
Vom Großstadtleben in Köln in die ruhige alte Römerstadt – so sieht der Weg von Benedikt Belger aus. Als Geschäftsführer des legendären Karthäuserhofs führt er nicht nur eines der ältesten Weingüter der Welt in die Zukunft, sondern kombiniert Tradition mit Innovation auf höchstem Niveau.
Im Gespräch erzählt Bene von seiner Zeit bei III Freunde Weine – der Weinmarke von Joko Winterscheidt und Matthias Schweighöfer – und warum der Schritt zum traditionsreichen Karthäuserhof der richtige für ihn war. Er spricht offen über die Herausforderungen und Chancen, die die Region ihm bietet, und wie er den Karthäuserhof nicht nur als Weingut, sondern auch als Teil der einzigartigen Mosel- und Ruwer-Region weiterentwickeln möchte.
Eine Geschichte über frischen Wind, Visionen und die Liebe zum Wein – alles in einer der schönsten Ecken Deutschlands.
Du bist gebürtiger Kölner und hast viele Jahre in der Großstadt gelebt – vor rund zwei Jahren hast du dich entschieden, mit deiner Familie nach Trier zu ziehen, um die Geschäftsleitung eines der ältesten Weingüter der Welt zu übernehmen. Was hat dich zu diesem Schritt bewegt?
Die Vision hat mich sofort begeistert. Als die Gespräche zwischen dem Karthäuserhof und mir 2023 begannen, war mir relativ schnell klar, dass dies eine einmalige Chance ist. Eines der traditionsreichsten Weingüter der Welt mit prämierten Rieslingen von höchster Qualität, dazu die Vision von Albert Behler, in die Strukturen – sowohl in Menschen als auch in Gebäude – zu investieren und den Karthäuserhof in die nächste Ära zu führen, das hat mich auf Anhieb total begeistert. In dieser Form gibt es derzeit wohl kein vergleichbares Projekt in Deutschland. Das mussten wir als Familie einfach machen.
Zuvor warst du Geschäftsführer bei III FREUNDE Weine, der bekannten Weinmarke von Joko Winterscheidt und Matthias Schweighöfer. Was hat dich damals zur Weinbranche geführt – und was fasziniert dich bis heute an ihr?
Wahrscheinlich wie bei allen, die nicht von Haus aus im Weinbau verwurzelt sind: Freude am Wein! In einer früheren Funktion war ich viel international unterwegs, vor allem in Südamerika. Unter anderem auch regelmäßig in Chile. Da führte der Weg relativ schnell zu tollen Rotweinen. Es folgten Besuche auf Weingütern in Deutschland und erste Freundschaften zu Winzer:innen. Wein verbindet Menschen und ist aus meiner Sicht ein schöner Katalysator für tolle Gespräche und eine gute Zeit miteinander. Und man lernt nie aus. Die Weinwelt ist so unglaublich groß. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Das hat mich von Anfang an fasziniert und begeistert mich bis heute. Bis 2020 war ich vor allem in verschiedenen Managementpositionen tätig, insbesondere in den Bereichen Vertrieb, Internationalisierung und Marketing. Nachdem über einen Headhunter der Kontakt zu III FREUNDE zustande kam, war schnell klar, dass ich über den privaten Geschmack hinaus für das Thema Wein brenne. Als es nach einem Kennenlernen in München auch persönlich passte, fiel mir die Entscheidung leicht und ich konnte Ende 2020 mein „Hobby“ zum Beruf machen.
Wie war es denn so mit Joko & Matthias zu arbeiten? Und was ist denn der krasseste Moment mit irgendwelchen Promis, die du erlebt hast?
Ganz „normal“, um ehrlich zu sein. Die beiden haben mir und dem Team von Anfang an sehr vertraut und uns einfach mal machen lassen. Natürlich waren sie nah dran und wir haben uns täglich über wichtige Entscheidungen ausgetauscht. Aber operativ konnten das Team und ich uns austoben. Und der Erfolg spricht für sich. 😊
Die „krasseste“ Geschichte spielte sich aber tatsächlich nicht im III FREUNDE Kosmos ab, sondern erst kürzlich in Frankreich. Dort hatten wir nämlich mit dem Karthäuserhof eine Weinprobe mit einigen Gastro-Partnern. Irgendwann kam ein Mitorganisator auf mich zu und sagte, dass noch ein „VIP“ teilnehmen möchte, dieser „VIP“ aber so bekannt sei, dass er nicht teilnehmen könne. Als ich nachfragte, wer das sei und der Name „ Prince William“ fiel, schloss ich die Royals per se erst einmal aus und vermutete einen Rapper, der sich „Prince William“ nennt. Die Royals konnten es nicht sein! Als mir dann aber gesagt wurde, dass auch Kate und die Kinder dabei sind, war auch mir klar, dass es sich tatsächlich um den Thronfolger und seine Familie handelt. Er hat unseren BRUT und das Große Gewächs 2018 übrigens total gefeiert und die Paparazzi haben ihn anschließend mit einer Flasche auf der Terrasse erwischt. 😊
Der Wechsel von einer modernen, coolen Marke wie III FREUNDE zu einem traditionsreichen Weingut wie dem Karthäuserhof ist ja ein ziemlich großer Schritt. Was hat dich dazu bewogen, diesen Weg zu gehen – und was hat dich an der Herausforderung besonders gereizt?
