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Johanna und Maria Daubner, Gründerinnen aus dem Hunsrück

Für ein Start-up muss es nicht immer in die großen Metropolen gehen. Das beweisen Johanna und Maria. Neben dem Studium haben sie einen Haferdrink in nachhaltiger Verpackung auf den Markt gebracht: vonhanni. Jetzt geht eine Ära zu Ende, denn die beiden schließen ihr Start-up.
Wir treffen die beiden im Café Balott in der Neustraße und sprechen über die Erfolgsgeschichte aus der Region. Sie erzählen vom Prozess von der Idee bis zum fertigen Produkt, was sie bei der Gründung gelernt haben und warum vonhanni nach viel Herzblut und harter Arbeit nun zu Ende geht.


Wo kommt ihr her und wie alt seid ihr gerade, wenn ich euch das so fragen darf?

Johanna: Wir kommen aus dem Hunsrück, aus Tellig und sind 25 Jahre alt. Wir wohnen beide momentan in Trier, aber werden eventuell demnächst wegziehen. Maria will nach dem Bachelor noch den Master machen. Ich kann mir für mein kommendes Studium auch vorstellen, deutschlandweit zu studieren, muss mich nur noch für einen Standort entscheiden. Ich habe damals in Trier drei Semester lang Lebensmitteltechnologie studiert, aber aufgrund des Start-Ups abgebrochen. Das Gründen und der Prozess hat doch mehr Zeit beansprucht und da musste ich mich entscheiden und Prioritäten setzen.

Maria: Ja, Johanna hat sich mehr um das Operative gekümmert und ich konnte mein Studium nebenbei weiter machen. Ich bin momentan im siebten und letzten Semester und studiere Unternehmertum an der DHBW in Karlsruhe. Das ist ein dualer Studiengang, der an ein Start-Up bzw. ein Unternehmen als Bedingung gekoppelt ist. Das ist auch sehr cool, weil die meisten Dozenten direkt aus der Praxis kommen und meine Kommiliton*innen alle Unternehmer*innen sind.

Ihr habt schon in sehr jungen Jahren ein Unternehmen gegründet. Wie seid ihr damals auf die Idee mit dem Haferdrinks in Glasflaschen gekommen? 

Johanna: Dass wir mal was gründen wollen, wussten wir eigentlich schon zur Schulzeit während unseres Abis. Wir haben uns sehr viel mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt und auch mit der Frage, wie wir selbst nachhaltiger konsumieren können.

Weniger Plastik, weniger konventionelle Lebensmittel und Haferdrink war eben Lebensmittel, was wir sehr viel konsumiert haben, aber nicht in einer nachhaltigen Verpackung. Bier oder Wasser gibt es in Mehrwegflaschen. Aber Haferdrinks damals eben nicht und deshalb wollten wir das ändern.

Ich finde es krass, dass ihr es geschafft habt ein eigenes Produkt zu launchen! Erzählt uns doch mal ein bisschen davon.

Maria: Vor fünf Jahren hatten wir die Idee zum Produkt und haben uns auf die Suche nach einem Hersteller gemacht, der nach unserer Rezeptur produzieren kann. Es war auf jeden Fall ein langer und holpriger Weg und wir haben sehr viel gelernt. Wenn man direkt am Anfang wissen würde, was alles auf einen zukommt, dann würde man vermutlich gar nicht erst anfangen. Über Kontakte sind wir dann fündig geworden und haben mit diesem Hersteller zusammen eine Rezeptur entwickelt. Danach haben wir den Kontakt zu Bioland Landwirten im Hunsrück aufgebaut, um von dort regionalen Hafer zu beziehen. Von da ging’s zur Mühle und dann zum Hersteller, der den Haferdrink produziert und abgefüllt hat.

Zusätzlich zur logistischen Organisation haben wir uns parallel stark auf den Vertrieb konzentriert und klassische Kaltakquise gemacht.

Unseren Produktlaunch haben wir mit einem Crowdfunding gemacht, durch das wir die erste Aufmerksamkeit bekommen haben. Unter anderem wurde ein Einkäufer bei REWE auf uns aufmerksam, der unser Produkt super fand und es in 14 REWE Märkten ins Sortiment nahm. Dadurch hatten wir einen ziemlich guten Start und weitere Märkte sind auf uns zugekommen.

Trotz der großen Erfolgsgeschichte der beiden Gründerinnen aus dem Hunsrück habt ihr euch nun entschieden, vonhanni nicht weiterzuführen? Wie kam es dazu?

