Wir kennen Coremy von viralen Songs wie „Wir werden Letzter” oder aus der “Operette für zwei schwule Tenöre”. Sie ist Sängerin, Comedienne und TV-Autorin und geht 2024 auf ihre erste deutschlandweite Solotour.
Wir treffen Coremy in der Tufa und sprechen über Kunst, ihren Heimathafen Trier und darüber, warum der Gemüse-Döner in der Judengasse der Leuchtturm für viele Feierpilger*innen in der City ist.
Wo kommst du ursprünglich her und wo wohnst du jetzt?
Gebürtig komme ich aus Trier. Bin in München aufgewachsen und bin später zum Studium wieder nach Trier gezogen.
Mittlerweile wohne ich in Köln. Aber ich bin ja oft genug in Trier: Meine Eltern leben noch hier, und ich bin sehr stark mit dem Schmitz verwurzelt. Deshalb bin ich immer noch oft hier, insbesondere für Veranstaltungen wie die Rosa Sitzung und CSD. Trotz meines Umzugs ist Trier immer noch mein Heimathafen, und ich habe nach wie vor eine enge Verbindung dazu.
Warum bist du dann zum Studium wieder zurück nach Trier gekommen?
Zum einen, weil ich hier schon verwurzelt war. Und zum anderen hat mir der Studiengang “Intermedia Design” hier in Trier gut gefallen. Ich wollte etwas Kreatives im Bereich Medien machen und habe hier genau das Richtige gefunden.
Ich finde es eher ungewöhnlich, dass man von einer großen Stadt in so eine kleine Stadt zieht, um was Kreatives zu studieren. Oder was sagst du dazu?
Ja, das stimmt. Ich habe zuvor in München auch viel Kunst gemacht, und gemerkt, dass meine Art des Ausdrucks nicht wirklich in das Kunstverständnis der Großstadt passt. Deshalb war ich ziemlich dankbar für einen Tapetenwechsel, um vielleicht eine andere Umgebung zu finden, die besser zu mir passt. Hier habe ich diesen Studiengang gefunden, der mir ermöglicht hat, freier zu arbeiten und in anderen kreativen Sphären zu sein. In München war ich jeden Tag eine Stunde auf dem Weg zur Schule und zurück, da ich in einer Pendlervorstadt gewohnt habe. Das sind insgesamt acht Jahre Pendeln. Irgendwann denkst du dann darüber nach, wie schön es sein könnte, mit dem Fahrrad schnell zu Freunden zu fahren oder in kürzester Zeit Dinge zu erreichen. Das verändert dein Leben enorm.
Welche Art von Kunst hast du gemacht, die nicht mit dem Münchener Kunstverständnis harmoniert?
Ich habe immer schon gerne humorvolle Sachen gemacht. Zum Beispiel habe ich Videos mit meinen Freunden gedreht, Parodien von Musikvideos und ähnliches. In meiner Schule, die auf Musik, Kunst und Theater spezialisiert war, gab es viele kreative Menschen und Kunst wurde auch unterrichtet und gefördert. Das war wirklich cool. Ein Künstlerkollektiv bildete sich dort von Leuten, die langfristig kreativ arbeiten wollten. Aber die Ausrichtung war eher anders als meine. Diese Künstler haben zum Beispiel ein A5-Bild gemalt, es an eine weiße Wand gehängt und für 300 Euro verkauft. Diese Art von Kunst war nicht das, was ich gemacht habe, und das hat überhaupt nicht zu meinem Stil gepasst. Meine Kunst bestand mehr aus Videos, Musik und lange Zeit habe ich auch eher ernste englische Texte geschrieben.
Und wie war es damals für dich, als du als junger Mensch wieder nach Trier (zurück-)gekommen bist?
Klar, für jeden ist es immer eine Herausforderung, in eine neue Stadt zu kommen. Aber im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, dass es so war, als ob ein gespannter Bogen plötzlich nachlassen darf. Denn ich habe ja auch bei meinen Eltern gesehen, die von hier stammen, dass sie sich in München nie richtig heimisch gefühlt haben. Du lebst in einem Vorort, der austauschbar ist und keinen wirklichen Stadtkern hat. In diesem Vorort lebten nur 30.000 Menschen, und es gab zum Beispiel keinen Klamotten-Laden, weil alles darauf ausgerichtet war, dass man nach München fährt. Also, das fühlte sich alles so an, als ob du nie wirklich Wurzeln schlagen könntest. Und die Menschen waren irgendwie anders drauf, sehr geldorientiert und so. Alles, was ich einfach nicht bin. Und so war es krass, hier anzukommen, weil man nicht immer 150 Prozent geben muss und einfach man selbst sein kann.
Außerdem ist Trier kulturell gesehen ein wahrer Hafen. Wir haben hier so viel zu bieten. Im Vergleich zu anderen kleinen Städten steht Trier wirklich gut da. Das Schmitz, das Queere Zentrum zum Beispiel, ist extrem aktiv. Von der queeren Bubble aus betrachtet, wenn du in einer kleinen Stadt queer lebst, dann am besten in Trier. Sie leisten so viel hier und arbeiten hart daran, dass das so etabliert ist. Sie sind ein fester Bestandteil der Kulturszene.
Man kennt dich von viralen Songs wie „Wir werden Letzter” oder „Mich hat in Kölle ein Mädchen geküsst“. Sängerin, Comedienne und TV-Autorin – du bist wahnsinnig vielseitig. Was machst du genau? Erzähl uns doch ein bisschen über dich und deine Arbeit.
