
Yve verwandelt Räume in bunte, minimalistische Lebenswelten. Ob Kinderzimmer, Wohnraum oder Showroom – jedes Projekt ist überraschend, funktional und voller Persönlichkeit. Mit ihrem Studio pretty.kind.space hebt sie Interior Design auf ein neues Level: Jedes Detail ist durchdacht, jede Gestaltung erzählt eine Geschichte – immer mit den Menschen im Mittelpunkt, die darin leben.
Im Gespräch erzählt Yve, wie sie Farben, Funktionalität und Persönlichkeit vereint, warum sie nach 20 Jahren Stadtleben in die Eifel gezogen ist und wie sie Ruhe auf dem Land mit Inspiration aus der Großstadt verbindet.
Yve, du bist Innenarchitektin und mit deinem Business pretty.kind.space gestaltest du bunte, minimalistische und unfassbar originelle Interiors. Erzähl mal: Wer bist du – und wie bist du zum Interior Design gekommen?
Wohnräume haben mich immer schon beschäftigt, schon als Kind. Ich bin eher ländlich aufgewachsen. Das bedeutet, dass ich unendlich viele kreative Möglichkeiten hatte, um mich auszudrücken. Das Thema Wohnen hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen – und vor allem Farben.
Anfang 20 zog ich nach Trier, dort blieb ich 20 Jahre lang, machte eine Ausbildung zur Bauzeichnerin, studierte Innenarchitektur und arbeitete ca. 15 Jahre lang in verschiedenen Architekturbüros in Luxemburg.
Während meiner Arbeit im letzten Büro passte alles nicht mehr so recht zusammen. Der Schritt in die Selbstständigkeit lag immer schon in der Luft, aber – wie schon im Studium – gab es immer irgendwen, der mir sagte: „Wer braucht das, was du da tust? Zu teuer oder was weiß ich.“
Davon habe ich mich heute frei gemacht, weil ich liebe, was ich tue. Ich weiß, dass ich genau hier richtig bin, wo ich heute stehe.
Dein Stil ist so farbenfroh, minimalistisch und dabei total individuell. Woher kommt deine Inspiration? Und wie entsteht so ein typischer Yve-Look?
Ich bin oft unterwegs. Für meine Projekte reise ich mittlerweile durch ganz Deutschland. Viele Inspirationen sammle ich in den Niederlanden. Mich spricht die offene Art der Menschen und der kreative, bunte Wohnstil total an. Außerdem die unkomplizierte, aber gleichzeitig durchdachte Art, an Projekte heranzugehen.
Ich liebe das Zusammenspiel von Farben und kombiniere sie gern so, dass der Raum harmonisch, nicht überladen, aber trotzdem lebensfroh ist. Mein Schlüssel ist die Liebe zum Detail. Ist der Grundriss optimal aufgeteilt? Funktionieren die bereits existenten Materialien mit meiner Idee zusammen? Findet sich der Bewohner in seinen Bedürfnissen gesehen? Ist ein Raum wandelbar? Diese Frage stellt sich speziell bei Kinderzimmern – das sind einfach Räume, die so viel können müssen!
Wir alle leben mit Farben – schließlich werfen meine Kunden ja nicht alles weg, wenn alles fertig geplant ist, sondern füllen den Raum mit ihren individuellen Dingen, die sie so haben. Das Leben ist in den seltensten Fällen beige.
Du lebst mit deiner Familie in einer alten, liebevoll umgebauten Scheune in der Eifel. Was hat euch dazu bewegt, dort zu leben und zu arbeiten?
Nach 20 Jahren Stadtleben haben wir uns nach Ruhe gesehnt. Bei mir spielt natürlich auch der Gedanke mit, mein Zuhause als Projekt zu sehen, das niemals endet. Dabei kann ich mich kreativ voll austoben. Ich bin ehrlicherweise etwas verwundert, dass meine Familie das echt immer unterstützt. Dazu braucht es ein Haus mit Möglichkeiten – die hätten wir hier 🙂
Wir leben auf dem ehemaligen Bauernhof meiner Großeltern. Hier stecken auch viele schöne Kindheitserinnerungen drin. Meine Großmutter ist 95 und wohnt gegenüber, mein Vater mit seiner Frau auch – und wir mittendrin. Das macht unseren Hof ziemlich lebendig, und alle profitieren vom Wissen und Verhalten der verschiedenen Generationen. Ist nicht immer ganz einfach, aber familiär – und das liebe ich.
Deine Designs erinnern stark an Großstadt – klar, mutig, modern. Wie ist es für dich, auf dem Land zu leben und zu arbeiten? Spürst du manchmal einen kreativen Kontrast – oder findest du gerade dort deine Ruhe, deinen Stil und deine Inspiration?
Ich kann im Prinzip überall arbeiten, aber genau hier in dieser Ruhe zu sitzen, ist schon besonders. Wenn mir hier die Decke auf den Kopf fällt, was durchaus ab und an der Fall ist, fliehen wir nach Köln oder Maastricht. Beides ist nicht wirklich weit entfernt und gibt uns wieder etwas Großstadt-Feeling zurück. In Trier sind wir natürlich auch oft unterwegs, weil so viele unserer Freunde dort leben.
Auf dem Land zu arbeiten, bringt auch nochmal etwas ganz anderes mit sich. Mein pretty.kind.space-Office ist im Erdgeschoss unseres Hauses, und ich schaue von meinem Schreibtisch aus in den Hof ins satte Grün. Ich hab alles im Blick – in völliger Ruhe. Kreative Arbeit braucht eben beides: den Input aus der weiten Welt und die Ruhe im Nirgendwo.
