Ivan Summersky ist für mich einer der originellsten Trierer Künstler*innen, der durchaus seine Base in Großstädten wie Berlin oder Hamburg haben könnte. Seine Kunstwerke hängen bei Fynn Kliemann im Wohnzimmer oder sind über die hippe Online-Galerie kunst100 erhältlich.
Ein Gespräch mit dem charismatischen Künstler über Kunst, wilde Kunstaktionen in der City und das schöne und behütete Leben in der “großen Stadt” Trier.
Hi Ivan, wo kommst her und wo bist du aufgewachsen?
Ich komme aus einem kleinen Dorf namens Deuselbach im Hunsrück. Das Leben dort war immer sehr schön, aber manchmal auch ein wenig schwierig: Ich war der Erste mit langen Haaren, der Erste mit einer Glatze und der Erste, der aus der Kirche ausgetreten ist – das brachte manchmal gewisse Schwierigkeiten mit sich.
Magst du eine starke Erinnerung aus deiner Deuselbacher Kindheit mit uns teilen?
Ich habe schon immer gemalt. In der Grundschule im Kunstunterricht hing meine Lehrerin meine Bilder nie an die Wand, weil sie sie wohl hässlich fand. Das hat mich damals natürlich traurig gemacht, da ich auch damals schon das Gefühl hatte, dass sie „besonders“ sind und an die Wand gehören. Ich denke, dass mein Stil sich vielleicht schon früh entwickelt hat. Mein Stil kann am besten als Outsider-Art oder kindlicher Stil beschrieben werden. Meine Werke sehen oft so aus, als ob sie von einem dreijährigen Kind gemalt worden sind, und das ist keineswegs abwertend gemeint! Ich finde es immer schön, wenn man das so vergleichen kann, denn in den Gemälden von kleinen Kindern steckt oft eine Menge Energie.
Wann und warum bist du nach Trier gekommen? Was hast du gemacht?
Ursprünglich komme ich aus einem kleinen Dorf und bin dann in die „große Stadt“ Trier gezogen. Der Grund für meinen Umzug nach Trier war, dass in Deuselbach einfach nichts los war. Zu der Zeit war ich 20 Jahre alt und habe meinen Zivildienst gemacht. Wir waren ständig in Trier unterwegs, vor allem im Exhaus und in der Luke. Während dieser Zeit habe ich mit meinem Mitbewohner Grufti-Partys organisiert. Wir trugen ausschließlich schwarze Kleidung und veranstalteten Events im Balkensaal. Mein DJ-Name war übrigens „Der blutrünstige Messerjokel“. (Summersky lacht.)
Für mich ist Trier optimal von der Größe her. Gelegentlich mache ich längere Urlaube in der weiten Ferne und in größeren Städten, was ich immer spannend und interessant finde. Aber ich habe keinen Wunsch nach mehr. Große Städte stressen mich nur. Meine Frau kommt aus Köln, aber sie ist für mich in Trier geblieben. Sie hat hier studiert, und ich schätze es sehr, dass sie mir zuliebe hier geblieben ist.
Warum Kunst? Wann hast du damit angefangen?
Ich male schon, solange ich denken kann. Einmal war ich in einer ziemlich schlechten Stimmung und dachte, dass ich etwas unternehmen müsste. Dann stieß ich in einer Episode von “Arte Tracks” auf das Kunstprojekt „Papergirl“. Papergirl ist ein Kunstprojekt aus Berlin, das von Aisha Ronniger ins Leben gerufen wurde. Sie war damals Kunststudentin und machte Graffiti. Doch dann geriet sie in Schwierigkeiten mit der Polizei und beschloss, nach neuen Möglichkeiten zu suchen, Kunst zu machen, ohne dabei in Stress zu geraten. Sie rief dazu auf, dass Menschen ihre Kunstwerke an sie versenden. Anschließend organisierte sie eine Ausstellung und wickelte die Kunstwerke ähnlich wie Zeitungen zu Rollen, die sie durch die Stadt transportierte und den Leuten quasi vor die Füße warf – so wie die Paper Boys in den USA Zeitungen vor die Häuser werfen.
Ich habe sie damals angeschrieben und gefragt, ob es in Ordnung wäre, wenn ich das Projekt auch in Trier umsetze. So habe ich Papergirl in Trier ins Leben gerufen und wir haben das hier insgesamt dreimal durchgeführt. Durch dieses Projekt bin ich in eine Kunstszene reingerutscht, die es allerdings mittlerweile leider nicht mehr gibt.
Nebenbei habe ich auch andere Eventformate organisiert, wie zum Beispiel “Automatic Painting” in der Stadt oder “Head-Painting” im Exhaus. Ich habe in Trier immer Kunstevents veranstaltet, aber irgendwann dachte ich mir, dass es zu stressig wird, immer irgendetwas zu organisieren. Ich wollte mich mehr auf meine eigene Kunst konzentrieren oder mich etwas ausruhen, sozusagen. Deshalb begann ich, etwas professioneller zu malen und meine Werke auf Plattformen wie Instagram, Facebook und neuerdings auch TikTok zu teilen.
