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Sophie Sadler – Erfolgsgeschichte als Foodbloggerin in den USA

Mit ihrem Blog ‘Dirndl Kitchen’ bringt Sophie Sadler ein Stück deutsche Heimat in die USA – und begeistert ihre stetig wachsende Community mit traditionellen Rezepten und Geschichten aus ihrem Leben als Deutsche in Kansas. Aufgewachsen in Trier, lebt Sophie heute mit ihrem amerikanischen Mann und drei Kindern im Mittleren Westen, wo sie ihr eigenes Business aufgebaut hat. 

Im Gespräch erzählt sie von ihrem mutigen Schritt, nach Amerika auszuwandern und sich in einem fremden Land selbstständig zu machen, von den Herausforderungen als Mutter und Bloggerin und ihrer Leidenschaft, die deutsche Kultur in den USA lebendig zu halten.

Wo kommst du her und wo bist du aufgewachsen?

Ich bin in Trier geboren und aufgewachsen.

Hast du prägende Erinnerung an deine Kindheit oder Jugend in deiner Heimat?

Ja, viel zu viele. Leider (denke ich) kann man seine Heimat erst so richtig schätzen, wenn man sie verlassen hat. Dass ich jeden Tag von meiner Wohnung in der Engelstraße durch ein römisches Tor aus dem Jahr 170 n. Chr. zur Schule gelaufen bin und auf unzähligen Touristenfotos zu sehen war, war für mich ganz normal. Aber jetzt schätze ich diese Erinnerungen sehr und sehne mich danach, sie mit meinen Kindern wieder zu erleben.

Du lebst du heute mit deinem amerikanischen Mann und deinen drei Kindern in Kansas. Wie bist du dorthin gekommen? Warum bist du in die USA ausgewandert?

Im Alter von 20 Jahren bin ich in die USA ausgewandert, um dort zu studieren. Ich lebe mit meinem Mann und 3 kleinen Kindern in Kansas City. Ich bin mit 16 Jahren als Austauschschülerin dorthin gekommen. Ich habe in diesem Jahr meinen ersten Freund kennengelernt, mit dem ich danach eine Fernbeziehung über drei Jahre führte. Für ihn bin ich in die USA ausgewandert, aber für meinen jetzigen Mann bin ich in den USA geblieben.

Hattest du schon als Jugendliche Fernweh oder Reiselust? Was hat dich dazu bewogen, Trier in so jungen Jahren zu verlassen? Ich glaube, dazu gehört schon eine gehörige Portion Mut!

Ich fand die USA schon immer inspirierend und interessant, und da ich sie nur aus Filmen kannte, wollte ich unbedingt einmal selbst dorthin reisen. Leider hat das mit dem Urlaub nicht geklappt, also habe ich mir gedacht, ich schaue es mir einfach selbst an. Mit 15 habe ich mich für ein Austauschjahr beworben und mit 16 bin ich dann in eine kleine Stadt in Kansas gefahren. Eigentlich hatte ich mir mein Austauschjahr mit Meer und Strand vorgestellt, aber das ist so weit weg von Kansas, wie es nur geht. Der Bundesstaat liegt nämlich mitten im Land. Trotzdem schien Kansas das Richtige für mich zu sein. Schließlich habe ich dort meinen Doppel-Bachelor gemacht, meinen Mann kennengelernt, meine drei Kinder zur Welt gebracht und viele lehrreiche und bereichernde Erfahrungen gesammelt, die mich zu meinem Traumjob geführt haben.

Was hast du gemacht, bevor du mit dem Bloggen und Content Creation angefangen hast? Was hat dich dazu gebracht, deinen Job aufzugeben und dich voll und ganz auf Content Creation zu konzentrieren?

