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Daniela Johanni – Vom Atelier in die Zukunft: Faire Mode made in Germany mit NNI Studio

Daniela „Danni“ Johanni ist Modedesignerin und Inhaberin von NNIstudio in der Trierer Innenstadt – mit einem Atelier in der Neustraße und einem Store am Kornmarkt. Sie produziert ihre Kollektionen komplett in Deutschland und gehört damit zu den wenigen heimischen Produzent*innen.

In ihrem schönen Atelier in der Neustraße sprechen wir offen über ihre Leidenschaft für Mode, die Herausforderungen der heutigen Zeit und wie sie mit NNIstudio kreative Lösungen findet, die nicht nur ihr Business voranbringen, sondern auch einen echten Mehrwert für die Trierer City schaffen.

Wo kommst du her und wo bist du aufgewachsen?

Ich bin ein Trierer Mädchen und bin in Neuhaus an der B51 aufgewachsen. Meine Eltern sind ein paar Jahre vor meiner Geburt aus beruflichen Gründen von Bayern nach Trier gezogen.

Woher kommt deine Leidenschaft für Mode und warum hast du dich entschieden, Modedesign an der Fachhochschule Trier zu studieren? Ist das nicht exotisch, wenn man in einer kleinen Großstadt wie unserer aufwächst? 

In Trier Modedesign zu studieren, ist gar nicht so abwegig. Wir haben eine Modeschule, die deutschlandweit ziemlich bekannt ist. Mich hat es schon als Kind gereizt, etwas Handwerkliches zu machen. Meine Mama ist Textildesignerin und bei uns zu Hause gab es immer Stoffe. Ich habe schon früh angefangen, mir selbst Kostüme zu nähen, und wenn es im Laden nicht das gab, was ich mir vorgestellt habe, habe ich es einfach selbst genäht. Damals war das Angebot in Trier jedenfalls noch kleiner und Online-Shopping noch keine Option.

Es hat mich also schon immer fasziniert, etwas herzustellen. Am Anfang habe ich mich nicht unbedingt nur auf den Bereich Mode fokussiert. Das hat sich im Laufe der Zeit ergeben und ich finde, dass es einer der Designbereiche ist, der uns täglich begleitet und daher einen hohen Stellenwert in unserem Alltag hat. Ich meine damit, wie ich mich in meiner Kleidung fühle, was ich dadurch ausdrücke und wie ich, auch durch beides beeinflusst, meinen Alltag bestreite.

Die Kollektionen von NNIstudio sind bekannt für ihre zeitlosen, klassischen Designs und die hohe Qualität der Materialien und Verarbeitung. Woher kommt deine Leidenschaft und das Know-how für gute Textilien?

Die Expertise meiner Mutter hat sicher einen großen Teil dazu beigetragen. Meine Liebe zum Strick hat sich dann aber in der Textilhochburg Apolda bei Weimar gefestigt. Dort war ich im letzten Jahr meines Modedesign-Studiums “Designer in Residence”. Unsere Hochschule hat eine Kooperation mit Apolda und so konnte ich insgesamt eineinhalb Jahre meines Studiums dort leben und arbeiten.

In Apolda gibt es noch große Strickereien und kleine Textilbetriebe. Gerade wenn wir über die Textilindustrie in Deutschland sprechen, muss man das mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Wenn ich dir Bilder von damals zeige, dann siehst du große Maschinenparks, die für mich als Textilerin auf den ersten Blick den Himmel auf Erden darstellen. Hier, denkst du, ist alles möglich. Auf der anderen Seite sieht man, dass weit über die Hälfte der Maschinen total verstaubt sind und nicht mehr benutzt werden. Durch den Mangel an Nutzung der Maschinen werden auch die Fachkräfte nicht mehr ausgebildet und wandern in andere Bereiche ab. Das ist wirklich ein Riesenproblem für die deutsche Modeindustrie und in meinen Augen auch ein großer Verlust für uns alle.

