Trierer Soulfood, Heimatverbundenheit und eine große Portion Mut – das hat Matthias „Matze“ Stock mitten in Trier geschaffen. Der gelernte Koch aus der Sternegastronomie bringt in seinem beliebten Streetfood-Joint „Buddik Banlieue“ Tradition und Innovation auf den Teller, ohne dabei seine Heimat aus den Augen zu verlieren. Wir sprechen mit Matze über seine beruflichen Stationen, seine Liebe zu Trier und wie die Buddik Banlieue zu einer festen Größe unserer Stadt wurde.
Wo kommst denn du her? Wo bist du aufgewachsen?
Gebürtiger Trierer, und eigentlich habe ich nie woanders gewohnt. Früher bin ich öfter in Trier umgezogen, dann aber irgendwann von Zuhause in eine WG gezogen – die war auch nicht weit weg, in der Güterstraße. Da habe ich sieben Jahre mit Schulfreunden gewohnt. Jetzt lebe ich mit meiner Verlobten Tuğana am Hauptmarkt. Wir haben echt eine schöne Wohnung gefunden.
Also hattest du nie das Bedürfnis, die Heimat zu verlassen? Warum bist du immer hier geblieben?
Doch, klar! Gerade mit der Kochausbildung wollte ich eigentlich herumreisen, weil sich das dafür anbietet. Ich habe ja beim Becker’s gelernt, und dort hatte man auch schon einen Plan für mich: Ich sollte weggehen, dort den Souschef machen und irgendwann zurückkommen. Dann hätte ich einen festen Platz. Aber das hat mir zu viel Druck gemacht, und ich habe irgendwann gemerkt, dass ich mein eigenes Ding machen will. Ich bin froh, dass ich dann Ali kennengelernt habe, der mir viel Freiheit gegeben hat und eine ganz andere Herangehensweise ans Kochen und Geschäft hatte. Bei ihm konnte ich viel lernen und mir auch was abgucken. Außerdem sind Familie, Oma und Opa hier, und von denen wollte ich nicht weg. Und so ist es dann geblieben. Jetzt bin ich hier auch ein bisschen gebunden – aber im positiven Sinne, auf jeden Fall.
Du hast zweieinhalb Jahre bei Ali im Herrlich Ehrlich gearbeitet, richtig? Kam das direkt nach deiner Zeit im Becker’s?
Ja, genau. Dazwischen hatte ich allerdings noch ein paar Stationen, aber das ging auch ziemlich schnell. Als Koch bleibst du oft maximal ein Jahr an einem Ort, um deinen Lebenslauf zu füllen und viel zu lernen. Bei Ali bin ich dann ein bisschen hängen geblieben – im positiven Sinn, festgefahren in einer guten Weise. Auch Michi Witz von der alten Post in Trierweiler hat schnell mehr in mir gesehen als ich selbst und wollte, dass ich selbstständig werde. Am Anfang habe ich noch gesagt: „Auf gar keinen Fall! Ich kann kochen, aber das war’s auch.“ Bei Ali habe ich dann aber viel gelernt, auch Dinge selbst beigebracht, und es hat geholfen, dass ich einen guten Steuerberater habe – ohne ihn wären wir sicher nicht da, wo wir jetzt sind.
War es immer dein Traum, dein eigenes Ding zu machen? Oder kam der Wunsch eher von deinem Umfeld, das dich dazu gepusht hat?
Definitiv Letzteres. Die Kochausbildung habe ich damals ziemlich spontan angefangen. Mit 15 weißt du ja noch nicht, was du machen willst. Also habe ich eine Bewerbung zum Becker’s geschrieben – wirklich die einzige – weil ich wusste, dass ich dort viel lernen würde. Das erste Jahr war dann auch die Hölle für mich. Ich wollte fast jeden Tag aufhören, weil man doppelt so viel arbeitet wie andere, am Wochenende nicht frei hat und dann nüchtern zu Partys dazukommt. Aber ich habe meinem Opa versprochen, dass ich es durchziehe, und das war mein Antrieb. Die Selbstständigkeit hat sich später ergeben, weil ich irgendwann keine Lust mehr hatte, immer für andere zu arbeiten. Ali hat mir gezeigt, dass es viel mehr Spirit bringt, wenn man sein eigenes Ding macht – und er war ja in Trier schon so ein kleiner Vorreiter.
Wie kam es dann zum Buddik? Erst mal zum Namen? Ich finde den Namen “Buddik Banlieu” ja so cool.
Das war definitiv Ulis Idee! Wir saßen hier im Hof und er ist irgendwie darauf gekommen. Uli war irgendwann mal unterwegs und da kam ihm jemand entgegen und hat gesagt “Wie heißt die Buddik hei?” Irgendwie kam das Wort so ins Gespräch. Ali hatte die Idee, es als Namen zu nehmen. Zuerst waren wir uns aber nicht sicher, ob es passt. Ich habe es dann in zwei Wörter geteilt, obwohl es eigentlich eins ist. Kurz habe ich noch überlegt, ob wir das „e“ weglassen und ein „o“ machen, aber dann hätte es schon nach einem Ausblick geklungen. Aber „Buddik“ passt auch so, vor allem, weil meine Oma aus Berlin kommt und dort nennt man die Kneipenbesitzer auch „Buddiker“, glaube ich. Und „Banlieue“ passt auch, weil ich klassisch Französisch gelernt habe, in der Küche. Dazu kommt, dass die Karl-Marx-Straße früher ein Rotlichtviertel war. Das passte alles irgendwie zusammen, wenn auch zufällig.