Ich habe mit dem Bloggen begonnen, nachdem ich meinen Job als Finanzberaterin in einem Unternehmen gekündigt hatte. Die strenge Arbeitskultur hat mir dort nicht gefallen, da ich meiner Kreativität nicht genügend Raum geben konnte. (Ich habe einen Doppel-Bachelor in Marketing und Finanzen von einer amerikanischen Universität). Die Idee kam mir, weil ich das deutsche Essen, die deutsche Kultur und natürlich meine Familie sehr vermisst habe. Außerdem war mir klar, dass ich mit 2 Wochen Urlaub im Jahr nicht auskomme und dass ich das nur ändern kann, wenn ich mich selbstständig mache. Das war die Geburtsstunde von ‘dirndl kitchen’, einem Foodblog für alle, die echtes deutsches Essen vermissen. Anfangs habe ich das wirklich nur als Hobby nebenbei gemacht und nebenbei noch als freiberufliche Studienplanerin gearbeitet. Vor allem nach dem Kinderkriegen fehlte mir aber immer mehr die Zeit dafür. Erst fünf Jahre nachdem ich mit dem Bloggen angefangen hatte, wurde mir bewusst, dass man damit auch Geld verdienen kann und das gab mir die Motivation, mich auf meinen Blog zu konzentrieren und alles dafür zu geben. Und es hat sich gelohnt. Mein Traum, von überall aus arbeiten zu können, hat sich erfüllt, ich bin nicht mehr an einen Arbeitgeber gebunden und kann meinen eigenen Ideen und Träumen nachgehen. Und dabei habe ich mir eine super nette und engagierte Community aufgebaut, die alle meine Liebe für gutes deutsches Essen und die deutsche Kultur teilen.

Großes Lob an dich! Wie schaffst du das alles mit drei Kindern? Ich stelle mir das sehr anstrengend vor!

Natürlich ist es auch anstrengend mit drei Kindern, aber es ist vor allem befriedigend. Meine Kinder sind meine größte Motivation, alles auf die Beine zu stellen. Sie inspirieren mich auch immer wieder, wenn es um Rezepte aus meiner Kindheit geht oder um kulturelle Feste, die wir in den USA so gut wie möglich nachzufeiern versuchen. Ich habe sogar eine German Kids Group in Kansas City gegründet. Wir treffen uns einmal im Monat und geben meinen Kindern die Möglichkeit, sich mit anderen deutschsprachigen Kindern auszutauschen und gemeinsam zu spielen. Das macht mich sehr glücklich. Wir haben schon mehr als 12 Familien in unserer Gruppe.

Worauf können wir uns bei deiner Arbeit für Dirndl Kitchen demnächst freuen?

Was ich nicht geplant habe, sollte die eigentliche Frage sein 😉 Anfang des Jahres habe ich mit Onlinekursen begonnen, in denen ich Menschen aus aller Welt das Brezelbacken beibringe. Und ja, sie schmecken wie aus der besten Bäckerei. Zweimal im Jahr kann man sich für meine ‘German Pretzel School’ anmelden.

Hinzu kommt ein paar Monate später ein Plunderteigkurs, in dem ich den Plunderteig ausführlich erkläre und unter anderem Franzbrötchen und Laugencroissants herstelle. Zu diesem Kurs kann man sich jederzeit anmelden.

Außerdem arbeite ich gerade an einem Kochbuch, das im August 2025 erscheinen soll. Zuerst nur auf Englisch, aber hoffentlich bald auch auf Deutsch. Natürlich darf in meinem Kochbuch ein authentisches Flieten-Rezept nicht fehlen! Dafür haben wir neulich am Zurlaubener Ufer ein paar Fotos gemacht.

Seit diesem Sommer habe ich nun auch eine bezahlte Mitgliedschaft (außerhalb von Social Media) für Superfans aus aller Welt, die sich nach authentischer, deutscher Küche sehnen.

Natürlich bin ich auch weiterhin auf Instagram zu finden, wo ich ab und zu lustige Sachen mache.

Meine Rezepte kann man auf meinem Blog https://dirndlkitchen.com finden. 

In deinem Insta-Account und in deinem Blog kochst und backst du deutsche Rezepte und zeigst dein Leben als Deutsche in den USA. Was sind die Challenges und die Perks als Deutsche in den USA?

