Franco Piccolini ist den meisten Trierer*innen ein Begriff. Mit seinem Kumpel Luigi Ferrari produziert der Musiker und Producer Hits wie “Trier ist nicht Barcelona” und “Unterhopft”, die es mittlerweile bis zum Ballermann geschafft haben.
Wir treffen den Producer in seinem Tonstudio in Trier-Nord und sprechen mit ihm über viralen Alko-Pop, seine kreative Arbeit und die Liebe zu Trier.
Wie bist du damals auf die Idee gekommen Musik – und ausgerechnet Schlager – zu machen?
Luigi ist ein mega guter Kumpel. Er kommt eigentlich eher aus dem elektronischen Bereich, also Techno, House, Tech-House. Ich komme musikalisch aus HipHop/Rap und Texte schreiben war schon immer mein Ding. Bei musikalischen Projekten hat es bei uns beiden von Anfang an gut harmoniert, weil er im Produzieren viel fitter war als ich und die meisten Hip-Hop-Jungs zu der Zeit. Dementsprechend kamen da schon von Anfang an irgendwie interessante Sachen raus.
Luigi und ich machen schon lange Musik. Für uns beide ist das einfach ein sehr großer Lebensinhalt und ein super wichtiges Hobby, über das wir uns damals unter anderem connected haben. Und dann – die Story hab ich jetzt auch schon oft erzählt – gab es ganz klassisch einen Abend, an dem Luigi und ich zusammen in der WG saßen und Bier getrunken haben. Das war knapp zwei Wochen vor Karneval und wir haben uns gesagt: “Lass doch mal einen Party-Song machen?” Wir hatten sowas beide bis dahin noch nie gemacht und eigentlich auch nie vorgehabt. Nach den besagten paar Bier haben wir einfach den lustigsten Song produziert, den wir konnten: Das war dann gleich “Trier ist nicht Barcelona”.
Ja, cool! Und ist der Song dann viral gegangen? Was ist dann passiert?
Das ist quasi über Nacht viral gegangen. Der Song kam eine Woche vor Karneval raus und hatte innerhalb von wenigen Tagen zehntausende Klicks und ohne Ende Kommentare auf YouTube. Und auch auf Spotify hat der Song alles in sehr, sehr kurzer Zeit zahlentechnisch in den Schatten gestellt, was wir insgesamt jemals zuvor produziert haben.
Uns selber war gar nicht so klar, wie groß das eigentlich ist. Vor allen Dingen hier in der Region war der Real-Life-Impact gigantisch, weil alle Leute den Song mitsingen konnten. Das war der Karneval-Song, der auf jeder Party hoch und runter lief. An einem Abend saßen wir bei uns in der WG und haben Musik gemacht und plötzlich den Bass von “Trier ist nicht Barcelona” aus der Wohnung unter uns gehört. Oder in der Stadt sind Autos vorbeigefahren, die den Song laufen hatten. Da wurde uns klar, was wir da eigentlich gemacht haben. (Franco Piccolini lacht.) Das war schon wirklich das, wovon Menschen, die Musik machen, träumen.
Und dann habt ihr euch gesagt, lass das mal ein bisschen ernster angehen? Oder was waren eure nächsten Schritte?
Erstmal haben wir es natürlich sehr genossen und auch ordentlich auf die Kacke gehauen. Haben aber auch relativ schnell gemerkt, dass es sich lohnt, da nachzulegen. Die Sonnenbrillen und Schnurrbärte und auch der Trash-Faktor waren auf jeden Fall gesetzt. Wir haben auch gemerkt, dass es mega viele Vorteile mit sich bringt, eine Kunstfigur zu sein. Es steht nicht alles so im direkten Zusammenhang mit der eigenen Persönlichkeit, weil man nicht erkannt wird. Und das hat natürlich auch mega Bock gemacht.
Werdet ihr in der Stadt trotzdem manchmal erkannt?
