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Lena Roegler & Michael Bastgen, Pferdefest(ival) –Musik, Kunst und Inklusion an der Mittelmosel

Das Pferdefest an der Mittelmosel ist eine Bühne für Vielfalt, Inklusion und pure Lebensfreude. Was 2007 als wilde Abrissparty begann, ist heute ein überregional bekanntes Musik- und Kulturfestival, das Menschen aus ganz Deutschland und allen Teilen der Gesellschaft zusammenbringt. Lena Roegler und Michael Bastgen sind beide seit der ersten Stunde dabei und haben das Festival über die Jahre hinweg mit viel Leidenschaft und Herzblut weiterentwickelt. Im Gespräch verraten sie, wie aus der Idee, alternative Konzerte in der Heimat zu organisieren, eines der einzigartigsten Festivals der Region wurde.

Liebe Lena, lieber Michael, stellt euch bitte kurz vor. Wer seid ihr, woher kommt ihr und wo wohnt ihr heute?

Lena: Ich bin Lena Roegler, 37 Jahre alt und ursprünglich aus Bernkastel-Kues. Nachdem ich zehn Jahre woanders – lange in Köln, dann in Frankfurt und Marburg – war, wohne ich seit einem Jahr wieder an der Mosel in Trier.

Michael: Mein Name ist Michael Bastgen, ich bin 37 Jahre alt, ebenfalls in Bernkastel-Kues aufgewachsen und wohne nach mehreren Zwischenstationen wieder in Köln.

Darf ich fragen, was ihr hauptberuflich macht?

Michael: Ich bin Bauingenieur und Denkmalpfleger und arbeite als Technischer Leiter der Dombauhütte Köln. Das ist so etwas wie ein gemeinnütziges Bauunternehmen, dessen einzige Aufgabe die Restaurierung des Kölner Doms ist.

Lena: Ich arbeite in der Wissenschaftlichen Bibliothek und im Stadtarchiv Trier. Unter anderem in der Veranstaltungsorganisation und der Organisation der Schatzkammer, dem Museumsbereich des Hauses.

Neben eurer Arbeit seid ihr beide aktive Mitglieder im Verein für Kunst, Kultur und Inklusion e.V., der das beliebte Festival „Pferdefest” veranstaltet. Wie lange seid ihr schon dabei und was begeistert euch an eurer ehrenamtlichen Arbeit für das Festival? 

Michael: Beim Pferdefest bin ich seit der ersten Ausgabe im Jahr 2007 mit an Bord und seit dem ist es spannend, das Pferdefest jedes Jahr ein Stück weiterzuentwickeln. Vom Pferdefest zum PFERDEFESTival – so ist aus der wilden Abrissparty in der Güterhalle über die Jahre ein dreitägiges Musik- und Kulturfestival geworden, das trotz wachsendem Anspruch noch immer seinen positiv eskalativen Charakter behalten hat. Das Pferdefest wurde zum PferdeFESTIVAL.

Lena: Ich war auch schon immer beim Pferdefest dabei, anfangs aber noch als Besucherin. Erstmals aktiv wurde ich 2011, als das Pferdefest das erste Mal Open Air stattfand. Damals habe ich nur einen Einlassdienst übernommen und mich anschließend über die Jahre immer mehr im Verein engagiert. Im Freundeskreis war ich sowieso schon, also war das vielleicht nur eine Frage der Zeit. 

Seit Anfang an dabei: Michael & Roman Bastgen und Lena Roegler | Foto: Beatrice Linzmeier

Was genau sind eure Aufgaben? Und wie seid ihr dazu gekommen, diese Aufgaben im Team zu übernehmen? 

Lena: Eine Zeitlang habe ich eigentlich alles gemacht, was mit Kommunikation und Werbung zu tun hat: Pressetexte, Social Media, Website und so weiter. Das lag mir einfach und ich war motiviert. Um Teile davon kümmere ich mich heute noch, Social Media habe ich dagegen komplett abgegeben. Irgendwann habe ich das erste Mal selbst eine Band vorgeschlagen und schwupps war ich im Booking-Team. Da ich extrem musikbegeistert bin und das in verschiedensten Genres, bin ich dort bis heute aktiv.

