Gefühlt hat Kasia Vogel-Oulaid fünf Paar Hände: Sie ist Gründerin des regionalen Familienportals PortaFamilia.de, Vorstandsmitglied des Netzwerks Gründerinnen Trier, selbstständige Social Media Managerin und nicht zuletzt Mutter von zwei Kindern.
Wir sprechen mit der gebürtigen Polin, die mittlerweile schon ihr halbes Leben lang in Trier lebt, über ihre unermüdliche Arbeit für Familien und Unternehmerinnen in Trier und Umgebung.
Liebe Kasia, du bist ja gebürtig nicht aus Trier. Erzähl doch mal, wo kommst du her?
Ich bin ursprünglich aus Polen, aus einer kleinen Stadt in der Nähe von Poznań. Nach Trier kam ich vor knapp 20 Jahren. Habe also die Hälfte meines Lebens hier verbracht.
Du bist ja wegen dem Studium nach Trier gekommen. Kanntest du Trier schon vorher? Und wenn nicht, warum hast du dich für Trier als Studienstadt entschieden? Was hat dir damals besonders gut gefallen?
Bevor ich kam, kannte ich weder die Stadt noch jemanden hier. Nach dem Abitur habe ich ein Jahr Ethnolinguistik in Polen studiert. Nicht wirklich begeistert vom Studentenleben habe ich dann von Freunden erfahren, dass ein Studium im Ausland anders ist, dass man nicht nur Theorie lernt, sondern auch viel Praxis hat und dass man neben dem Studium relativ einfach jobben kann. Die Vorstellung hat mir gefallen, so dass ich nach gründlicher Recherche zwei Orte in Deutschland ausgewählt habe – Trier und Bamberg. Hier konnte ich meinen Wunschstudiengang ohne Lateinkenntnisse anfangen. An beiden Orten wurde ich angenommen und habe dann die Attraktivität von Trier und Bamberg gegenübergestellt. Obwohl Bayern einiges anzubieten hat, war dann die Lage von Trier doch interessanter für mich: mit den Nachbarländern um die Ecke, mit den ganzen Sehenswürdigkeiten, Landschaften, und nicht zu vergessen – mit dem Weinangebot! Ich bin nicht enttäuscht worden. (Kasia lacht.) Ach übrigens, das Latinum musste ich dann doch noch machen …
Was hat dich dazu bewegt, nach dem Studium in Trier zu bleiben? Was hat dir so gut gefallen, dass du nicht weggezogen bist?
Während des Studiums war ich hin- und hergerissen, ob ich nach dem Abschluss doch nach Polen zurückkommen sollte. Meine Familie hat mir schon sehr gefehlt und die Job-Chancen mit einem deutschen Diplom wären gut. In der Uni habe ich meinen Ehemann kennengelernt. Als wir beschlossen haben, die Zukunft gemeinsam zu planen, war die Entscheidung in Trier zu bleiben ein guter Kompromiss für uns beide. Zum damaligen Zeitpunkt war auch die Möglichkeit schnell in den luxemburgischen Arbeitsmarkt einzusteigen ein wichtiger Faktor.
Mit deinem Familienportal PortaFamilia.de leistest du grandiose Arbeit für unsere Region. Was ist Porta Famila und wie bist du damals auf die Idee gekommen, das Portal zu gründen?
Danke für die netten Worte! (Kasia grinst.) Porta Familia ist ein Portal für die Region Trier, das lokale und regionale Angebote, Events und News rund um das Thema Familie präsentiert. Ich versuche es einfach, mit der Webseite und den Social-Media-Kanälen Familien bei der Alltags- und Freizeitplanung zu unterstützen. Es ist quasi ein bunter (aber organisierter) Haufen an familienfreundlichen Informationen.
Es gab tatsächlich ein kleines Aha-Erlebnis, das meine Idee mit Porta Familia ausgelöst hat: ein Autowerkstatt-Termin in Begleitung von Kleinkind und Baby. Die Kids „funktionieren“ ja nicht immer, deswegen war ich mental auf eine anstrengende Stunde vorbereitet. Ich hatte eine Tasche mit Wickelsachen für meine Tochter und eine mit Spielzeug & Snacks für meinen Sohn dabei. Überraschenderweise gab es in der Autowerkstatt eine schöne Kinderspielecke mit Büchern, Malsachen und Lego. Direkt daneben gab es eine Sitzgruppe, wo ich meine Tochter stillen konnte, während mein Sohn gespielt hat. Es war so stressfrei. Da habe ich angefangen, intensiver nach Orten zu suchen (vor allem digital), die familienfreundliche Infrastruktur anbieten – und kaum welche gefunden.