“Trier ist nicht Barcelona” ist jetzt schon vier Jahre her und mittlerweile wissen super viele Leute, wer wir sind. Allerdings haben in der Anfangszeit selbst Leute, die uns richtig gut gekannt haben, nicht gecheckt, dass wir es sind. Das war das Witzige daran: Niemand hat geglaubt, dass wir Franco und Luigi sind. (Franco lacht.)
Am Anfang handelten eure Songs von Trier – jetzt wird es allgemeiner? Warum ist das so?
Es war gar nicht so einfach nachzulegen. Nicht jeder Song kann von Trier handeln und man braucht auch keine 100 “Trier ist nicht Barcelona”-Songs. Wir haben uns nach und nach überlegt, wie wir die Kunstfiguren weiterentwickeln und wie dieses Projekt musikalisch weitergehen könnte. Paar Wochen später haben wir dann neue Songs veröffentlicht, die man als Außenstehender sehr wahrscheinlich schon in diesen Partyschlager-Bereich einordnen kann – wir selbst nennen das, was wir da machen, allerdings “Alko-Pop”. Alles kam so Step by Step und nichts davon war wirklich geplant. Erst mit der Zeit haben wir dann gemerkt: “Krass, das ist ja ein riesiger Musikmarkt – einer der größten in Deutschland überhaupt.”
Es war allerdings nicht nur Segen, dass wir mit Musik auf einmal Geld verdient haben. Es geht schon einiges damit einher: Manchmal kann so in Sessions auch eine Drucksituation entstehen, dass man sich ständig fragt, was ist denn jetzt das nächste wirklich coole Ding? Was kann sich mit all den anderen viralen Songs messen? Auf einmal war das für uns eine ganz neue Challenge. Aber Gott sei dank kriegen wir da immer wieder schnell die Kurve, sodass wir eigentlich die meiste Zeit über unseren eigenen Kram lachen können. Wenn dann mal wieder was steil geht, freuen wir uns – wenn nicht, hatten wir einfach eine gute Zeit.
Was sind denn eure beliebtesten Songs, die am meisten gestreamt werden?
Also der mit Abstand erfolgreichste ist “Unterhopft” mit fast 8 Millionen Streams auf Spotify. “Trier ist nicht Barcelona” kommt danach, ist aber auch schon am längsten online. Danach kommt “Bergfest”. Witzig ist auch, dass es ein Trier-Song bis nach Mallorca gepackt hat und Songs wie “Unterhopft” immer noch täglich in den richtig großen Läden wie Megapark oder Bierkönig auf Malle gespielt werden.
Eure Videos und Audios sind sehr hochwertig – produziert ihr alles lokal? Mit wem arbeitet ihr zusammen?
Wir arbeiten in einem Kollektiv aus Kreativen mit verschiedensten Skills. Das sind alles Mädels und Jungs, die in der Region hier verwurzelt sind. Einige wohnen in Trier, andere wiederum sitzen mittlerweile auch in Köln. Momentan gründen wir aus diesem Kollektiv heraus eine Produktionsfirma mit Sitz in Trier. So können wir das, was wir machen und aus unseren eigenen Projekten gelernt haben, auch anderen Leuten anbieten, denn das Niveau, auf dem wir sowohl im Audiobereich als auch im Videobereich produzieren, ist sehr hoch.
Willst du in Trier bleiben oder willst du weg?
Ich bin gebürtig nicht aus Trier und deswegen habe ich nicht das Bedürfnis, hier unbedingt mal raus zu müssen. Die Erfahrungen, die ich hier insbesondere mit dem Franco-Projekt gemacht habe, sind sehr cool. Fast alle Menschen, denen ich in Trier begegne, sind super hilfsbereit und wohlwollend. Aus diesem Spirit heraus kam es ja auch dazu, dass wir einen Song über Trier gemacht haben, der quasi Trier besingt und sagt, wie cool das Lebensgefühl hier ist. Dass Trier nicht Barcelona ist, aber eben mindestens genauso geil! Das hätten wir ja nicht gemacht, wenn wir es hier scheiße finden würden. (Franco Piccolini lacht.)
Du produzierst mittlerweile auch für andere Schlagerstars? Wenn ja, für wen?