Für mich war klar, dass ich meine Zukunft in der Weinbranche sehe. Was wir in den drei Jahren bei III FREUNDE Weine aufgebaut haben, ist unglaublich und alle Beteiligten können sehr stolz darauf sein. Als ich kam, fand ich eine komplett grüne Wiese vor und wir konnten gemeinsam mit dem Team, anfangs WerkstudentInnen und einem festangestellten Kollegen, eine einzigartige Wachstumsgeschichte schreiben.
Mir war immer wichtig, dass ich zu 100 Prozent hinter dem Produkt und der Vision stehe und dass von der Traube bis zur geöffneten Flasche Authentizität und Qualität im Vordergrund stehen. Dafür ist der Karthäuserhof einfach eine DER Adressen in Deutschland. Der Wechsel zum Karthäuserhof fühlte sich daher von Anfang an wie der richtige nächste Schritt an. Jetzt, nach eineinhalb Jahren, kann ich das genauso bestätigen. Was hier im Ruwertal Tag für Tag passiert, mit welcher Leidenschaft und welchem Qualitätsanspruch gearbeitet wird, ist einfach faszinierend.
Der Karthäuserhof zählt zu den ältesten Weingütern der Welt. Was bedeutet es für dich, Teil dieser außergewöhnlichen Geschichte zu sein? Und wie gelingt es dir, Tradition und Innovation im täglichen Arbeiten zu vereinen?
Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen kitschig, aber für mich ist es vor allem eine große Ehre, den Karthäuserhof als Geschäftsführer mit einem tollen Team in das nächste Kapitel führen zu dürfen. Fast 700 Jahre Geschichte bringen viel Demut mit sich und damit auch die Verantwortung, mit diesem Erbe respektvoll umzugehen. Bei allem Stolz auf unsere Geschichte schauen wir vor allem nach vorne und gestalten täglich die Zukunft des Karthäuserhofs. Die behutsame Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude, die Digitalisierung aller Prozesse, die Platzierung des Karthäuserhofs in modernen Kommunikationskanälen wie Social Media und E-Commerce sowie der Aufbau eines jungen, dynamischen Teams sind nur einige Beispiele dafür, wie wir den Karthäuserhof Stück für Stück weiterentwickeln.
In letzter Zeit war ich vor allem in Start-Ups involviert und ehrlich gesagt fühlt sich der aktuelle Aufbruch im Karthäuserhof sehr vergleichbar an – ein bisschen wie das älteste Start-Up der Welt. (Bene lacht.) Das Team steht hier übrigens an erster Stelle. Mir war es immer wichtig – oder ich kann gar nicht anders – ein enges, vertrautes Verhältnis zu meinem Team und auch im Team untereinander aufzubauen. Das kann man nicht wirklich „mechanisch“ erreichen, sondern es entwickelt sich im besten Fall eine ganz natürliche, freundschaftliche Dynamik untereinander. Und das hat auf Anhieb gut funktioniert – sowohl beim etablierten Team als auch bei allen neu dazu gestoßenen KollegInnen. Der Effekt ist überall spürbar. Beim Erlebnis für die KundInnen, bei der Weinqualität und natürlich bei der täglichen Stimmung untereinander. Ein gut funktionierendes Team ist schließlich die Basis für den Erfolg.
Was sind denn eure Pläne und Visionen für den Karthäuserhof in den kommenden Jahren? Wohin möchtest du das Weingut entwickeln?
Der Karthäuserhof steht für Rieslinge auf Topniveau. Wenn man an trockene Rieslinge denkt, muss es bei Weinfreunden auf der ganzen Welt sofort „Klick“ machen: Karthäuserhof, Mosel – Saar – Ruwer, Trier. Und das nicht nur in internationalen Sterneküchen, sondern auch ganz entspannt auf der heimischen Terrasse. Und da bieten wir wirklich für jeden etwas. Angefangen bei unserer Zweitmarke BRUNO, die in Richtung „Easy Drinking“ mit Qualitätsanspruch geht und eher ein jüngeres Publikum anspricht, über unseren Karthäuserhof BRUT, der zum Anstoßen einlädt und auch als Begleiter zu gutem Essen glänzt, bis hin zu unserem Schieferkristall, den Alten Reben oder unserem Flaggschiff: dem Großen Gewächs. Übrigens: Natürlich sind wir auch sehr stolz auf unsere tollen Kabinette und Spätlesen, die es so nur von der Ruwer gibt. Aber wenn ich mir aussuchen dürfte, mit welchem Produkt man uns am ehesten in Verbindung bringt: Weltklasse trockene Rieslinge.