Wann kam der Durchbruch? Ich habe gehört, dass Fynn Kliemann damals ein Bild von dir gekauft hat. Wie ist er darauf aufmerksam geworden?
Das kam eigentlich recht einfach zustande: Ich bin ein „penetranter Nerver“ (Summersky lacht). Ich schickte ihm das Bild “Apple Watch” mit einem netten Brief und hatte keine Erwartungen daran, dass er es überhaupt beachten würde. Aber er fand es wohl gut und hat es tatsächlich auf Social Media gepostet und mein Instagram ist dadurch förmlich explodiert. Kurz zuvor hatte ich meinen Online-Shop gebastelt, aber nie wirklich in die Bestellungen geschaut, weil normalerweise nie jemand etwas bestellt hat. Die Leute kauften meine Werke eher im Bekanntenkreis. Dann schaute ich in den Shop und da waren plötzlich rund 30 Bestellungen. Ich dachte nur: Was ist denn hier los? Als ich dann bei Instagram nachsah, hatte ich plötzlich 5.000 neue Follower, und von da an ging es richtig ab.
Die bekannte Onlinegalerie kunst100 hat nun Bilder von dir. Wie sind sie auf dich aufmerksam geworden?
Das ist auch interessant. Ich habe kunst100 ganz am Anfang angeschrieben, um zu fragen, ob sie vielleicht Interesse an meinen Arbeiten hätten. Damals waren sie nicht wirklich interessiert. Meine Werke werden oft in der queeren Community geschätzt, weil ich gerne mit der Farbe Pink arbeite, die meine Lieblingsfarbe ist. Ich male gerne in dieser Farbe und verwende auch gerne Regenbogenmotive. Viele queere Institutionen unterstützen mich, und ich spende auch gerne Kunstwerke für wohltätige Zwecke. Das hat wohl dazu geführt, dass Kunst 100 erneut auf mich zugekommen ist.
Machst du das hauptberuflich?
Leider nicht, aber es ist mein Traum und mein Wunsch, irgendwann mal davon zu leben. Ich glaube fest daran, dass man seine Träume so stark verfolgen und daran arbeiten sollte, bis diese in Erfüllung gehen. Das ist eigentlich eine ganz einfache Sache. (Summersky lacht). Also sage ich mir: Ich werde davon leben können. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber vielleicht übermorgen.
Was gefällt dir an Trier besonders?
Es ist wunderschön, dass Trier so klein ist und wenn ich durch die Gegend spaziere, treffe ich immer jemanden, den ich kenne. Ich fühle mich nicht so verloren wie in einer großen Stadt. Mein Bedarf ist gestillt, und ich habe keine großen Wünsche, abgesehen davon, dass das Exhaus hoffentlich nicht für immer geschlossen bleibt. Das finde ich sehr traurig, da ich dort wirklich viel Zeit verbracht habe. Aber ich finde es toll, dass es hier alles gibt, was ich für das tägliche Leben brauche. Ich kann hier gut essen und trinken, es gibt leckeres vegetarisches und veganes Essen. Und die Tatsache, dass Trier so klein und behütet ist, ist für mich wichtig.
Drei tolle Künstler*innen aus der Region?
Florian Leible finde ich richtig toll. Seine Werke gefallen mir sehr gut – vielleicht hat er mal Bock auf einen „Kunsttausch“. Ich habe übrigens über deinen Blog vor kurzem Pizza Pazzo kennenlernen dürfen und habe direkt leckere Pizzen gegen eines meiner Werke getauscht.
Auch bin ich ein großer Fan von Laura und Leo, die gerade für ein Jahr durch Asien reisen. Leo macht mega tolle Videos.
Und wer auch supertoll ist: Der Belichta natürlich. Gerade seine Fotos finde ich super. Er hat damals ganz zufällig Fotos von mir und meiner Frau gemacht. Wir sind so dankbar, diese Fotos zu haben.
Und dein absoluter Geheimtipp für Trier und die Region?
Das ist spießig und total bekloppt, aber es gibt offenbar eine Winebank in Trier. Ich war dort vor etwa einem Monat zum ersten Mal. Es hat mich echt erstaunt, dass so etwas in Trier existiert. Obwohl ich schon oft daran vorbeigegangen bin, hat es mir ausgerechnet ein Kumpel aus Köln gezeigt.
Hat du abschließend noch etwas, was du den Triererinnen und Trierer sagen möchtest?
Wer Interesse an meiner Kunst hat oder gar über einen „Ausstellungs-Space“ verfügt, soll mich einfach mal kontaktieren. Ich freue mich wirklich über jede Nachricht. Da ich bald Papa werde, würde ich sehr gerne wieder öfter meine Kunst in der Region und nicht in der weiten Welt ausstellen.
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