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Margreth Eiden-Götten, Brautmodedesignerin macht Haute Couture im Hochwald

In dem idyllischen Hochwaldörtchen Rascheid verbirgt sich der bezaubernde Laden von Margreth Eiden-Götten, der talentierten Designerin für Brautmode. Unter ihrem eigenen Label “ME” – eine geschickte Verschmelzung ihrer Initialen und der Individualität  der Braut – kreiert Margreth Brautkleider in Haute-Couture-Qualität ganz nach den Träumen der Bräute aus dem Hunsrück, dem Hochwald und weit darüber hinaus. Nur wenige wissen, dass sie auch  Kleider für den „Tatort“ und für den Deutschen Filmpreis entworfen hat.


Liebe Margreth, woher kommst du und wo lebst du jetzt?

Ich bin hier in Rascheid geboren und aufgewachsen. Unser heutiges Haus ist mein Elternhaus. Mein Mann und ich wollten etwas Nachhaltiges und haben deshalb das Dach unseres Bungalows mit einem Kran hochgehoben und ein weiteres Geschoss draufgesetzt. Abends, wenn wir vom Radfahren zurück sind und geduscht haben, setzen wir uns auf unser kleines Balkönchen, genießen den Weitblick und reflektieren über den Tag. Es ist mein Lieblingsplatz auf dieser Welt. 

Du hast dich inzwischen komplett auf Hochzeitskleider spezialisiert. Wie kam es dazu? Und hast du eine klassische Schneiderlehre gemacht?

Ich habe mein Abi am Gymnasium in Hermeskeil gemacht und anschließend in Trier Modedesign studiert. Das Studium war stark kunst- und handwerksorientiert, sodass ich begleitend die Schneidergesellenprüfung an der Handwerkskammer ablegen konnte. 

Schon während des Studiums wurde mir klar, dass Mode etwas Wunderschönes ist, aber die Modewelt ist so kurzlebig. Entwürfe sind schnell wieder vergessen. Ich wollte etwas schaffen, das Spuren hinterlässt und nicht im nächsten Jahr schon traurig in der hintersten Ecke eines Kleiderschranks landet. So bin ich zur individualisierten Brautmode gekommen, die emotional und nachhaltig ist. 

Was hat dich dazu bewogen, im Hochwald zu bleiben und dein Business hier zu starten?

Heimat bedeutet für mich Verbundenheit, Sicherheit und auch die Kuscheligkeit dieses kleinen Dorfes. Ich liebe es, mit dem Fahrrad durch die ganze Region zu fahren und die Natur zu genießen. Ich habe überlegt, mit meinem Geschäft in die Stadt zu ziehen, und eine Pro- und Contra-Liste gemacht. Am Ende hat Rascheid gewonnen. Es liegt verkehrstechnisch perfekt, man parkt direkt vor der Tür und jede Braut hat das ganze Geschäft und mich für sich allein. Oben habe ich ein großes Atelier mit ausreichend Platz für alles, was ich brauche. In der Stadt wären die Mieten so hoch gewesen, dass ich diese Kosten auf meine Preise hätte umlegen müssen. So haben wir es hier viel besser und ich kann mich ganz auf meine Arbeit konzentrieren.

Woher kommt deine Passion für Mode? Hast du schon vor dem Studium genäht und entworfen?

Meine Mama war eine passionierte Schneiderin und meine Tante Schneidermeisterin. Schon  früh habe ich ambitioniert genäht. Mein Cousin ist auch Modedesigner – das liegt wohl in den Genen.

Du hast auch für den „Tatort“ designt. Erzähl mal davon.

Ja, das war für den „Tatort – Frohe Ostern“. Ich war zwei Tage am Set in Hamburg, das war unglaublich spannend. Ich habe ein besticktes Gala-Kleid realisiert, das sehr strapazierfähig sein musste. Isis Krüger, für die ich dieses Kleid entworfen habe, musste als „Geisel“ lange Zeit auf dem Boden sitzend und rutschend ihre Rolle spielen. Und da so ein Film keineswegs chronologisch gedreht wird – in diesem Film würde die Begrüßungsszene als allerletztes gedreht – durfte man dem Kleid seine Strapazen nie ansehen. Es war beeindruckend zu sehen, welcher Aufwand hinter jeder Szene steckt. 

Was treibt dich an und woher schöpfst du deine Inspirationen?

Es ist das Bewusstsein, dass jemand mir das wichtigste Kleid seines Lebens anvertraut. Ich liebe es, Persönlichkeit textil umzuwandeln. Jede Braut, die zu mir kommt, trägt ihr Kleid schon in sich drin. Meine Aufgabe ist es herauszulocken. Meine Inspiration finde ich in der Modegeschichte und bei großen Modeschöpfern wie Chanel, Gaultier, Dior, Elie Saab, oder Alexander McQueen. Die Met Gala in New York ist mein persönlicher Feiertag.

