Julia Sausen ist Regisseurin und Cutterin und hat nach vielen Jahren in der Hauptstadt wieder ihren Weg zurück in die Heimat gefunden. Heute arbeitet und lebt sie mit ihrer Familie an der Saar.
Wir sprechen mit Julia über ihre spannende Arbeit als Regisseurin und Cutterin, ihre Rückkehr in die Heimat während der Pandemie und ihre besonderen Vorlieben für die Region nach vielen Jahren in Großstädten.
Wo kommst du her und wo bist du aufgewachsen?
Ich bin in Trier geboren. Im Alter von vier Jahren bin ich mit meiner Familie nach Schweich gezogen und von dort später zur weiterführenden Schule täglich nach Trier gefahren.
Eine starke oder schöne Erinnerung aus deiner Kindheit oder Jugend in Trier?
Es gibt wirklich viele schöne Erinnerungen an meine Kindheit hier. Ich erinnere mich an Natur, Freibad, Fahrradfahren, Weinberge und die Mosel. Aber auch die Innenstadt von Trier. Ich habe das Max-Planck-Gymnasium direkt am Dom besucht und meine Freistunden entweder im Aufenthaltsraum des heruntergekommenen Dewora Baus in der Sichelstraße verbracht (der Bau ist leider längst abgerissen) oder in der Innenstadt. Ich erinnere mich an viele tolle Partys im Ex-Haus, dem Palais oder in der Luke.
Du hast längere Zeit in Nordengland und in Berlin gelebt – warum hast du Trier damals verlassen?
Ursprünglich wollte ich nie aus Trier weg und war dann aber doch knappe 20 Jahre unterwegs. (Julia lacht.) Ich bin damals zum Studium weggezogen, da ich gerne etwas Medienrelevantes mit praktischem Bezug studieren wollte und das in Trier nicht möglich war. Nach dem Abitur habe ich zwecks mangelnder Auswahl erstmal ein Zertifikat in Englischer Literatur an der Universität Luxemburg absolviert. Die Uni bot zu dem Zeitpunkt noch kein vollständiges Studium an, weshalb sich meine luxemburgischen Kommilitonen deshalb auf ein Studium im englischsprachigen Ausland beworben haben. Das habe ich auch gemacht und eine Zusage für ein Medienstudium in Sunderland, im Norden Englands, erhalten. Es war unglaublich anders und trist und ich wollte eigentlich nur ein Semester bleiben – alte Minenstadt, brachliegende Industrie, hohe Arbeitslosenquote, kein einziges Café und noch nicht einmal ein Kino – irgendwie habe ich es dann doch drei Jahre lang durchgezogen.
Nach dem Studium in England bin ich nach Köln. In dieser Zeit habe ich hauptsächlich Werbe- bzw. Konzertfilm Produktionen geschnitten. Es folgte eine gemeinsame Bildungsreise nach Australien mit meinem jetzigen Mann und dann war klar, dass wir nach Berlin gehen würden.
Was hast du in Berlin gemacht?
In den letzten zehn Jahren in Berlin habe ich Musikvideos inszeniert und geschnitten und Werbungen und Kurzfilme gemacht. Wir haben in Kreuzberg gewohnt. Dort hatte ich eine tolle Studiogemeinschaft bunt gemischt mit anderen Filmemachern, Journalisten, Künstlern und großem Garten im Wrangelkiez in Kreuzberg. Das hat schon sehr viel Spaß gemacht.
Du arbeitest als freiberufliche Regisseurin & Cutterin für namhafte Kunden wie etwa Google und Bosch, drehst Musikvideos oder deine eigenen Filme. Erzähl doch mal, wie bist du auf den ausgefallenen Beruf der Regisseurin gekommen? Wolltest du schon immer Regisseurin werden?
