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Der Belichta, kreative Bereicherung für unsere alte Römerstadt

Der Belichta ist stadtbekannt: Mit seinen Zeichnungen und Fotografien fürs Herrlich Ehrlich, Buddik Banlieue und DER DADDY verschönert er nicht nur unser kleines Römerstädtchen, sondern organisiert darüber hinaus gemeinsam mit Ali Haidar die coolsten Events in Town.

Wir treffen uns auf einen Dirty Chai und Decaf Latte im Balott und sprechen über seine Arbeit als Illustrator und Fotograf in der Region und über seine “Hassliebe” zu Trier.

Wo kommst du ursprünglich her und wo bist du aufgewachsen? 

Ich komme ursprünglich aus einem Kaff in der Nähe von Trier, habe aber, außer meinen Eltern, keinerlei Verbindung zu diesem Ort.

Warum hattest du nie das Bedürfnis, Trier zu verlassen? Warum bist du auch fürs Studium hier geblieben?

Oh, das ist eine sehr gute Frage. Ich hatte nach dem Abi mit dem Gedanken gespielt, außerhalb von Trier Kunst auf Lehramt zu studieren. Wollte aber irgendwie nicht hier weg. Komischerweise wusste ich nicht, dass wir hier in Trier den Studiengang “Kommunikationsdesign” haben und dass das eventuell auch was wäre.

Ich habe dann angefangen an der Uni Trier zu studieren – man kann ja immer noch wechseln, hab ich mir damals gedacht – und bin dann letztendlich bei Geschichte und Theologie auf Lehramt gelandet. Frag mich nicht. Während des Studiums habe ich dann allerdings angefangen, Fotografie ernster zu nehmen. Gezeichnet hatte ich in der Zeit eigentlich gar nicht mehr. Nach dem Abschluss hatte ich dann überlegt, Fotografie zu studieren, hab dann aber entschieden, mich in Saarbrücken auf Kunst auf Lehramt als Drittfach zu bewerben, was sich als Glücksfall erwiesen hat, weil ich da wieder angefangen habe zu zeichnen. Bin dann regelmäßig nach Saarbrücken an die HBKsaar gependelt. Das war eine tolle Zeit. Habe da meine Kartonfiguren entwickelt, in Godard und Kurosawa Filmseminaren gesessen und bei Jonathan Kunz Comics gezeichnet. In Trier bin ich trotzdem geblieben, aus privaten und familiären Gründen. Letztendlich aus Liebe. 

Deine Zeichnungen sind überall in der City gegenwärtig – ob Herrlich Ehrlich, Buddik Banlieue, Flietenfranz und DER DADDY – überall findet man deine schönen Illustrationen! Woher nimmst du deine Inspirationen?

Man sieht ja ganz klar, dass ich einen Comic-Background habe. Comics sind super vielfältig und natürlich gibt es da gewisse Stile, die ich mag. Ich würde tendenziell behaupten, dass ich stilistisch – tatsächlich über Donald Duck, auch wenn das kompliziert zu erklären ist – aus der Underground-Ecke komme. Frank Miller ist toll. Moebius! Mir ist es auch wichtig, Fan zu sein. Es gibt so viele Sachen, die ich feiere! Generell Kunst, Filme … irgendwie wird das schon seinen Einfluss auf mich haben. 

Zudem versuche ich mich ständig neu zu erfinden. Wenn man sich mal die Buddik-Menükarten anschaut, da male ich einfach drauf los. Das ist ja auch das Gute an den Karten, sonst würde ich es nicht schaffen, alle drei Wochen eine Neue zu zeichnen. Bei Plakaten ist das was anderes, die sind alle sehr durchdacht. 

Zeichnen oder Fotografie? Auf was von den beiden könntest du nicht verzichten? Was ist deine Leidenschaft?

Das ist schwierig. Ich habe schon als Kind viel gezeichnet, aber die Fotografie war die erste Sache in meinem Leben, die ich so richtig ernst genommen habe. Fotografie ist für mich super in der Realität verankert. Ich bin sehr dokumentarisch unterwegs und würde nie gestellte Situationen fotografieren. Beim Zeichnen ist das genau das Gegenteil. Da kann ich alles mögliche machen. 

Ich würde schon sagen, dass Zeichnungen viel eher für mich sprechen und mich auch repräsentieren: Sie kommen viel mehr aus mir raus, während Fotografie meine Betrachtung auf die Welt ist. Daher könnte ich auf keines der beiden verzichten. 

