Die gebürtige Mehringerin Charlotte Kollmann ist Hutmacherin und Inhaberin von “Hauptsache Charlotte”, einem hübschen Hutladen mit angeschlossener Hutwerkstatt im alten Ortskern von Mehring.
Ihr Handwerk hat sie in Hutmanfukturen in Essen, München und Düsseldorf gelernt, ist aber der Liebe wegen wieder in die Heimat zurückgekehrt. Wir sprechen mit der liebenswürdigen Modistin über ihren ausgefallenen Beruf, ihre schönsten Aufträge sowie über ihren Heimatort an der Mosel.
Wo bist du aufgewachsen und wo lebst du aktuell?
Ich bin in Mehring aufgewachsen und lebe auch immer noch dort. Mit kleinen Unterbrechungen in Essen, München und Düsseldorf, bin ich dann doch wieder an die Mosel und in die Heimat zurückgekehrt. Hier lebe ich mit meinem Mann, meinem Sohn und einem Großteil meiner Familie. Im alten Ortskern von Mehring habe ich auch meinen Hutladen mit angeschlossener Werkstatt.
Wie kommt man darauf, Hutmacherin zu werden?
Auf den Beruf bin ich tatsächlich durch meine Mama gekommen. Ich wollte immer schon etwas Handwerkliches machen und eigentlich Goldschmiedin werden. Allerdings wollte ich aus Trier nicht weg und habe leider keinen Ausbildungsplatz gefunden. Nach dem Abitur war ich ein bisschen lost, weil ich meinen Ausbildungsplatz zur Zahntechnikerin abgesagt habe – frag nicht, keine Ahnung was da los war, aber das war einfach nicht mein Beruf! (Charlotte lacht.)
Für die Hochzeit meiner Schwester hat sich meine Mama einen Hut anfertigen lassen und war ganz fasziniert von dem Beruf und sie meinte, ob das nicht was für mich wäre? So kam eins zum anderen: habe kurz drei Tage Probe gearbeitet, habe mich in das Handwerk verliebt und dann fing das Bewerbungen schreiben an. Gelandet bin ich dann in Essen – Gott sei dank! Da hatte ich eine tolle Zeit und eine gute Ausbildung und es tat gut, mal kurz aus Trier rauszukommen und ein bisschen Abstand zu gewinnen.
Zwischenstation in Essen, München und Düsseldorf – wie lange warst du dort, was hast du dort gemacht und warum war es für deine Karriere so wichtig, genau an diesen Häusern zu lernen bzw. Erfahrungen zu sammeln?
In Essen war ich drei Jahre und habe dort eine ganz klassische Handwerksausbildung in einer kleinen Hutmanufaktur gemacht. Dort habe ich alles gelernt, was ich können muss und das auch sehr gut.
Ich habe eine Vorliebe für außergewöhnliche Formen und liebe es, besondere Schnitte zu erstellen. Nach München wollte ich unbedingt zu Nicki Marquardt, weil sie eine ganz besondere, tolle alte Handwerkstechnik beherrscht – das “Borten nähen”. Sie macht wirklich ganz außergewöhnliche Hüte. Dort war ich vier Monate für ein bezahltes Praktikum gleich nach der Gesellenprüfung und habe dann auch eine Festanstellung bekommen.
Durch Zufall habe ich dann ein Angebot aus Luxemburg bekommen. Mein jetziger Mann lebte noch in Mehring und wollte, dass ich wieder zurückkomme. Wir hatten all die Jahre eine Fernbeziehung.
Wann und warum hast du dich entschieden, dich selbstständig zu machen?
Während meiner Zeit in Luxemburg habe ich zwei Monate an der Deutschen Oper in Düsseldorf gearbeitet, weil ich unbedingt mal in einem Theater arbeiten wollte. Das war eine sehr lehrreiche und besondere Zeit und ich konnte da viel mitnehmen. Die Arbeit für ein Theater oder Oper ist einfach was ganz anderes. Hüte sind bei solchen Produktionen total ausgefallen und müssen besonderen Bedingungen standhalten oder auf Perücken gearbeitet werden. Das war toll!