Da ich beruflich mit Datenbanken und IT-Systemen zu tun hatte, habe ich mich entschieden, ein digitales Angebot für Familien selbst zu erstellen. Ich habe meinen Job in Luxemburg gekündigt, um mich voll auf das Herzensprojekt zu konzentrieren. Ich wollte nicht nur zeigen, wo familienfreundliche Orte sind, sondern auch „wie“ familienfreundlich sie sind. Ich wollte nicht nur die für mich coolsten Orte & Events den anderen empfehlen, sondern alle Orte & Events in der Umgebung sichtbar und auffindbar machen, wo man sich als Familie (in ihrer ganzen Vielfalt) willkommen und wahrgenommen fühlt.
Neben deiner Arbeit für das Portal und deinem “Vollzeitjob” als Mutter, bist du zusätzlich eine der drei Vorsitzenden des Netzwerks Gründerinnen Trier, das sich alle zwei Monate im CoWorking Space “ZWO65” in der Saarstraße trifft. Die Gründerinnen Trier haben es sich zum Ziel gesetzt, Unternehmerinnen aus der Region miteinander zu vernetzen. Warum engagierst du dich in diesem Netzwerk und warum ist deine Arbeit dafür so wichtig?
Frauen gründen anders – das ist der Slogan der Gründerinnen Trier – und das ist auch wirklich so. Beim ersten Treffen im Jahr 2019 hat mich der offene und ehrliche Austausch mit den anderen Frauen begeistert. Viele hatten ähnliche Herausforderungen, wie z.B. das Familienleben zu stemmen, neben der Selbstständigkeit oder sich in von Männern dominierten Bereichen durchzusetzen. Im Netzwerk unterstützen wir uns aber auch fachlich bei Business-Themen und lernen voneinander.
Die Netzwerke in Trier waren und sind für mich sehr wichtig, weil man sonst als „Zugereiste“ keinen so einfachen Zugang zu manchen Personen- oder Geschäftskreisen hätte. Man hat hier z.B. keine Kita- oder Schulfreunde, die einen auch im Erwachsenenleben privat oder auch geschäftlich unterstützen könnten.
Ich engagiere mich gerne bei den Gründerinnen Trier, da ich bei den Treffen immer so viel positive Energie tanken konnte und anderen Frauen diesen Zustand ebenso gönnen möchte. Manche benötigen Ermutigung, Bestätigung, Feedback, hilfreiche Kontakte oder einfach nur ein offenes Ohr. Ein Teil dieser Initiative zu sein, tut einfach gut!
Und damit nicht genug, arbeitest du ja auch noch als Social Media Managerin für deutsche und polnische Unternehmen. Wie schaffst du das alles unter einen Hut zu bringen? Hast du einen Pro-Tipp für uns?
Ich muss zugeben, dass ich manchmal wünschte, ich müsste nicht auf so vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Die Arbeit als Social Media Managerin bereitet mir echt Freude. Man kann so viel bewirken mit kreativen Ideen, mit Strategie und Beständigkeit. Aber in meinem Fall ist es nur möglich, weil diese Beschäftigung hohe zeitliche und räumliche Flexibilität bietet. Einen konkreten Pro-Tipp habe ich nicht, außer vielleicht: Prioritäten setzen und realistisch bleiben. Es ist wichtig, sich nicht zu viel auf einmal vorzunehmen und auch mal Nein zu sagen, um Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu haben.
Was sollte jeder einmal im Leben gesehen oder gemacht haben?
Was sollte jeder einmal im Leben gemacht haben? In Bezug auf Trier – den Trierer Teerdisch probieren. (Kasia lacht.) Die Verbindung von Sauerkraut mit Kartoffeln schätze ich wegen meiner polnischen Herkunft sehr!
Aber so generell gesehen? Wenn man einen Traum oder eine Idee hat – nicht nur daran denken, sondern einfach mal machen. Machen verändert alles. Nicht es wenigstens zu versuchen, wäre ein Jammer.
Mehr Infos über Kasia und ihre Arbeit:
♡ Besuche das Familienportal www.portafamilie.de
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♡ Besuche eine der tollen Netzwerkevents von Gründerinnen Trier
♡ Besuche Kasia Vogel-Oulaids Website und informiere dich über ihre Arbeit als Webdesignerin & Social Media Managerin