Filme haben mich schon immer fasziniert. Ich kann aber nicht sagen, dass ich nach meinem Schulabschluss losgezogen bin, um Regisseurin oder Cutterin zu werden, das hat sich so ergeben. Nach meinem Studium wusste ich, dass ich unbedingt zum Film wollte. Ich finde es wahnsinnig spannend Geschichten in Wort und Bild zu erzählen. Ob ich am Set inszeniere oder schneide, ich habe eigentlich immer die Intention, Menschen mit meinen Filmen zu bewegen. Das macht mir riesigen Spaß und ich bin sehr dankbar, diesen Beruf ausüben zu dürfen.
Warum hast du Berlin verlassen? Und warum bist du wieder in deine alte Heimat zurückgekehrt?
Wir haben immer mal wieder darüber nachgedacht, zurück in die Heimat zu ziehen. Doch die Film- und Werbebranche in Trier ist leider nicht zu vergleichen mit der internationaler Großstädte. Die Entscheidung fiel kurz nach unserem zweiten Kind und Corona. Ich hatte bisher größtenteils vor Ort in Agenturen und Produktionen gearbeitet, doch durch Corona konnte ich nun auch zu Hause schneiden.
Der Wegfall sämtlicher Berlin-Benefits wie Kulturveranstaltungen, Restaurants, Cafés und Kinos durch die Corona Beschränkungen gepaart mit der notwendigen räumlichen Vergrößerung im Privaten, haben uns dazu veranlasst wieder in die Heimat zu ziehen – an die schöne Saar.
Kannst du als Regisseurin und Cutterin gut in der Region arbeiten?
Ja, meine Aufträge erhalte ich nach wie vor über mein bestehendes Netzwerk. Schnittaufträge sind dank Glasfaser von hier aus kein Problem. Und für Drehs reise ich an.
Vermisst du Berlin oder das Leben in der Großstadt? Wenn ja, was vermisst du am meisten? Was aus der Hauptstadt wünschst du dir für unsere Region?
Ich vermisse das Stadtleben bzw. das Leben in Berlin schon. Wenn man so lange Zeit in Großstädten gelebt hat, dann gewöhnt man sich daran, dass alles jederzeit abrufbar ist.
Was ich aber am meisten vermisse, ist die kulturelle Vielfalt der Hauptstadt – Ausstellungen international renommierter Künstler und große Filmveranstaltungen.
Dann fehlen natürlich auch die kleinen Restaurants in Laufweite, vom wahnsinnig leckeren Koreaner, über authentisch libanesisches und thailändisches Essen. Das habe ich aktuell leider nicht hier auf dem Land. Dafür muss ich mich ins Auto setzen oder in den Zug steigen. Was ich mir deshalb auch für unsere Region wünsche, ist ein besseres Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel für den ländlichen Raum. Ich versuche weitestgehend auf das Auto zu verzichten, was mir leider nur teilweise gelingt. Das ist in einer Großstadt sehr viel einfacher. Es ist mir beispielsweise auch ein Rätsel, warum Trier keine ICE-Anbindung hat! Hier muss dringend nachgebessert werden.
Was gefällt dir an unserer Region besonders? Was macht es so lebenswert für dich?
Landschaftlich finde ich unsere Region einfach sehr schön. Hier kann man wunderbar Wandern und Fahrrad fahren. Ich habe die Natur direkt vor der Haustür und bin in ein paar Minuten mitten im Wald. Auch schätze ich die Weinkultur sehr. Ich finde es toll den Wein direkt beim Winzer probieren und einkaufen zu können. Aber auch die Menschen machen unsere Region aus. Alle sind sehr hilfsbereit. So nah an Luxemburg zu sein, finde ich zudem einen tollen Benefit.
Was sollte jeder (einmal) im Leben gesehen oder gemacht haben?
Reisen. Reisen bildet – jenseits der ausgetretenen Pfade. Ich habe unterwegs einfach immer wahnsinnig viel gelernt, über Menschen, andere Kulturen und natürlich über mich selbst.
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