Auch ein Partnerbetrieb in Cottbus, mit dem ich seit meiner Gründung sehr eng zusammenarbeite, hat vor wenigen Wochen von heute auf morgen den Betrieb einstellen müssen. Das ist für uns erstmal eine Katastrophe, denn diese Partnerschaft hat einen Großteil unserer Produktion abgesichert. Leider haben wir hier in Trier einfach nicht die räumlichen Kapazitäten, um das alles selbst zu bewältigen. Dort gab es den Maschinenpark und das technische Know-how. Das hat viele Jahre gut funktioniert. Es war immer eine sehr positive Zusammenarbeit. Es hat mich total geschockt, dass das von heute auf morgen vorbei ist. Ich habe das Gefühl, dass gerade alles sehr ins Ruckeln gerät. Bestimmt auch teilweise in Folge von Corona und der wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre. 

Einige der Textilien, aus denen wir unsere Kollektion fertigen, stellen wir selbst her, vom Spinnen des Rohstoffs über das Weben bis hin zum fertigen Kleidungsstück. In den letzten Jahren konnten wir uns mit anderen kleinen Marken zusammenschließen, um gemeinsam Stoffbestellungen in Auftrag zu geben oder auch Überhänge, also Reste aus großen Textilproduktionen, in den eigenen Kollektionen zu verarbeiten. Leider sind viele dieser Partner weggebrochen, und ich muss jetzt komplett umstrukturieren. Ich kann nicht nur 50 Meter Stoff weben lassen, die wir für unsere Produktion brauchen. Damit sind die Maschinen nicht ausgelastet, und so zieht sich der Rattenschwanz leider weiter. Auch einige Material- und Zubehörlieferanten fallen weg.

Ist die aktuelle Situation aber nicht auch eine Chance für dich, deine Kollektion nicht nur “Made in Germany”, sondern auch “Made in Trier” zu produzieren? Und wäre das nicht auch eine große Chance und Bereicherung für unsere Stadt, einen neuen Wirtschaftszweig zu entwickeln?

Total! Die Überlegung ist schon seit Anfang an da. Aber das ist ein riesiges Projekt. Wir haben ja schon immer unser eigenes Atelier in der Trierer Neustraße. Einen großen Teil der konfektionierten Designs haben wir schon immer hier vor Ort produziert. 

Ich bin nicht die klassische Businessplan-Gründerin, sondern eher die spontane, schnelle Planerin und habe bisher viel auf mich zukommen lassen. Das geht ab einer gewissen Unternehmensgröße und mit mehr und mehr Abhängigkeiten auch von und mit Partnerunternehmen natürlich nicht mehr. Genau deshalb ist jetzt ein komplettes Aufräumen und Umdenken angesagt. Als Unternehmerin fühlst du dich durch so etwas immer wieder auf die Start-up-Ebene zurückgeworfen. Das ist Chance und Herausforderung zugleich. Wobei es natürlich eine ganz andere Herausforderung ist als vor sechs Jahren, als ich NNIstudio gegründet habe.

Aber letztendlich sind es die neuen Herausforderungen, die mich reizen und motivieren, weiter zu machen. Am Anfang wollte ich mir und allen anderen beweisen, dass wir in Trier und in Deutschland Mode produzieren können! Von vielen Kolleg*innen aus der Branche wurde ich erst einmal belächelt: “Na, mal schauen, ob du das schaffst?” Damals war die Produktion in Billiglohnländern noch viel naheliegender. Das ist es für die meisten auch heute noch. Und es ist natürlich auch eine Branche, in der alte Strukturen dominieren. Aber es hat sich auch viel verändert und ich vertrete meine Meinung hierzu radikal. Mir immer wieder bewusst zu machen, dass das, was mein Team, meine Familie und ich bisher auf die Beine gestellt haben, ziemlich cool ist, gibt mir die Energie, weiter für unsere Vision zu kämpfen. Im Moment heißt es für mich oft Zähne zusammenbeißen. Aber ich habe ein tolles Team und tolle Stammkund*innen und bin optimistisch.

Apropos Herausforderung – die scheinst du ja zu lieben – warum hast du dein Label damals ausgerechnet in Trier gegründet und nicht in deutschen Modemetropolen wie Berlin, Düsseldorf oder Köln?