Mitte 2016 wurde meine Stelle in Luxemburg gekürzt und ich konnte nur noch drei Tage in der Woche arbeiten. Mir wurde ziemlich schnell klar, dass ich nicht nur drei Tage in der Woche arbeiten möchte und habe das mit meinem Chef besprochen. So konnte ich meinen Hutladen “Hauptsache Charlotte” im Oktober 2016 in Teilzeit eröffnen.
Wer sind deine Kund*innen?
Meine Kund*innen sind wirklich ganz bunt gemischt. Von jungen Frauen, die gerne einen Haarreifen tragen, über Männer, die einen besonderen Kappen- oder Hutwunsch haben, bis hin zu Damen, die wirklich gerne und oft Hüte im Alltag tragen – von allem ist was dabei.
Sie alle eint der Wunsch nach etwas Besonderem und sie wissen das Handwerk wertzuschätzen. Das ist so schön und sollte es noch öfter geben.
Entwirfst du auch Hüte für Celebrities oder Königshäuser?
Nein, leider habe ich noch keine Berühmtheit mit einem Hut ausstatten dürfen. Ich war auf einem Konzert von Max Mutzke und konnte ihm sogar persönlich meine Visitenkarte geben und kurz mit ihm sprechen. Besonders lustig fand er, dass ich Charlotte heiße – er hat ein Lied, das so heißt – aber leider hat er sich nie gemeldet. Hmpf. Max, wenn du das liest, melde dich! (Charlotte lacht herzlich.)
Über welchen Auftrag hast du dich besonders gefreut bzw. warst du besonders aufgeregt?
Ein besonderer Auftrag war die Anfertigung von Haarschmuck für die Stuttgarter Oper. Da hab ich lange dran gesessen, aber sowas macht einfach super viel Spaß. Es ist mega, die eigenen Sachen auf der Bühne zu sehen.
Für wen würdest du gerne mal einen Hut entwerfen? Wer ist deine deine Traumkundin oder Traumkunde?
Ich weiß gar nicht, wer meine Traumkund*in wäre. Ich mag alle meine Kund*innen sehr und es ist so toll, dass sie meine Arbeit wertschätzen. Wenn sie ihren Hut oder die Kappe, den Haarschmuck dann das erste Mal aufsetzen und es so ist, wie sie es sich gewünscht haben und sich dann freuen: Yay! Unbezahlbar!
Was wünschst du dir für deine Zukunft?
Für meine Zukunft wünsche ich mir, dass noch mehr Leute „auf den Hut kommen“ und mein Laden bestehen bleibt und wächst. Richtig toll wäre auch jemanden auszubilden, das mache ich gerne. Mal sehen, wie es weitergeht.
Was liebst du am allermeisten an Trier und der Mosel?
Ich mag die Natur hier an der Mosel, dass man wirklich am Wasser wohnt und dass alles relativ nah ist. Wir wohnen in Mehring ja wirklich in der Natur mit den Weinbergen und dem Wald und trotzdem ist man fix in der Stadt, wenn man was essen gehen will, an den Weinstand auf dem Hauptmarkt oder zum Bummeln. Von Mehring aus kann man auch mal kurz in die Stadt fahren wenn man was braucht, das ist jetzt keine Ganztagsaktion.
Was ich außerdem mag ist der Zusammenhalt in der Stadt und auch im Dorf – das Gemeinschaftsgefühl. Es ist aber Fluch und Segen zugleich – man ist absolut nicht anonym und für Zugezogene ist es glaube ich recht schwer ins bestehende Gefüge reinzukommen. Das find ich blöd. Ah ja, und ich liebe die Altstadt in Trier.
Was ist dein absoluter Lieblingsort an der Mosel? Was sollte jeder einmal im Leben gesehen oder gemacht haben?
Ein absoluter Lieblingsort ist wahrscheinlich bei mir zu Hause im Garten. Und auf jeden Fall solltet ihr alle mal im Laden vorbeikommen. (Charlotte lacht.)
Mehr Infos über Charlotte und ihren hübschen Laden in Mehring:
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