Michael: Im Verein hatte ich schon alle möglichen Positionen und Aufgaben inne. Am meisten Spaß hat mir schon immer die Programmgestaltung gemacht. Als Programmkoordinator moderiere ich nun den vereinsinternen Ausschuss, der das Programm des Pferdefests organisiert. Es macht Spaß, ein musikalisch vielfältiges und diverses Programm auf die Beine zu stellen und sich und anderen dabei den ein oder anderen Traum zu erfüllen. 

Wie und warum seid ihr damals auf die Idee gekommen, ein solches Festival auf die Beine zu stellen? Und das ausgerechnet in der kleinen Moselstadt Bernkastel-Kues?

Michael: Wahrscheinlich gerade weil wir aus einer kleinen Moselstadt kommen. Das kulturelle Angebot ist hier gar nicht mal schlecht – bis heute besuchen wir gerne die schönen lokalen Weinfeste. Für alternative Konzerte oder Partys musste man aber bis Trier oder sogar noch weiter fahren. Also haben wir begonnen, das zu organisieren, was uns selbst gefehlt hat. Ein Festival mit Shows und Auftritten, wie wir sie uns wünschen.

Lena: Auch als Gast hat man das direkt gemerkt: Das Pferdefest, das war etwas Neues, kein Event in der Region war für mich damit zu vergleichen. Daher hatte ich Lust, meine Energie und meine Ideen da mit einzubringen.

Wie reagieren die Menschen in der Region auf eure Arbeit? Sind sie eher kritisch oder stolz auf das, was ihr geschaffen habt?

Michael: Alle Menschen, die das Pferdefest einmal miterlebt haben, waren schon immer begeistert. Nur von Außen gab es anfangs noch Gegenwind, von Leuten, die selbst noch nie da gewesen sind. Das hat sich aber zum Glück komplett zum Positiven gewendet. Auf den ersten Blick ist es vielleicht nicht einfach zu verstehen, was auf dem Pferdefestival wirklich passiert, und wie viel Arbeit und Liebe hinter allem steckt. Heute stellt niemand mehr in Frage, dass die Menschen im Verein für mehr stehen, als für die ausgelassene Feierei. Dabei hat die Ausgelassenheit auf dem Pferdefest nie nachgelassen. Die Freude am Gemeinsamen steht bis heute im Mittelpunkt. 

Der Verein für Kunst, Kultur und Inklusion e.V. hat über 250 Mitglieder, die vom Bandausschuss über Inklusionsthemen bis hin zu Social Media sich ganz unterschiedlich im Verein engagieren.

Welchen Einfluss hat eure Arbeit auf die Mentalität der Menschen in der Region? Sind sie dadurch irgendwie toleranter oder auch offener geworden?

Lena: Es wäre anmaßend, unserem Pferdefest einen gesellschaftlichen Wandel in der Region zuzuschreiben. Viele erstmalige Besuchende wundern sich aber tatsächlich darüber, wie rücksichtsvoll ein Publikum feiern und eskalieren kann. Und inklusive und queere Kunst hat der eine oder die andere vielleicht wirklich bei uns zum ersten Mal wahrgenommen – wer weiß. Wir versuchen allen einen Platz zu geben, vor und auf der Bühne. Stets gepaart mit guter Laune und ohne einen belehrenden Anspruch.

Wie hat sich das Pferdefest über die Jahre entwickelt? Hättet ihr euch damals vorstellen können, dass daraus ein überregional bekanntes Festival wird, das bekannte Musiker wie Erobique oder Jeru The Damaja an die Mosel bringt? Was ist das für ein Gefühl?

Michael: Altin Gün, Alice Phoebe Lou, Lauer, Grandbrothers, Slime, Erobique oder Ata Kak – genau für solche Bands und Acts wären wir früher ins Auto gestiegen. Das die irgendwann mal zu uns an die Mosel kommen, das hätten wir als Teenager nicht gedacht, also nein! (Michael lacht.) Soweit haben wir gar nicht gedacht, das war auch nie unser Ziel.

