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Nik Weis, Spitzenwinzer von der Mosel

Der Winzer Nik Weis aus Leiwen macht großen und authentischen Moselwein in dritter Generation. Er kreiert Spitzenweine, die in den weltbesten Restaurants serviert und mittlerweile in knapp 50 Länder exportiert werden. 
Wir besuchen Nik in Leiwen an der Mosel und sprechen über seine Berufung als Winzer, die besten Jungwinzer*innen der Region und über wirklich guten Moselwein.


Lieber Nik, du betreibst das Weingut Nik Weis St. Urbans-Hof bereits in der dritten Generation. Wusstest du schon als junger Mensch, dass du einmal Winzer werden und das Weingut deiner Familie übernehmen wirst?

Die Erwartungen waren natürlich immer in gewisser Weise an mich gestellt worden. Aber wenn ich das gewollt hätte, hätte ich etwas anderes gemacht. Ich konnte mir natürlich alles Mögliche vorstellen, denn ich interessiere mich für vieles – auch heute noch. In meiner Freizeit habe ich viele verschiedene Dinge gemacht. Doch erst als ich anfing, Wein regulär zu trinken und zu probieren, habe ich mich selbst dafür entschieden, Winzer zu werden. Der Geschmack des Weins hat mich fasziniert. 

Ich war schon immer jemand, der sich stark auf Genuss, Geschmack, Essen und Trinken fokussiert hat, weil es mich interessierte und auch forderte. Als mein Vater zum ersten Mal sagte: “Du bist jetzt alt genug, jetzt wirst du bei der Jungweinprobe dabei sein.” Da habe ich gemerkt, dass mir dieses Thema gefällt. Und als ich dann auch Dinge entwickelt habe, wie zum Beispiel das ganze Drumherum des Weins mit Gastronomie und Orten, an denen Wein getrunken wird – das gesamte Genussthema –, habe ich festgestellt: Ja, das ist auf jeden Fall das, was ich machen will.

Hattest du damals eigentlich einen anderen Traumberuf?

Ich habe mich immer für das Meer interessiert, also für Berufe wie Meeresbiologe oder Ozeanographie oder sowas in die Richtung. Aber auch andere Dinge haben mir Spaß gemacht – so habe ich mich etwa für Backkunst und das Brotbacken interessiert, für Fotografie oder das Weltall. Letzten Endes bin ich aber doch Winzer geworden.

Nik auf seinem schönen Weingut in Leiwen an der Mosel | Bild: Beatrice Linzmeier

Auf deiner Webseite steht geschrieben, dass du großen und authentischen Moselwein machst. Ich finde das so eine schöne Beschreibung. Wie schafft man es, einen großen und authentischen Moselwein zu kreieren? Woher kommt der Ehrgeiz, es bis an die Spitze zu schaffen und Spitzenweine herzustellen?

Die Grundlage dafür war, sehr gutes Weinbergsland zu besitzen und zu bewirtschaften und Trauben von erstklassigen Weinberglagen an der Mosel und Saar zu erhalten. Meine Familie hatte das Glück, über Jahrzehnte hinweg Weinbergsland in verschiedenen ausgezeichneten Lagen erwerben zu können. Ohne gute Weinberge kann man keinen wirklich großartigen Wein erzeugen.

Authentischer Moselwein bedeutet vor allem, dass er auf Schieferboden gewachsen ist, typisch für diese Region, und in Steillagen gedeiht. Auch die richtige Sonneneinstrahlung spielt in den Lagen eine Rolle, die dann als authentischer Moselwein bezeichnet werden können. Die Authentizität des Weins wird durch eine intensive Arbeit im Weinberg und minimale Eingriffe im Keller gewährleistet.

Der Wein entsteht nicht im Keller, sondern wächst im Weinberg. Im Keller kann man nur die Qualität bewahren, wenn man möglichst minimalistisch arbeitet, um die Herkunftscharakteristik und Authentizität zu erhalten. Das bedeutet, die Wege kurz zu halten und schonend zu arbeiten, mit möglichst geringem Einsatz von Mitteln, Maschinen oder Filtrationsmethoden. Beispielsweise arbeiten wir ohne Zusatz von Reinzuchthefen. Viele Winzer machen jedoch im Keller viel, da sie es für notwendig halten, vielleicht auch prophylaktisch. Doch das ist gar nicht notwendig. Nicht in einem Weinbaugebiet wie der Mosel.

Das heißt also, umso weniger du machst, desto mehr erhältst du das eigentliche Produkt? 

Man arbeitet im Weinberg fleißig und versucht, so viel Qualität wie möglich im Weinberg entstehen zu lassen. Danach bemüht man sich, diese Qualität mit möglichst geringem Verlust in die Flasche zu bringen. Wenn du deine Hand aufhältst und jemand schüttet dir Wasser in deine Hand, und du versuchst es dann mit beiden Händen zu transportieren und dabei besonders vorsichtig zu sein, um möglichst wenig davon zu verschlabbern.

 

Hast du einen Tipp für Jungwinzer*innen? Oder über welchen Ratschlag mit deinem heutigen Wissen hättest du dich damals als junger Winzer gefreut?

So viel Wein von Anderen zu probieren wie möglich. Aber nicht einfach nur Wein von anderen Winzern, sondern Weine, die als besonders gut gelten, einen besonderen Anspruch haben oder einen besonders guten Ruf haben. Die Weinwelt ausgiebig erkunden und so viele großartige Weine wie möglich zu probieren.