Also, ich würde sagen, am besten mal reinschnuppern ;-). Die größte Herausforderung ist, glaube ich, die richtigen Zutaten zu finden. Mittlerweile verlasse ich mich eigentlich gar nicht mehr auf irgendwelche Mischungen, sondern mache mir meine eigenen. Das finde ich toll, weil man dann weniger Hürden überwinden muss, um zum Beispiel einen deutschen Kuchen zu backen. Man hat weniger Zutaten im Schrank rumstehen UND es ist gesünder, weil man so oft auf Konservierungsstoffe, Farbstoffe und künstliche Aromen verzichten kann.

Was gefällt dir am Leben in den USA? Wovon können wir Trierer*innen uns von den Amis mal eine Scheibe abschneiden?

Am besten gefällt mir die offene und positive Einstellung der Amerikaner. Die Amerikaner wissen im Allgemeinen besser zu schätzen, was sie haben, und denken weniger über die Dinge nach, die sie nicht haben. Und wenn sie an das denken, was sie nicht haben, sehen sie es eher als Chance denn als Hindernis. Anstatt Ideen zu kritisieren, habe ich mega viel emotionale Unterstützung von meiner Familie und meinen Freunden in den USA bekommen. Das hat mir 2015 den Mut gegeben, meinen Blog zu starten. Es stört auch niemanden, wenn man sein eigenes Ding macht und so ist, wie man ist.

Außerdem liebe ich den Mix aus verschiedenen Kulturen und habe auch viele Freunde und Freundinnen, die wie ich in die USA ausgewandert sind oder Eltern haben, die in die USA ausgewandert sind.

Mein Mann ist zudem ehemaliger Architekt und hat sich vor knapp 6 Jahren im Hausbau selbstständig gemacht, um mehr Zeit mit den Kindern verbringen zu können. Das hat uns auch ermöglicht, ein schönes Haus für vergleichsweise weniger Geld (als in Deutschland) zu bauen.

Was vermisst du in Kansas? In welchen Momenten vermisst du deine Heimat?

Ich vermisse die Weinberge und einfach mal abschalten zu können. Letzteres finde ich in Amerika schwieriger, da der Lebensstil generell schon hektischer ist und drei kleine Kinder auch nicht gerade hilfreich sind. Fußgängerzonen gibt es in den USA nicht. Guter Wein ist in den USA teuer und guter Käse, den ich oft gerne dazu esse, ist auch super teuer. Also kaufe ich gerne ein, wenn ich zu Besuch bin. Zum Glück habe ich schon als Kind gerne gebacken und tue das natürlich immer noch, so dass ich wenigstens die guten deutschen Bäckereien nicht so sehr vermisse. Aber am meisten vermisse ich natürlich meine Familie.

Was gefällt dir an Trier und unserer Region an der schönen Mosel am besten?

Ich liebe die Mischung aus authentischer Altstadt und zeitloser Moderne. Die römischen Überreste bieten so viele interessante Highlights, die Menschen von nah und fern anziehen. Trier strahlt eine gewisse Idylle aus, die man, glaube ich, nur verstehen kann, wenn man einmal da war. Zumindest empfinde ich das im Vergleich zu meinem amerikanischen Leben so.

Deine Heimatstadt in 3 Worten?

Zeitlos. Vielfalt. Idylle.

Mehr Infos über Sophie und ihre Arbeit:

Dirndl Kitchen auf Instagram
Dirndl Kitchen auf TikTok
Dirndl Kitchen Blog
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Über die Autorin
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Beatrice Linzmeier
Bea ist die Initiatorin von DearTrier.de. Die gebürtige Triererin ist aus der Hauptstadt zurück in ihre schöne Heimatstadt Trier gezogen. Hier betreibt sie eine kleine Social Media Agentur, schreibt für ihr Blogprojekt und genießt das Leben mit ihrer Family in vollen Zügen.

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