Trotz Eifel-Postleitzahl bist du regelmäßig in Magazinen wie COUCH, hast mit deinem Insta-Account @everyve über 50.000 Follower und arbeitest mit Kund:innen aus ganz Deutschland. Wie sehr hilft dir die Sichtbarkeit auf Social Media – und was hat sie in deinem Business verändert?
Ich habe meinen privaten Account vor ca. 10 Jahren gestartet – noch nicht so richtig wissend, was das alles soll, aber ich hatte große Freude daran, Räume für ein Foto quasi einzufrieren. Ein bisschen wie ein Bild malen. Daraus ergab sich eine Inspiration für andere – und auch ein entscheidender Grundstein und Sichtbarkeit für mein Business, das ich im Mai 2021, mit pretty.kind.space gegründet habe.
Seit dem Startschuss von pretty.kind.space habe ich Projekte in ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und Spanien betreut. Ich mag auch den Gedanken, in einem 100-Einwohner-Ort zu sitzen und mit meinen Projekten so viele Leute von überall zu erreichen.
Insofern ist Social Media absolut hilfreich für mich. Ich empfinde das als Chance für Sichtbarkeit – wenn man es richtig anstellt, mit dem Einsatz meiner Zeit als Währung.
Gab es für dich einen Moment, in dem du gespürt hast: Jetzt läuft’s richtig? Oder auch ein Projekt, bei dem du gemerkt hast: Das hier ist genau mein Weg?
Beruflich habe ich mich vor meiner Selbstständigkeit überwiegend im Feld der Architektur bewegt – sprich, ich habe Häuser gebaut, von der ersten bis zur letzten Phase. Dieses Wissen ist heute meine Superkraft. Ich merke auch, dass ich dahingehend oft unterschätzt werde, weil Innenarchitekten fachlich in der öffentlichen Meinung oft etwas downgegradet werden.
Irgendwann war klar, dass ich dieses Wissen und meine Kernkompetenz, das Planen von Innenräumen, mit meiner persönlichen Note ausleben muss. Da gab es gar keinen anderen Weg mehr für mich – sondern nur das Gefühl: Wenn ich das jetzt nicht wage, mache ich es nie. Und das war die richtige Entscheidung, sowohl für mein Business als auch für uns als Familie.
Was war bisher dein schönstes und emotionalstes Projekt – und warum ist es dir so im Kopf geblieben?
Ich liebe tatsächlich fast alle meine Projekte – ich habe zum Glück richtig tolle Kunden, die auch gut zu mir passen. Dafür bin ich wirklich dankbar und empfinde das nicht als selbstverständlich. Jedes Projekt ist ziemlich einzigartig, da die Menschen immer anders sind. Und das liebe ich sehr daran – mich immer wieder neu auf Menschen einzustellen und sie kennenzulernen. Was brauchen sie, was lieben sie, was stört sie? Zusammen entsteht daraus eigentlich immer was richtig Cooles. Daraus sind tatsächlich auch schon einige Freundschaften entstanden. Eine meiner ersten Kundinnen arbeitet heute für mich 🙂
Mein bisher schönstes Projekt ist auch eins der aktuellsten. Es geht um eine Familie mit zehn Kindern, die ein denkmalgeschütztes Haus gekauft haben, das nun noch um ein weiteres Gebäude erweitert wird. Diesem alten Haus mit so viel Geschichte und dem neuen Teil mit wunderbaren Menschen Leben einzuhauchen, ist großartig – vor allem, weil ich gestaltungstechnisch ziemlich freie Hand habe. Kleiner Spoiler: Es gibt eine Rutsche im Haus 😉
Was liebst du besonders an der Eifel oder an der Region um Bitburg? Und was würdest du dir für kreative Köpfe hier wünschen?
An der Eifel liebe ich die Ruhe und die Natur. Den Weitblick von unserem Haus über die Felder. Nach 20 Jahren Stadt weiß ich das heute zu schätzen.
Wenn ich mir etwas wünschen könnte für das Landleben, wäre es wohl etwas mehr Offenheit. Aber es gibt sie – auch hier habe ich tolle Menschen kennengelernt, die super authentisch ihr Ding machen.
Für kreative Menschen würde ich mir mehr Treffpunkte (vor allem schöne ;)) wünschen. Mehr Orte, die einladen zum offenen Austausch. Aber Wünschen ist ja immer so ’ne Sache – ich denke, ich mache das einfach selbst 😉 Erste Pläne gibt es dazu schon. Schließlich soll es uns hier ja nicht langweilig werden.
Und zum Schluss: Wenn du komplett frei spinnen könntest – was wäre ein absoluter Designtraum, den du dir noch erfüllen willst?
Ich würde gern einen Laden für Kids oder ein Café planen. Ein Kids Book Store war ja schon dabei – sogar im schönen Trier (→ Der kleine Buchfink). Der wird übrigens aktuell um einen Raum erweitert, hier wird gerade mein Entwurf ausgeführt.
Links über Yve und ihre Arbeit:
♡ Besuche die Website: prettykindspace
♡ Flow-Artikel: Instagram‑Post
♡ Solebich‑Profil: Solebich / Everyve
♡ Couch‑Profil: Couch Style
♡ 91 Magazin UK – Home Tour: 91 Magazine – Yve Michels