Der Belichta mit seinem Comic “Electric Avenue” im Buddik Banlieue | Foto: Beatrice Linzmeier

Du verschönerst unser Städtchen nicht nur mit deinen Illustrationen, Texten und Fotografien, sondern organisierst auch gemeinsam mit Ali Events wie etwa Trödelkiez, Kiezstreet und Westweinfest? Warum ist es dir so wichtig, solche alternativen Veranstaltungen in Trier zu haben?

Weil es Events dieser Art hier einfach nicht gibt. Unser Ziel war es nie etwas zu planen, was fehlt und zu denken, wir müssten deswegen jetzt was starten. Nein, wir hatten einfach Bock was zu machen. All unsere Events gestalten wir so, wie wir es gut finden und nicht wie wir denken, andere würden es gut finden. Auch meine Zeichnungen mache ich so, wie ich sie cool finde. Wie sollte ich Herzblut reinstecken, wenn ich nicht dahinter stehe? Es muss authentisch sein. Liebe an Ali Haidar. 

Was sollte es in Trier (noch) mehr geben?

Starbucks & Primark unbedingt. Und man könnte noch ein paar römische Baudenkmäler ausgraben. Eventuell, aber das könnte auch naives Wunschdenken sein, auch mehr freie kulturelle Räume oder konkrete Hilfestellung, wie Dock11 das in Saarbrücken das macht – viel mehr für Kreative oder Subkulturen abseits der üblichen Verdächtigen. Wirkliche Unterstützung für die Skatehalle am jetzigen Standort zum Beispiel. Ansonsten: Weniger Luxus-Plattenbauten. Ein Park und kein Parken vorm Rathaus und Theater. Ein Moselufer ohne Umgehungsstraße. Öffentliche Schachtische aus Stein, generell mehr Tische an Bänken, generell mehr Bänke. Und ein Plattenladen wäre richtig, richtig toll. 

Es ist aber auch generell nicht so, dass ich der totale Trier-Fan bin und alles Provinzielle lokalpatriotisch abfeiere. Manchmal wird man da etwas zynisch. Dieser komische Mikrokosmos beschäftigt mich aber. Tatsächlich, besonders nachdem Sascha (Werner Timplan) weggezogen ist. Entweder wird man zynisch oder man macht es so, wie die meisten Kreativen hier: Wegziehen. Es gibt hier so viel Potenzial. Allein an der Hochschule gibt es wirklich gute Leute. Und es gibt manchmal echt magische Momente: Leseabende in kleinen Gruppen in Privatkellern von höchst motivierten, idealistischen und tollen Menschen organisiert. Oder DJ Seppobeats, der beim TrödelKiez die Afterparty abreißt. Insbesondere 2022. Jeder der da war, weiß wovon ich rede. 

Also ich wohne schon gerne hier und das ist auch meine Basis und ich lieb’ meine Leute, aber es gibt auch viele Sachen, die mich sehr frustrieren. Es stört mich, dass du in Trier richtig geile Sachen machen kannst, die niemand außerhalb der Stadt mitbekommt. Ich weiß gar nicht, wie ich es so beschreiben soll: So eine Art Bubble, in der wir hier leben. Quarantäne. Ich finde das echt schwierig. Es muss bessere Vernetzung in andere Städte geben! Das ist für mich auch so ein bisschen der Plan, halt irgendwie mehr nach außen zu netzwerken, wo man überregional wahrgenommen wird, so wie Mortel das auch geschafft hat. Weiß der Geier, wie man das in meinem Bereich genau anpackt. 

Hast du noch weitere Projekte geplant? Was wünschst du dir für deine Zukunft?

Also, wenn ich mal träumen darf, dann wünsche ich mir eine eigene Zeichentrickserie, basierend auf meinem Comic „Electric Avenue“ und den Ideen, die ich zu diesem Universum habe. Aktuell arbeite ich mit einer Berliner Freundin daran, das auszuarbeiten. Sie arbeitet beim Film und kennt da ein paar Leute und wir wollen mal schauen, ob da Interesse besteht. Wenn da eine Zeichentrickserie rauskommen würde, dann wäre das natürlich Endlevel! 

Weitere Infos über Der Belichta und seine Arbeit:
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Über die Autorin
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Beatrice Linzmeier
Bea ist die Initiatorin von DearTrier.de. Die gebürtige Triererin ist aus der Hauptstadt zurück in ihre schöne Heimatstadt Trier gezogen. Hier betreibt sie eine kleine Social Media Agentur, schreibt für ihr Blogprojekt und genießt das Leben mit ihrer Family in vollen Zügen.

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