Wie ist das hier zustande gekommen? Ich dachte immer, das wäre Alis Laden. Wie kam es dazu, dass du dich dann selbstständig gemacht hast?
Das war wegen Corona. Ali hat seinen Laden umgebaut und die Küche umgestellt. Die neue Küche hat sich dann verzögert, also hat er für den Lieferservice „Herrlich Ehrlich“ vorübergehend diesen Laden genutzt. Später hat Ali mir dann angeboten, dass ich hier übernehmen könnte. Ich hatte ihm von Anfang an gesagt, dass ich mein eigenes Ding machen will und wir vielleicht etwas zusammen machen könnten. Da er Personalmangel hatte, habe ich dann erst mal ganz normal bei ihm gearbeitet, habe ihn aber immer wieder gefragt, wann es so weit wäre, dass ich hier übernehmen kann. Im Oktober 2021 haben wir dann den ersten Instagram Post gemacht – es war an Halloween. Wir haben hier ein bisschen umgebaut, der Hof kam dazu, und ab Februar 2022 habe ich den Laden offiziell übernommen.
Wie seid ihr auf die Idee mit den Mehlklößen und den Flieten gekommen? Das ist sehr traditionell Trier, aber auch sehr cool mit den veganen Gerichten. Warum habt ihr das so gemacht?
Vegan wollte ich immer, weil es eine Herausforderung ist. Uli und ich hatten mal aus Spaß darüber gesprochen, ob wir nicht einen reinen Mehlkloßladen aufmachen sollen. Beim Mittagstisch bei Ali hatte ich Mehlklöße gemacht, die es vorher gar nicht gab. Ich wollte Gelerntes zeigen, ohne das Essen zu teuer zu machen. Bei uns gibt es Street Food, aber aufgepeppt und mit einem coolen Twist – nicht klassisch, sondern etwas jünger und dynamischer. Anfangs haben wir jede Woche die Karte gewechselt, was wahnsinnig viel Arbeit war. Inzwischen haben wir Gerichte, die wir immer mal wieder neu kombinieren, und das ist nachhaltiger.
Hast du noch persönliche kulinarische Pläne?
Ich habe mit 23 Jahren angefangen und finde, dass ich schon viel gelernt habe, vor allem das Drumherum, von dem ich vorher keine Ahnung hatte. Wir suchen ständig nach einer weiteren Location, die uns mehr Flexibilität in den Öffnungszeiten bietet. Ich möchte zwar nicht den ganzen Abend offen haben, aber freitags oder samstags auch mal länger. Das ist hier leider nicht möglich, aber wir suchen entspannt weiter.
Und was wünschst du dir für die kulinarische Zukunft in Trier?
Ich wünsche mir eine belebtere Innenstadt mit mehr kleinen Läden und weniger Ketten. Es fühlt sich an, als würde die Innenstadt immer leerer, und das liegt auch an den hohen Mieten. Es wäre schön, wenn Läden wie Pizza Pazzo richtige Locations hätten, wo es auch mal lauter sein könnte und keine Nachbarn sich beschweren. Ein richtiger uriger Biergarten fehlt mir auch.
Du hast deine Großeltern jetzt schon mehrmals im Interview erwähnt. Was bedeutet die Verbindung zu Oma und Opa für dich?
Mein Opa war ein super Koch. Ich habe fast mehr Zeit bei ihm verbracht als bei meinem Vater und das war auch einer der Gründe, warum ich Trier nicht verlassen wollte. Ich brauche meine Großeltern einfach um mich herum.
Warum Trier? Was macht die Stadt für dich so besonders? Was hat dich hier gehalten, außer deiner Familie?
Es ist einfach die Zeit, die ich hier verbracht habe und die mich geprägt hat – die Jugend, meine Freunde, die alle hier in der Nähe wohnen und die ich nicht missen möchte. Trier ist eine wunderschöne Stadt, die Ruhe hat, wenn man sie braucht, aber trotzdem nah genug an Luxemburg und den Niederlanden liegt. Diese Normalität und Ruhe finde ich in einer Stadt wie Berlin nicht. Außerdem bekomme ich hier viel Unterstützung von meiner Verlobten Tuğana, die als Grundschullehrerin arbeitet und auch im Buddik aushilft.
Hast du kulinarische Geheimtipps für uns?
Ja, man sollte unbedingt mal nach Trierweiler fahren, zur alten Post beim Joky. Da hat mein Opa früher in der Küche gearbeitet. Ansonsten Pizza Pazzo und Ali mit dem Herrlich Ehrlich, wobei beides keine Geheimtipps mehr sind.
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