Wein ist aber vor allem viel Emotion, und ich wünsche mir, dass man mit dem Karthäuserhof vor allem das verbindet, wofür wir alle stehen: kompromisslose Qualität, Authentizität, Nachhaltigkeit und vor allem einen genussvollen Beitrag für ganz besondere Momente in guter Gesellschaft. Spätestens wenn wir Ende 2026 mit dem Umbau fertig sind, soll der Karthäuserhof auch ein Ausflugsort für alle Triererinnen und Trierer und das Einzugsgebiet sein. Was wir hier schaffen, ist für alle da und soll ein Leuchtturm für die Region sein. Trier und das Umland sollen stolz sein auf dieses einzigartige Weingut im Ruwertal. Dabei spielt übrigens auch das Thema Events eine große Rolle – sowohl auf dem Karthäuserhof als auch dort, wo wir stattfinden. Wein muss erlebbar sein, einzigartige Momente müssen geschaffen werden. Deshalb gibt es hier auch wieder ein Hoffest, einen gemeinsamen Lesetag oder Events in und um Trier, die wir jetzt organisieren.
Wie war es für dich und deine Familie, aus der Großstadt ins beschauliche Trier zu ziehen? Was war überraschend schön – und was vielleicht herausfordernd?
Man kriegt den Kölner aus Köln, aber niemals Köln aus dem Kölner. Sagt man. Und das stimmt auch! Und das wird auch immer so bleiben, weil wir natürlich in und um Köln enorm verwurzelt sind und der Rheinländer an sich auch ein ganz eigener Typ ist. Aber ich finde, Trier ist gar nicht so weit weg. Wir sind super herzlich aufgenommen worden und haben direkt viele tolle Kontakte geknüpft. Und es gibt hier sogar Kölsch! 😉
Natürlich war es am Anfang auch eine Herausforderung, vor allem für meine Frau Mara. Wir sind im Dezember 2023 mit unserer damals 8 Monate alten Tochter in eine neue, kleinere Stadt gezogen – ohne große Kontakte. Rund um Köln wohnen alle Großeltern und hier waren wir zunächst auf uns allein gestellt. Da ich auch noch 24/7 auf dem Karthäuserhof eingespannt bin, mussten wir uns schon ganz neu organisieren. Aber wie gesagt, mittlerweile haben wir uns super eingelebt und mit unserem Sohn im November 2024 auch ein echtes Triererchen bekommen. 😊
Was hast du in deiner bisherigen Zeit in Trier gelernt – beruflich, aber auch persönlich?
Ich durfte feststellen, dass ich erst jetzt so richtig im Thema Wein angekommen bin. Der Teil nachhaltiger, biodynamischer Weinbau, der mir vorher fehlte, aber natürlich die absolute Basis bildet, kam über den Karthäuserhof nun nochmal hinzu und ich lerne täglich von Mathieu, Dominik, Paul und dem Team.
Persönlich habe ich vor allen Dingen viel mit meiner Frau Mara und unserer kleinen Familie gelernt. Ich ziehe wirklich den Hut vor dem Commitment Maras, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und den gemeinsamen Traum hier zu verwirklichen. Sie stärkt mir so gut den Rücken, ist für die Kids und mich ein riesiger Rückhalt. Da kann man nicht oft genug „danke“ sagen. Wir sind als Team nochmal enger zusammengewachsen.
Wenn du einen Wunsch frei hättest: Was würdest du dir für Trier, die Moselregion oder auch deinen eigenen Alltag hier wünschen?
Zunächst einmal für die nächsten 100 Jahre keinen Frost bitte. Der hat uns in 2024 nämlich heftig getroffen und wir mussten 95% Ernteeinbußen hinnehmen. Das reicht dann auch erstmal für dieses Jahrhundert. Für den eigenen Alltag wünsche ich mir, dass die Initiativen, die für die Menschen hier Events und Aktivitäten organisieren, noch stärker angenommen und ausgebaut werden. Was zum Beispiel im Herrlich Ehrlich durch Ali Haidar oder bspw. auch in der City im Innenhof der Schlemmereule von Johannes Kneip umgesetzt oder geplant wird, ist für die Region super wichtig und gibt uns allen noch mehr Lebensqualität. Und ich finde, das ist erst der Anfang. Trier und Umgebung hat so viel zu bieten – lasst uns gemeinsam an spannenden Konzepten werkeln!
Als Teil der Weinregion Mosel-Ruwer: Was macht diese Gegend für dich besonders – landschaftlich, menschlich, geschmacklich?
Weinberge, Wälder, Flüsse und Seen direkt vor der Haustüre, menschlich erstaunlich nah an der rheinischen Frohnatur dran und kulinarisch mit das Beste, was ich auf so engem Raum bisher erlebt habe.
Und zum Abschluss: Wenn du Trier in drei Worten beschreiben müsstest – welche wären das, und warum?
Wein. Kulinarik. Chancen.
Mehr Infos über Benedikt Belger und den Karthäuser Hof:
♡ Vernetze dich mit Benedikt Belger auf LinkedIn
♡ Besuche die Website vom Karthäuserhof
♡ Folge dem Karthäuserhof auf Instagram