Was bedeutet für dich Haute Couture?

Haute Couture ist in Frankreich ein geschützter Begriff und steht für höchste Handwerkskunst. Ich habe die Arbeitsweise der Haute Couture an unsere Region und die Menschen, die hier leben angepasst. Jedes Kleid, das ich kreiere, ist ein Unikat und wird individuell mit viel Liebe und Handarbeit für die Braut maßgeschneidert. Ganz vordergründig ist dabei die optimale Proportion eines Kleides, die Ansatzlinie des Rockes am Oberteil. Sie ist bei jeder Braut anders. Hier sieht man am deutlichsten den Unterschied zur Konfektion, neben vielen anderen Kriterien, wie zum Beispiel der Stoffqualität und ganz klar: dem Variantenreichtum der Designs. Sie werden ausschließlich von der Persönlichkeit der Braut und nicht von kommerzieller „Verkaufbarkeit“ bestimmt.

Ist ein selbstgemachtes Brautkleid nicht viel teurer als eines von der Stange?

Das ist ein Missverständnis. Da ich in eigenen Räumen arbeite und keine hohe Miete zahlen muss, kann ich die Preise attraktiv halten. Sie unterscheiden sich kaum von hochwertigen Konfektionskleidern.

Was machst du außerhalb der Hochzeitssaison?

Dann sammle ich neue Impulse und entwerfe Kleider für meinen Laden, mache Shootings und Hochzeitsmessen. Manchmal schlummert so ein neuer Entwurf zwei, drei Saisons, bevor sich eine Braut dem Trend anvertraut und meine Idee zu ihrem perfekten Kleid wird. 

In meiner Freizeit fahre ich viel Fahrrad, mache Sport und genieße die Zeit mit meiner großen Familie. Diese Aktivitäten sind der perfekte Ausgleich zur filigranen Arbeit an den Brautkleidern. Ich liebe Rock am Ring, Thrash Metal und Heavy Metal – im Herzen bin ich eine Rockerin mit einer Vorliebe für Romantik in Weiß. Auch beim Arbeiten kann es in meinem Atelier mal lauter werden, wenn die Musik aus den Boxen dröhnt.

Dein Instagram-Account ist sehr beliebt. Wie kam es dazu und liebst du es, deine Arbeit dort zu zeigen?

Instagram ist für mich wie ein Schaufenster in einer belebten Innenstadt. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, meine Zielgruppe direkt anzusprechen, auch wenn hier keine Laufkundschaft vorbeikommt und die Menschen etwas weiter fahren, um zu mir zu kommen. Ich investiere viel Zeit in meinen Account, aber es lohnt sich und es macht mir Spaß. Es ist mir wichtig, authentisch und nahbar zu bleiben und meine Arbeit ehrlich zu zeigen.

Wie läuft es ab, wenn eine Braut zu dir kommt?

Der erste Termin ist ein Geschenk an die Braut und dauert drei Stunden. Bei einem Kaffee lernen wir uns kennen, und ich frage nach ihren Wünschen und Vorlieben. Ich weiß, dass Vertrauen wichtig für sie ist, bevor sie sich vor mir auszieht. Wir besprechen ihren Stil, Lieblingsfarben und was ihr wichtig ist. Dann probiert sie unterschiedliche Kleider an, und ich höre genau zu, wie sie sich in jedem Kleid fühlt. Wir kombinieren die besten Details und gestalten ihr einzigartiges Kleid. Mein Ziel ist, dass sie am Hochzeitstag in den Spiegel schaut und strahlend denkt: “Yes, that´s ME!”

Kannst du uns eine deiner schönsten Brautgeschichten erzählen?

Eine meiner schönsten Geschichten erzähle ich oft beim Kennenlerngespräch. Es geht dabei wieder mal um Nachhaltigkeit. Woran erinnert man selbst und die Gäste sich noch nach fünf, zehn oder zwanzig Jahren?  Ein Brautpaar überraschte seine Gäste, die vor der Kirche gespannt aufs Brautpaar warteten, indem sie unter dem Applaus der Busfahrgäste an der Haltestelle vor der Kirche aus dem Linienbus aussiegen. Es passte perfekt zu den beiden und bleibt allen, die es erlebt haben, unvergessen. Und es zeigt, dass es nicht das schönste und krasseste sein muss, sondern eine Geschichte, eine Erinnerung für die Ewigkeit.


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Über die Autorin
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Geli Scholtes
Geboren an der Mosel, aufgewachsen in Deuselbach und seit über acht Jahren glücklich in Trier. Geli Scholtes findet es überall auf der Welt schön, aber nach Hause kommen wird für die Grafikdesignerin und Fotografin immer der gewohnte Weg in den Hunsrück bleiben.  

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