Christoph Jan Longen ist die angenehme Stimme und der Host hinter dem ehrlichen Trierer Podcast “Im Leben ni(s)cht”, der in Kooperation mit der lokalen Tageszeitung “Trierischer Volksfreund” erscheint. In seinem Podcast spricht er mit interessanten Triererinnen und Trierern und erzählt ihre spannenden Geschichten.
Ich durfte Christoph während einer Folge für den Podcast kennenlernen und war begeistert! Zeit, dass wir ihn – ebenfalls ein durchaus interessanter Trierer und Wahlberliner – einmal näher kennenlernen. Und hier ist er: Wir sprechen mit ihm über Heimat und über seinen schönen und äußerst smarten Podcast.
Wo kommst du her und wo bist du aufgewachsen?
Gebürtig komme ich aus Trier, mit deutsch-polnischen Wurzeln. Aufgewachsen bin ich in Trier-Ost, Olewig, Trier-Süd und Waldrach. Aber auch die Ferienaufenthalte in Danzig bei meinen Großeltern waren immer sehr prägend.
Eine starke Erinnerung aus deiner Kindheit oder Jugend?
Da kommen direkt mehrere gleichzeitig: Bolzplatz im Hubert-Neuerburg-Gebiet (da gab es noch kein Netz an den Toren, dafür aber eine lebhafte Straßenmannschaftskultur), Zeitungsaustragen, als das Samstagsprospekt noch Info-Tips hieß, Studio Sessions mit den ersten Musik- und Sprachaufnahmen.
Was machst du beruflich?
Ich bin Offizier. Nach der Schule ging es für mich als Wehrpflichtiger zur Bundeswehr, habe bei der Deutschen Marine die Offizierausbildung gemacht und an der Bundeswehruniversität in Hamburg und in Montpellier in Frankreich Politik studiert, war viele Jahre beim Bundeswehrradio “Radio Andernach” in Mayen, Berlin und Afghanistan. Es ging weiter als Gruppenleiter und anschließend folgte der Generalstabslehrgang in Hamburg, anschließend war ich Redenschreiber in Bonn, jetzt arbeite ich im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin.
Wie ist das Leben für dich in Berlin? Was genießt du ganz besonders?
Man braucht auf jeden Fall kein Auto. Nach knapp anderthalb Jahren habe ich mich jetzt mittlerweile eingelebt, entdecke aber jeden Tag etwas Neues. Ich genieße die fließenden Übergänge zwischen den Stadtteilen, Mentalitäten und in der Architektur. Es gibt so unglaublich viele Restaurants, Sprachen und eine Fankneipe vom 1. FC Kaiserslautern und in dieser Zweitligasaison ein “Heimspiel” bei Hertha BSC Berlin.
Warum hast du damals den Podcast „Im Leben ni(s)cht” gestartet? Wie bist du auf die Idee gekommen?
Es gab ja vor ein paar Jahren diese Phase, als keiner vor die Tür durfte. Zu dem Zeitpunkt lebte ich in Hamburg und hatte wirklich Heimweh nach Trier, gleichzeitig wollte ich wieder was am Mikrofon machen. Also habe ich mir Equipment bestellt, mit inspirierenden Menschen gesprochen, ich nenne jetzt Melanie Schwarz und Stefani Gregor und dann stand plötzlich die erste Folge des ehrlichen Trierer Podcasts im Netz. Danke an Christian Winter von der Fahrschule Winter, das war der erste Gast. Inzwischen sind über drei Jahre vergangen, den Podcast gibt es immer noch und die 100. Folge ist der nächste Meilenstein.
Von welchen Gäst*innen hast du besonders viel gelernt?
Von Dir habe ich jetzt gerade gelernt, dass man Gäste offenbar auch gendern kann. Und wenn ich davon ab sage, dass jede Folge für mich ein Intensivkurs ist, dann bin ich hinsichtlich eines jeden Gastes und des vermittelten Wissens sehr dankbar. Wenn es atmosphärisch gelingt, in den Deep Talk einzusteigen, ist das so dermaßen spannend und lehrreich. Und wenn der Hörer oder die Hörerin das in der Folge nachempfinden kann, dann ist das für mich die größte Freude.
Bei wem hast du viel gelacht?
Beatrice Linzmeier, die mit dem DearTrier-Blog fand ich sehr unterhaltsam.
Was macht dir bei der Arbeit für den Podcast ganz besonders viel Spaß?
Klar gibt es eine Grunddramaturgie, die sich wie ein roter Faden durch jede Episode zieht und dennoch hat jede Folge ihren eigenen Style, weil jeder Gast neben seinem Thema natürlich auch seinen eigenen Charakter mitbringt. Darauf will ich mich immer individuell einspielen, damit eine chemische Reaktion glückt, die wiederum Energie freisetzt. Schön ist, wenn Menschen sagen, dass sie erstmals im Podcast über eine bestimmte Situation ihres Lebens sprechen oder in der Eigendynamik des Gesprächs auf neue Ideen kommen. Das ist für einen Interviewer mit das schönste Kompliment.
Wen würdest du gerne einmal interviewen und warum?
Ich hab mir gedacht, ich arbeite einfach die Gäste ab, die ich in Deinem grandiosen Blog entdecken kann und lasse mich von Deinen Interviews inspirieren. (Christoph lacht.) Ich würde das nicht an Namen festmachen, das machen die guten Geschichten ja auch nicht, wenn sie sich für jemanden ereignen. Tatsächlich glaube ich, dass sich jede Folge zur richtigen Zeit “ergibt” oder auch nicht, weil auch der Podcast seine eigene Intuition und Gesamtdramaturgie hat. Guildo Horn und Günther Jauch lassen sich Zeit, das ist auch vollkommen in Ordnung, weil sie Raum schaffen für andere Folgen, die wiederum ihren eigenen Zusammenhang mit sich bringen. Warum jede Folge zu ihrer Zeit die richtige war, darüber lässt sich dann im Anschluss interpretieren oder man hört einfach rein und freut sich.
Hast du noch weitere Projekte, die du für die Zukunft planst?
Es gibt für alles seine Zeit. Bezogen auf den Podcast ist Bewegtbild so ein ambitioniertes Thema, im Schwerpunkt Reels auf Instagram zu posten und das viel beschworene next level anzutreten, das würde sicher Spaß machen. Und da gibt es auch in der Region Menschen, denen ich mit großer Wertschätzung begegne, weil sie einerseits authentisch und täglich kreativ in ihrem Wirken sind, andererseits die Mechanismen anwenden, die zurecht mit hoher Reichweite belohnt werden.
Was stört dich an Trier?
Da gibt es drei Dinge: Erstens die Zuganbindung von Trier, zweitens ist Trier etwas abgeschottet von der Fernverkehrsinfrastruktur der Bahn und drittens muss man sehr oft umsteigen, bis man nach Trier kommt, weil kein ICE mehr die Strecke Berlin-Trier bedient, umgekehrt ist es aber genauso. Das sind meine vier negativen Kritikpunkte an der Stadt.
Was liebst du in deiner Heimatstadt Trier ganz besonders?
Es ist meine Heimat und ich sage gerne, woher ich komme und immer wenn ich dorthin zurückkehre, gibt es etwas, das beständig ist und was von einer Art Ewigkeit hat, bei allen Dingen, die sich ständig verändern. Etwas, das immer “in da Reih’” ist.
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