Wir arbeiten zum Beispiel mit minnie rock und einigen größeren Künstler*innen aus dem Party-Schlagerbereich, aber genauso auch mit Musikern aus anderen Genres – manche sind schon jahrelang dabei, andere starten gerade erst durch. Sie unterstützen wir in der Produktion und bieten Dienstleistungen wie Songwriting, Recording und Mixing an. Die Arbeit an Musik und Videos macht uns halt echt allen Bock. Davon lebt unser eigener Kram und das merkt auch jeder, der für sein eigenes Projekt zu uns kommt.
Und was machst du da genau? Was ist dein Part?
Ich sorge dafür, dass immer genug Viez im Studio-Kühlschrank ist! (Franco lacht.)
Ansonsten ist es natürlich nicht so einfach zu sagen, weil es von Projekt zu Projekt verschiedene Dinge gibt, die ich mache: Ich schreibe Song-Texte, singe, kümmere mich um Designs, schreibe viele Konzepte oder Drehbücher für Videos, und vieles mehr. Mittlerweile unterstützen wir auch immer häufiger größere Producer*innen und Agenturen mit deren Produktionen.
Ja, krass! Wie kommt man an sowas ran? Wird man da weiterempfohlen? Hast du da vielleicht einen Tipp für all diejenigen, die auch sowas machen wollen?
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man einfach super offen auf Leute zugehen und fragen kann, ob sie Bock haben, was gemeinsam zu starten. Wir haben leider lange gedacht, wir können alles selbst, aber die coolsten Sachen entstehen tatsächlich immer, wenn man andere Leute fragt, ob sie Bock haben, was zusammen zu machen.
Hast du noch weitere Musikprojekte, an denen du gerade arbeitest und die Potenzial haben?
“Franco und Luigi” ist auf jeden Fall unser Hauptprojekt. Wir versuchen uns allerdings auch über die Musik heraus kreativ auszuleben. Wir beide finden keine 100%ige Erfüllung darin, nur kommerziell erfolgreiche Partymusik zu machen. Das könnten wir machen – machen wir zu einem Teil auch – aber uns ist es vor allem wichtig, dass die Arbeit Spaß macht. Obwohl natürlich ein gewisser Leistungsdruck da ist, machen wir auch immer noch Sachen, die eher verrückt sind.
Das Verrückteste, was wir gerade machen: Ein eigener Kinofilm. Dieser kommt diesen Oktober ins Kino in Trier, da geht’s jetzt bald mit der Promo los. Wir haben ihn selbst geschrieben, produziert und geschnitten. Es geht darum, wie Franco und Luigi sich kennenlernen und was sie für einen verrückten Scheiß zusammen erleben und wie sie versuchen, die Welt zu retten. Einige sehr bekannte Trierer*innen spielen darin auch mit. Man darf auf jeden Fall gespannt sein.
Was gefällt dir an Trier? Was magst du?
Puh, das sind viele Sachen. Aber in erster Linie sind es die Leute, mit denen ich hier zu tun habe. In Trier habe ich angefangen, dieses ganze kreative Ding ernst zu nehmen, weil es von Anfang an Leute gab, die gesagt haben “Das ist cool was du machst”. So hatte ich dann zum Beispiel meinen allerersten Auftritt im Exhaus und habe es direkt geliebt.
Es war von Anfang an ein sehr gutes Zusammengehörigkeitsgefühl und es zieht sich durch bis heute, dass auch bekannte Menschen wie Chris Steil oder Helmut Leyendecker für verrückte Projekte zu haben sind und direkt am Start sind. So war es auch bei vielen Musikvideos und so ist es jetzt beim Kinofilm. Man geht auf Leute zu und die Leute hier bringen einem sehr viel Positivität und eine große Bereitschaft entgegen, sich an Projekten zu beteiligen.
Ansonsten natürlich die Klassiker: Viez, Flieten, Pochta, die Muusel, aber ich mein da mach ich ja auch in den Songs kein Geheimnis draus. Das feier ich alles!
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