Im Wesentlichen mache ich Musik-Comedy. Das ist sozusagen eine Verschmelzung von Musik und Comedy, was humoristische Songs beinhaltet. Von dieser Grundlage aus erstreckt sich mein Tätigkeitsfeld in verschiedene Richtungen. Ein Beispiel wäre meine Arbeit als TV-Autorin. Hier schreibe ich für die heute Show.
Oh wow! Wie bist du denn an diesen (Traum-)job gekommen?
Ich habe an einer Summer School in Köln teilgenommen, die sich auf Comedy-Writing für TV spezialisiert hat, und von dort hat sich alles entwickelt. Es ist wirklich großartig und macht mir enormen Spaß. Es ist faszinierend, wie dieses Handwerk funktioniert. Wenn du humorvolle Songs schreibst, steckt darin immer eine Menge Energie, Gags und Wortspiele. Das Besondere ist, dass sich diese Energie auch auf andere Bereiche überträgt. Zum Beispiel schreibe ich auch humorvolle Prosa, die dann genauso energetisch ist. Andererseits funktioniert es auch umgekehrt: In der Musik kann man die Witze weglassen und sich auf die Melodie konzentrieren, dann ist es wieder Musik.
Was ist denn dein Lieblingsprojekt?
Das ist schwer zu sagen. Ich mache eigentlich nur Sachen, die mir wirklich am Herzen liegen. Abgesehen vielleicht vom ganzen Papierkram. (Coremy lacht.) Nein, im Ernst, mir gefällt besonders, wie jedes Projekt so anders ist. Zum Beispiel habe ich einen Song gemacht, den ich live im Hamburger Schauspielhaus aufgenommen habe. Das war total neu für mich, etwas ganz anderes als das übliche Studio. Die Koordination mit anderen Leuten, wie man das Ganze gestaltet, das Cover und so weiter. Das finde ich cool, weil es immer wieder etwas Neues ist, das hinzukommt oder das ich mitgestalten kann. Ich nehme auch gerne Sachen auf, aber ich schreibe auch total gerne neue Lieder. Ehrlich gesagt, ich mache alles total gerne. Ich denke, solange die Balance stimmt, ist es am besten.
Und deine Tour 2024, freust du dich drauf und was erwartet uns?
Ja, ich freue mich wirklich darauf, weil es das erste Mal ist, dass ich offiziell auf Tour gehe. Die ersten Termine sind bereits bekanntgegeben, der Vorverkauf hat z.B. auch bereits in Trier begonnen. Es werden aber definitiv noch weitere Termine hinzukommen. Ich hoffe, dass ich zum Beispiel auch in Luxemburg, Koblenz, Saarbrücken und anderen Städten der Region auftreten kann. Mainz ist auch mit dabei, zum Glück. Alles, was hier in der Umgebung liegt. Und natürlich auch in anderen Teilen Deutschlands, es werden noch Termine hinzugefügt werden, das wird nach und nach aufgebaut.
Die Show wird viele Hits enthalten, die man bereits aus dem Internet kennt, sowie viele neue, unveröffentlichte Hits. Ich denke, es wird sehr spannend sein, da Leute, die mich schon öfter live gesehen haben, vieles kennen werden. Aber es gibt auch viele Songs, die man nur kennt, wenn man bereits bei meinen Live-Auftritten dabei war, da sie sonst nirgends verfügbar sind. Die Tour wird eine bessere Dramaturgie haben als die kurzen Ausschnitte, die man sonst von mir sieht. Also alles wird ein wenig umfangreicher gestaltet sein – ein bisschen mehr Programm sozusagen.
Und weil du so krass vielseitig bist, welche Art von Arbeit würdest du gerne einmal ausprobieren? Gibt es noch etwas, worauf du neugierig bist?
Ich hätte total Lust, ein Sketch-Comedy-Format zu entwickeln und darin mitzuwirken, idealerweise in einem Ensemble mit etwa vier oder fünf Personen. Das stelle ich mir richtig spannend vor. Ich finde es vor allem einfach faszinierend, weil ich ja viele Projekte alleine umsetze. Zum Beispiel “Coremy” ist wirklich mein eigenes Projekt, das ich alleine gestalte. Aber auch die Vorstellung, in einem Ensemble zu arbeiten, reizt mich sehr. Ich hatte bereits die Gelegenheit, an der “Operette für zwei schwule Tenöre” mitzuwirken, und das war eine unglaublich wertvolle Erfahrung.
Übrigens, ist es an dieser Stelle erwähnenswert, dass Daniel Stolte, der Regisseur der Operette, auch die Regie für mein Soloprogramm übernehmen wird.
Dein absoluter Geheimtipp in Trier und der Region?
Was ich total cool finde, ist das Plan K. Das ist ‘ne Bar hier beim Viehmarkt. Die haben da einen Kicker und eine Dartscheibe, was es hier in Trier nicht so oft gibt. Und dann haben die da noch gute Preise und eine coole Stimmung. Das ist echt eine sehr geile Kneipe, um abzuhängen.
Und dann muss ich noch den Gemüse-Döner in der Judengasse erwähnen! Er ist gewissermaßen der sichere Hafen für viele Leute und fungiert als Leuchtturm, wenn alle morgens nach dem Feiern fertig sind und sich auf den Weg zum Gemüse-Döner machen.
Trier in drei Worten?
Bunt. Gemütlich. Heimat.
Heimat? Mehr als München?
Ja, absolut. Das ist echt krass, weil ich das auch nie gedacht hätte. Aber ich bin viel stärker mit Trier verbunden als mit München.
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