
Ehrenamtlicher Bürgermeister und treibende Kraft hinter dem „Pferdefest“ – Roman Bastgen verbindet politisches Engagement mit kreativer Kultur in Bernkastel-Kues. Mit Leidenschaft setzt er sich für die Entwicklung seiner Heimatstadt ein und sorgt dafür, dass sowohl Politik als auch Kultur einen festen Platz in der Region haben.
Im Gespräch gibt Roman Einblicke in die Herausforderungen des Ehrenamts und seine Vision für eine lebenswerte Zukunft – besonders für junge Menschen. Natürlich sprechen wir auch über das „Pferdefest“, das er mitgegründet hat und das sich längst zu einem kulturellen Highlight der Region – und weit darüber hinaus – entwickelt hat.
Lieber Roman, du bist ehrenamtlicher Bürgermeister der schönen Stadt Bernkastel-Kues. Was bedeutet in deinem Fall ehrenamtlich und was sind deine Aufgaben in diesem Amt, das du seit Sommer 2024 innehast?
Ehrenamtlich bedeutet in meinem Fall, dass es sich nicht um eine hauptberufliche Tätigkeit handelt – ich übe das Amt also neben meinem regulären Job aus. Die Aufgaben sind dabei ziemlich vielseitig: Ich vertrete die Stadt nach außen, spreche also im Namen der Stadt und unterzeichne letztlich auch alle Verträge.
Gleichzeitig bin ich Ansprechpartner für Bürger:innen, Vereine und Initiativen. Und natürlich gehört es auch zu meinen Aufgaben, die Stadtratssitzungen zu leiten sowie diese inhaltlich vorzubereiten und nachzubereiten.
Gibt es Aufgaben, die dir mehr Spaß machen und vielleicht auch Aufgaben, die dir weniger Spaß machen?
Insgesamt macht mir die Aufgabe riesigen Spaß. Man begegnet unheimlich vielen unterschiedlichen Menschen, und der Aufgabenbereich ist so vielseitig – genau das macht für mich den Reiz aus.
Etwas anstrengender wird es immer dann, wenn einem Anliegen zugetragen werden, die eigentlich nicht in den eigenen Zuständigkeitsbereich fallen. Wenn man sich solchen Themen trotzdem annimmt, kann das schnell überfordern. Zum Glück gibt es aber viele Bereiche, in denen man tatsächlich etwas bewegen kann – und genau das motiviert natürlich besonders.
Neben deinem Amt als Bürgermeister arbeitest du als Jurist und Product Owner in einem Softwareunternehmen in Wittlich. Wie schaffst du es, deinen Job, dein politisches Amt und deine Familie mit zwei kleinen Kindern unter einen Hut zu bringen?
Glücklicherweise unterstützt mich mein Arbeitgeber und stellt mich zu 40 % für mein Amt als Bürgermeister frei. Das hilft natürlich enorm bei der Organisation. Meine Frau steht voll hinter mir und unterstützt mich zu 100 %. Für meine Kinder nehme ich mir ganz bewusst Zeit – das ist mir extrem wichtig.
Auch mein Job als Product Owner passt gut zu meinen anderen Aufgaben: Er ist vielseitig, erfordert strukturiertes Arbeiten und bringt mich mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Genau das schätze ich auch an meinem Bürgermeisteramt und meinem Engagement im Verein.
Ich versuche, mich nicht stressen zu lassen und die Dinge einfach anzupacken – so gelingt es mir bisher ganz gut, alles unter einen Hut zu bekommen. Dass es mit diesem Interview ein bisschen gedauert hat, zeigt ganz gut, wie viel gerade los ist. Aber am Ende hat’s geklappt – und ich freue mich riesig. Danke!
Du bist Gründungsmitglied und erster Vorsitzender des Vereins für Kunst, Kultur und Inklusion e.V., der das inklusive Festival „Pferdefest“ ins Leben gerufen hat – mittlerweile ein echtes Highlight in der regionalen Kulturszene. Wie kam es damals zur Idee, ausgerechnet in einer kleinen Moselstadt wie Bernkastel-Kues ein solches Festival zu gründen? Und wie hat es sich seither entwickelt?