Wenn du etwas Großartiges machen willst, musst du wissen, wie etwas Großartiges aussieht oder schmeckt. Und das kannst du nur durch Probieren erfahren. Daher trifft der Spruch “Probieren geht über Studieren” im wahrsten Sinne des Wortes zu.

Gibt es denn irgendwelche Jungwinzer*innen so in der Region, die man unbedingt im Auge behalten sollte? Oder wen feierst du ganz besonders? 

Es gibt Gott sei Dank einige. Die Region ist voll von jungen Leuten, die jetzt neu auf die Bühne getreten sind und einen sehr, sehr guten Job machen. Es gibt sehr viele und es ist sehr erfreulich und das kann man nur unterstützen. Viele von ihnen machen eben das, was ich eben gesagt habe, dass sie sich kümmern und sich fragen, was denn großartige Weine sind? Und die dann auch versuchen zu erleben, zu probieren, diese Weine auf den Tisch zu bekommen, ins Glas zu bekommen. Das ist für viele dieser Leute auch die Grundlage, auch für ihr Engagement, dass sie sagen: “Ich möchte großartigen Wein machen.” Sie sehen den Wein nicht als Industrieprodukt, als Agrarprodukt, sondern als etwas Besonderes. Als ein Kulturobjekt, als ein Kunstwerk, als etwas, was in Zusammenarbeit von Mensch und Natur geschaffen wird. Ich meine, bei den meisten Kunstwerken ist der Mensch ein Handwerker, der etwas aus Materialien schafft. Als Winzer arbeitet der Mensch auch mit der Natur zusammen – das ist schon etwas Besonderes.

Und was ist dein Nik Weis Lieblingswein? Und warum?

Ich habe über 30 verschiedene Weine im Jahr hergestellt, und ich mag sie alle gerne. Das ist situationsabhängig. Je nachdem, was gerade ansteht, habe ich meinen bevorzugten Wein, gewisse Lieblinge und welche, die einem in den Kopf kommen. 

Aber das Wichtigste ist eben, dass diese Weine alle ihren eigenen Charakter haben. Man kann sich das so vorstellen: Man hat 30 Weine vor sich stehen, die alle von einem Jahrgang sind, derselben Rebsorte, alle vom selben Winzer und aus denselben Weinbauregionen stammen, und man probiert sie durch. Trotzdem schmecken alle Dreißig vollkommen unterschiedlich, obwohl sie eigentlich gleich schmecken müssen, basierend auf ihrer Ausgangssituation. Aber das tun sie eben nicht. Das zeigt, wie authentisch und eigenständig diese Weine sind, wie sehr sie auch ihre Herkunft widerspiegeln und wie wenig sie uniformiert und gleichgeschaltet sind, weil sie nicht manipuliert oder industriell hergestellt werden. Es sind wirklich individuelle Produkte, die aus der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Natur resultieren.

Aber jetzt einen bestimmten Wein als Lieblingswein auszusuchen, das ist schwer. So wie bei den eigenen Kindern. (Nik lacht.) 

Daniela und Nik Weis führen gemeinsam das Weingut Nik Weis St. Urbanshof | Foto: Beatrice Linzmeier

Welchen Ort an der Mosel liebst du ganz besonders?

Also ich liebe meinen Heimatort Leiwen. Und besonders das Fleckchen Erde, auf dem das Weingut Nik Weis St. Urbanshof seht. Und ich muss sagen, ich liebe die Stadt Trier. Ich bin in Trier geboren. Das ist sozusagen meine Heimatstadt und ich mag diese Stadt sehr gerne.

Dein absoluter Geheimtipp für Trier, Region für die Mosel. Hast du irgendwas, was jeder mal unbedingt einmal gemacht haben sollte oder gesehen haben sollte?

Ich denke mal, dass die meisten Leute, die in Trier wohnen, die schönen Seiten von Trier und die schönen Dinge der Region kennen. Also ein Geheimtipp für mich ist es, an einem angenehmen Abend, eines sonnigen Tages ganz oben in einer Steillage zu stehen und den Sonnenuntergang zu sehen – egal wo an der Mosel. Besonders schön ist es im Piesporter Goldtröpfchen, und auch in der Laurentiuslay ist es wunderschön, denn die besten Lagen schauen nach Südwesten. Südwest ist sogar noch ein bisschen besser als Süden, weil man die Abendsonne, wenn man in so einer Lage steht, ganz oben auf dem Berg erleben kann. Man schaut dann abends in den Sonnenuntergang hinein. 

Das ist also wie gesagt, kein Geheimtipp, aber es ist etwas Besonderes. Ich kann jedem, egal ob er aus der Region kommt oder diese Region besucht, nur empfehlen, sich eine eiskalte Flasche Wein und zwei Gläser zu schnappen und mit dem Partner oder der Partnerin ganz oben auf den Berg in eine Südwestlage zu gehen. Setz dich dort auf eine Mauer und genieß den Sonnenuntergang. Das ist ein Erlebnis! Das trägst du noch tagelang mit dir. 

Ich habe noch einen guten Tipp dazu: Nimm gleich zwei Flaschen oder eine Magnum.

Weiterführende Infos über Nik Weis und das Weingut St. Urbanshof: 

♡ Folge dem Weingut Nik Weis auf Instagram 
♡ Besuche die Website von Nik Weis St. Urbans-Hof 

Über die Autorin
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Beatrice Linzmeier
Bea ist die Initiatorin von DearTrier.de. Die gebürtige Triererin ist aus der Hauptstadt zurück in ihre schöne Heimatstadt Trier gezogen. Hier betreibt sie eine kleine Social Media Agentur, schreibt für ihr Blogprojekt und genießt das Leben mit ihrer Family in vollen Zügen.

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