuss-Wanderweg, entstand die Idee für Picknicks, und plötzlich fragten Leute: „Kann ich dich auch für meinen Geburtstag buchen?“ oder „Gibt’s eigentlich Gutscheine?“ – so wurde aus den Brunchboxen nach und nach ein ganzes Konzept. Jetzt entstehen ständig neue Ideen, oft durch den Austausch mit anderen Gründerinnen. Pilates & Brunch, Blüten & Wein – besondere Erlebnisse, die Menschen zusammenbringen. Genau das liebe ich, und genau damit will ich weitermachen.
Was sind deine Zukunftspläne? Hast du Lust zu expandieren – und wenn ja, in welche Richtung soll es gehen?
Ich habe viele Ideen! Ich will mehr Events oder Picknicks organisieren. Die Region ist perfekt dafür. Auch das Thema Firmen-Catering finde ich spannend – Lunch-Angebote oder Teamfrühstücke für Unternehmen in Trier oder Luxemburg. Außerdem halte ich immer die Augen nach einer festen Location offen – vielleicht eine Produktionsküche oder ein Raum, in dem man auch mal vor Ort essen kann. Gleichzeitig finde ich Pop-Up-Konzepte spannend, um flexibel zu bleiben. Mal sehen, wohin die Reise geht!
Lass uns mal groß träumen: Wenn du unendlich viel Geld hättest – was würdest du im Hunsrück damit auf die Beine stellen?
Ein Gründerzentrum! Ein Ort, wo du reingehen kannst und hinter jeder Tür sitzt jemand, der dir weiterhilft – Steuern, Marketing, Gewerbeanmeldung. Einfach eine Anlaufstelle für alle, die etwas aufbauen wollen. Und dann noch ein flexibler Raum für Events, Workshops, kleine Märkte. Im Hunsrück fehlt genau so ein Ort.
Und zum Abschluss: Dein größtes Learning aus den letzten Jahren?
Einfach machen! Ich habe viel zu lange überlegt, statt einfach loszulegen. Aber das Wasser wird nicht wärmer, wenn man später springt. Irgendwann muss man sich trauen – und dann lernt man unterwegs. Genau so ist angeregtes gewachsen, und genau so will ich weitermachen.
Mehr Infos über angeregt:
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