Es freut mich sehr zu hören, dass du das Pferdefest auch als Highlight der regionalen Kulturlandschaft wahrnimmst – das bedeutet uns wirklich viel. 😉
Ich habe schon immer gerne Dinge organisiert – angefangen mit der Abschlussfeier in der zehnten Klasse über Konzerte bis hin zu Partys. Dabei war mir immer wichtig, dass es nicht einfach irgendeine Veranstaltung wird, sondern dass jede für sich besonders ist – unvergleichlich eben.
Wie genau der Schritt von Konzertveranstaltungen zum Festival kam, haben Lena und Michael ja in ihrem Interview mit deartrier.de schon ausführlich erzählt. Was mir persönlich aber besonders am Herzen liegt: Wir schaffen mit dem Pferdefest einen Raum, in dem junge Menschen aus der Region früh sehen und erleben können, was kulturell, musikalisch und gesellschaftlich alles möglich ist.
Auf welchem “Dorf” in Deutschland kann man schon Drag Syndrome sehen – ein Drag-Kollektiv mit unfassbar charismatischen Queens und Kings mit Down-Syndrom? Vor uns haben sie in Deutschland nur im Berghain in Berlin und auf den Münchner Kammerspielen gespielt. Genau solche Erlebnisse machen das Pferdefest aus.
Was das Festival aber letztlich so besonders macht, ist der Freundeskreis, der sich darum gebildet hat. Genau deshalb kann es sich so gut entwickeln. Alle, die mitmachen, sind Headliner – jede und jeder bringt sich mit voller Energie ein und macht das Festival zu dem, was es heute ist.
Gab es auch mal Pläne, das Festival in eine Großstadt zu verlegen? Und wenn nicht, warum ist die Mosel genau der richtige Ort dafür?
Pläne, das Festival in eine Großstadt zu verlegen, gab es nie – das hätte auch dem widersprochen, warum wir überhaupt damit begonnen haben. Unser Ziel war und ist es, das kulturelle Leben hier in der Region zu bereichern. Genau deshalb findet das Pferdefest auch ganz bewusst an der Mosel statt.
Born and Raised in Bernkastel-Kues – wenn ich mich richtig erinnere, hast du aber eine Zeit lang in Köln gelebt. Was hast du dort gemacht und warum bist du wieder in deine Heimatstadt zurückgekehrt?
Stimmt, ich habe zunächst in Mainz und später in Köln Jura studiert. Der Kontakt zur Mosel ist aber nie abgebrochen – auch durch unseren Verein und das Festival war ich weiterhin eng mit der Heimat verbunden. Als dann unser zweites Kind zur Welt kam, war für uns klar: Wir wollen zurück. Und so sind wir wieder ganz an die Mosel gezogen.
Was macht unsere Region für dich so liebens- und lebenswert?
Die Mosel rund um Bernkastel-Kues ist für mich einfach faszinierend. Zum einen kommen Menschen aus der ganzen Welt hierher, um Kultur, Wein und Landschaft zu genießen – dadurch begegnet man vielen verschiedenen Persönlichkeiten und Perspektiven.
Gleichzeitig gibt es unheimlich viel zu entdecken: kulinarische und kulturelle Highlights an jeder Ecke. Und trotzdem bleibt die Region dörflich – oder eben eine Kleinstadt. Jeder kennt jeden. Das hat natürlich seine Vor- und Nachteile – aber genau das macht den Charme aus. 😉
Was möchtest du als Bürgermeister für Bernkastel-Kues noch lebenswerter machen? Welche Wünsche und konkreten Arbeitsaufträge hast du für die Region?
Ich sehe unheimlich viel Potenzial in unserer Region – vor allem, wenn es um das Leben junger Menschen geht. In den letzten Jahren wurde da einiges verschlafen.
Die Defizite, die wir damals im Kulturbereich erkannt haben, zeigen sich auch in vielen anderen Bereichen, wenn es um die Attraktivität unserer Stadt für junge Leute geht.
Unser Festival ist ein Highlight – aber eben nur einmal im Jahr. Damit sich wirklich etwas verändert, braucht es solche positiven Erlebnisse auch im Alltag. Genau da möchte ich als Bürgermeister ansetzen: Räume schaffen, in denen junge Menschen sich wohlfühlen, sich entfalten und gerne hierbleiben oder zurückkommen.
Weitere Infos über Roman Bastgen und seine ehrenamtliche Arbeit:
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