Eigentlich durch Zufall. Zur Gründungszeit vor sechs Jahren, wohnte ich wie gesagt in Weimar und kam nur für ein “Pop-up-Wochenende” nach Trier. Damals gab es viele Leerstände in der Innenstadt. Ich bin durch die Neustraße gelaufen und habe bei Vermieter*innen und Läden angefragt, wo man eine Pop-up-Veranstaltung machen könnte. Einfach offen auf alle zugehen und fragen, das hat mich bisher am weitesten gebracht. (Danni lacht.) So haben sich die Räume in der Neustraße ergeben, in denen wir heute noch sind. Damals noch ohne den festen Plan hier zu bleiben oder zu sagen, Trier ist der Ort, wo ich das unbedingt machen will. Es hat sich für mich so ergeben und Stück für Stück entwickelt. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es viel besser angenommen wurde, als ich erwartet hatte. 

Das Schöne an unserer Kollektion ist, dass man sie unabhängig von Trends einfach sehr zeitlos tragen kann und trotzdem immer modisch gekleidet ist. Egal, ob man in Berlin, München, Trier oder in einem Dorf in der Eifel unterwegs ist. Ob man zu einer Hochzeit eingeladen ist, am Strand spazieren geht oder durch die Stadt bummelt. Mit NNIstudio ist man an jedem Ort und zu jeder Gelegenheit passend angezogen und ich denke, das ist auch genau das, was unsere Kollektion ausmacht und was die Trierer*innen daran so lieben.

Verkauft ihr mehr im Laden oder online?

Wir verkaufen mehr offline, also in unserem Laden in der Trierer Neustraße. Das ist auch sehr wichtig, um die Haptik zu erleben. Außerdem bin ich regelmäßig in anderen Städten und auf vielen Designmessen unterwegs. Dort können sich dann auch unsere Kund*innen aus anderen Städten “offline” durch die Kollektion probieren und diese auch vor Ort kaufen und mit nach Hause nehmen.

Zum Glück haben wir mittlerweile deutschlandweit eine schöne Stammkundschaft, die es total feiert, wenn wir einmal im Jahr die Kollektion vor Ort präsentieren. Dadurch, dass Qualität und Passform bei uns konstant sind, kann man, wenn man das Material und die Passform der Silhouetten kennt, super online bestellen. 

Aber an dem Thema Online-Vertrieb arbeiten wir tatsächlich. Das müssen wir jetzt konkret angehen, weil einige Marken, mit denen wir früher zusammen produzieren konnten, weggebrochen sind und wir jetzt unser Produktionsvolumen alleine stemmen müssen.

Wer ist die typische NNIstudio-Kundin oder der typische NNIstudio-Kunde? Welche Menschen lieben deine Brand?

Es ist sehr vielfältig. Unsere Designs richten sich nicht an eine kleine Zielgruppe, sondern sprechen viele verschiedene Typen an. Durch die minimalistischen Silhouetten kann schließlich fast jede*r seinen eigenen Look daraus machen. Das macht uns super universell und generationenübergreifend. Nicht selten kommen zum Beispiel Mutter und Tochter gemeinsam zum Shoppen zu uns.

Außerdem entwickeln wir viele Unisex-Modelle, also Modelle für beide Geschlechter. Das kommt auch sehr gut an. Wir arbeiten so lange an einzelnen Silhouetten, dass wir eine Bluse für Mann und Frau entwerfen. Warum auch nicht? Es steckt so viel Zeit, Energie und Liebe in einem Produkt und dann möchte ich, dass es möglichst für alle schön ist. 

Und last but not least: Was schätzt du an deiner Heimatstadt Trier ganz besonders? 

Definitiv der Zusammenhalt und auch den Community-Gedanke, den ich natürlich besonders in der Neustraße erlebe. Ich hatte neulich einen Freund aus einer anderen Großstadt zu Besuch und als wir durch die Neustraße gegangen sind, hat er sich gewundert, dass ich hier so viele Leute kenne. (Danni lacht.) Das ist ein großer Vorteil von Trier: Wir sind eine große Gemeinschaft. Trier wirkt viel größer als eine Stadt, in der nur 100.000 Menschen leben. Und trotzdem hat es eine gewisse Ruhe, man braucht nicht wie in Berlin Stunden, um von A nach B zu kommen. Außerdem gefällt mir die bunte Vielfalt in der Neustraße. Das macht sie aus.

Weitere Infos über NNI Studio:

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