Lena: Oft mussten wir uns auch einfach etwas Neues einfallen lassen. Zu unserem Tagesfestival sind immer mehr Leute von weiter weg angereist, die irgendwo übernachten wollten. Wir haben das Pferdefest dann auf den Campingplatz an der Mosel in Kues verlegt und zu einem Drei-Tages-Festival ausgeweitet. Der Wechsel nach Piesport hat sich ergeben, weil wir die ganze Nacht feiern wollen, aber im Tal schalltechnisch zu nah am Ortsrand waren. Im Endeffekt war der Umzug ein riesiger Gewinn, weil die Location einfach großartig ist. Genauso wie das Gefühl, wenn da eine deiner Lieblingsbands auf der Bühne steht, auf diesem kleinen Festival, das du mit deinen Freund*innen machst.

Was war für euch persönlich der schönste Moment in 18 Jahren Festivalgeschichte?

Lena: Puh, das sind eigentlich einige. Ganz persönlich für mich in Erinnerung bleibt auf jeden Fall, dass ich 2023 das erste Mal ein DJ-Set gespielt habe. Ich war extrem aufgeregt, wusste aber gleichzeitig, dass es für mich keinen angenehmeren Ort für ein DJ-Debut geben könnte. So konnte ich unser Publikum auch noch mal aus einer neuen Perspektive sehen. Die Leute waren einfach unglaublich sweet und ich bin sehr dankbar, dass sie diesen Moment mit mir geteilt haben.

Michael: Für mich war es der Auftritt von Drag Syndrome im letzten Jahr. Eine in London gegründete Drag Show von Menschen mit Down-Syndrom. Es ist wirklich unbeschreiblich, wie sehr die Drag Queens und Drag Kings mit ihrer völlig unaufgesetzten Art das Publikum berührt haben. Alle waren wie gelöst am Tanzen. Da sind einige Tränen geflossen. Das werde ich nie vergessen.

Was macht euer Festival so besonders und einzigartig?

Michael: Das Pferdefest zieht positive, offene Menschen aus den unterschiedlichsten Bubbles an.  Vielfalt und Inklusion gilt daher auch für die Zusammensetzung des Publikums. Das ist großartig, denn wir wollen unterschiedliche Menschen und Kunstformen zusammenbringen! Da leistet die bunte Genre-Mischung im Line-Up sicher einen Beitrag zu. Vom Mosel-Schlagerstar, über elektronische Klänge auf einem Gameboy zu den Moves der inklusiven Drag-Show – das Pferdefest ist ja für die Inklusion von Menschen mit Behinderung auf und neben der Bühne bekannt – oder einfach mal entspannt die Schönheit der Moseltals genießen. Wir arbeiten daran, dass es immer wieder Neues zu entdecken gibt auf dem Pferdefestival. 

Lena: Ich denke auch, man spürt, dass wir das Ganze mit viel Herzblut und aus eigenem Antrieb machen. So entwickelt sich das Festival auch ganz natürlich weiter. Zum Beispiel gibt es seit ein paar Jahren auch ein vielseitiges Angebot für Kinder und Familien. Das liegt ganz einfach daran, dass wir selbst älter geworden sind und einige von uns jetzt selbst Kinder haben. Im nächsten Jahr wird es zum ersten Mal an der aktuellen Location eine Wanderung durch die Weinberge geben – mit den besten Tropfen der Region. 

Warum ist die Mosel genau der richtige Ort dafür?

Michael: Traumhafte Landschaft, bester Riesling und gut gelaunte Menschen, die von klein auf gelernt haben, wie man das Leben genießt.

Lena: Und wo sonst hätten wir ein so schönes Plätzchen für unser Festival finden können. Wunderschöne Waldlichtungen und ein Blick übers Moseltal, der dazu einlädt, auch während unserer trubeligen Veranstaltung mal zu entspannen.

Was macht unsere Region so lebens- und liebenswert für euch?

Michael: Hehe: Traumhafte Landschaft, bester Riesling und gut gelaunte Menschen, die von klein auf gelernt haben, wie man das Leben genießt.

Lena: Ja, es ist schon alles sehr lebensbejahend hier.

Die Moselregion in drei Worten:

Michael: Lachen, Riesling,  Sonnenschein.
Lena: Idylle, Wärme, Rebensaft.

Das Pferdefestival in drei Worten:

Lena: Musik, Lachen & Weinen.
Michael: Kunst, Kultur und Inklusion.

Weitere Infos über Lena, Michael und das Pferdefest(ival): 

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