Johanna: Letzten Sommer hat uns unser damaliger Hersteller überraschend mitgeteilt, dass er die Produktion von Haferdrinks einstellt und uns somit nicht mehr beliefern wird. Nach diesem Schock haben wir intensiv nach einem alternativen Hersteller gesucht, wohl wissend, wie kompliziert das Produkt ist und dass es kaum andere Hersteller gibt.

Maria: Wir waren sehr offen für alternative Lösungen und haben darin die Chance gesehen, eine neue Produktidee zu realisieren. Um unsere Produktidee, einen Protein-Haferdrink, mit einem geeigneten Hersteller umsetzen zu können, mussten wir einige Kompromisse eingehen und uns vom regionalen Bioland-Hafer verabschieden. Damit haben wir uns allerdings nicht besonders wohl gefühlt, haben aber trotzdem viel Hoffnung in unser zweites geplantes Crowdfunding gesetzt.

Johanna: Nachdem wir viel Zeit und Geld in ein neues Branding, eine neue Strategie und ein professionelles Crowdfunding-Video investiert hatten, verloren wir langsam die Hoffnung, als das Crowdfunding nur schleppend anlief. Mit dem Proteindrink hatten wir auch gehofft, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das für uns wirtschaftlicher ist als unsere bisherigen Haferdrinks. Denn man muss leider sagen, dass unsere Marge nur sehr gering war und unsere Kosten gleichzeitig sehr hoch. So hatten wir in den zwei Jahren, in denen unser Haferdrink auf dem Markt war, noch nicht die Gewinnschwelle erreicht.

Maria: Zum einen brauchten wir das Crowdfunding, um die Produktion zu finanzieren und zum anderen hatten wir gehofft, eine Zielgruppe für dieses Produkt zu erreichen. Beides haben wir nicht erreicht. Damit war uns klar, dass wir mit unserem Neustart gescheitert waren und vonhanni nicht weitermachen können.

Ja krass, eure Story hört sich wahnsinnig spannend, aber auch sehr anstrengend an! Wenn ihr jetzt auf diese Zeit zurückschaut, was war besonders schön und worauf würdet ihr heute noch mehr Gewichtung legen?

Johanna: Rückblickend finde ich es ein bisschen schade, dass wir uns nicht so viel Zeit genommen haben, unsere Erfolge zu sehen und zu feiern. Das würde ich gerne anderes machen.

Maria: Man selbst realisiert häufig gar nicht, was man eigentlich schon erreicht hat. Deswegen ist es schön, dann das positive Feedback von unseren Kund*innen zu erhalten und zu hören, dass das Konzept gut ist und aufgeht.

Johanna: Es war immer sehr schön, die Menschen persönlich zu treffen, die unser Produkt kaufen und lieben. Besonders gefreut hat uns auch, dass uns gesagt wurde, dass wir authentisch sind.

Was mögt ihr denn an Trier und der Region? Warum seid ihr der Heimat treu geblieben?

Maria: Wir haben hier unser Netzwerk. Außerdem haben wir zum Herstellen unseres Haferdrinks regionalen Hafer verwendet. Es war ein regionales Produkt und von daher hat es Sinn gemacht, hier zu bleiben und nicht nach Düsseldorf oder sonst wohin zu gehen.

Johanna: Nicht jedes Startup kann man auf dem Land gründen, würde ich sagen. Aber bei uns hat es vom Konzept gut gepasst und deshalb sind wir auch hier geblieben. Es gibt ja auch immer mehr Gründungsunterstützung hier auf dem Land, also auch bei uns im Hunsrück. Was es da so für Events gibt, für Gründer*innen, um sich zu vernetzen oder auch um mit etablierten Unternehmen in Kontakt zu kommen. Es ist schon cool hier irgendwann so ein schönes Netzwerk und Freundschaften aufgebaut zu haben.

Maria: Und Trier als Stadt, hat einfach eine schöne Größe. Es gibt eine schöne Altstadt. Man kann überall zu Fuß hingehen. Wir sind auf dem Land aufgewachsen. Da war Trier erstmal groß genug für uns.

Was wünscht ihr euch für eure Zukunft?

Johanna: Also ich würde sagen, dass wir diesen Wunsch behalten, was zu unternehmen, was verändern zu wollen, irgendwelche Projekte zu starten. Ich glaube auch, das wird bestimmt nicht unser letztes Startup gewesen sein.

Maria: Ich habe letztens den Satz gehört: “Gründerin bleibt Gründerin” und das finde ich, passt ganz gut.


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