Muriel Mbuyi kommt ursprünglich aus Kerpen bei Köln und ist zum Studieren nach Trier gekommen. Nach ihrem Abschluss ging es straight nach Luxemburg, wo sie im Personalwesen Karriere machte und letztendlich als HR-Businesspartnerin arbeitete.
Ihre Leidenschaft lag allerdings immer woanders – und zwar in der Mode. Grund genug für die mutige Unternehmerin, trotz ihres beruflichen Erfolges, nochmal komplett neu anzufangen. Gesagt, getan: Muriel ist nun die Inhaberin ihres eigenen Modelabels Okapii mit einem hübschen Atelier in der Trierer Karl Marx-Straße.
Wir sprechen mit der charismatischen Gründerin über ihr Business und wie es sich anfühlt, trotz erfolgreicher Karriere nochmal komplett von vorne zu beginnen.
Du kommst ursprünglich aus Kerpen bei Köln, was hat dich nach Trier verschlagen?
Das Studium. Ich wollte in eine Stadt ziehen, die nicht zu weit von meiner Familie entfernt ist und wo es eine direkte Bahnverbindung nach Köln gibt – damals war das noch der Eifel Express. Das waren für mich die wichtigsten Kriterien. Zwischen Darmstadt und Trier fiel meine Wahl dann auf Trier.
Du hast Personalmanagement studiert und in Luxemburg gearbeitet? Erzähl uns doch von deinem Werdegang und wo du gearbeitet hast.
Nach meinem Studium der Sozialwissenschaften habe ich in verschiedenen Unternehmen in Luxemburg gearbeitet. Mein erster Job war in Bascharage, das war fast an der belgischen Grenze, wo das lange Pendeln irgendwann sehr ermüdend für mich wurde. Später habe ich einen Job in Kirchberg ergattert und hatte es nicht mehr so weit. Begonnen habe ich als Assistentin der Geschäftsführung und dann habe ich als HR-Assistentin, Recruiterin, Account Managerin und zuletzt als HR-Businesspartnerin gearbeitet und somit viele verschiedene Einblicke in das Personalwesen erhalten. Berufsbegleitend habe ich im Fernstudium einen Master in Management von Organisationen und Personal begonnen. Ich habe es immer geliebt, mit Menschen zusammenzuarbeiten und ihnen zu helfen.
Wie kam es dazu, dass du dich entschieden hast, deinen Corporate Job an den Nagel zu hängen, nochmal komplett neu anzufangen und dein eigenes Fashion Label zu gründen?
Ich konnte mich nie komplett mit den Unternehmen identifizieren, in denen ich gearbeitet habe. Ich habe mein Soll getan, jedoch lag meine Leidenschaft immer im kreativen Bereich. Ich wollte bereits in jungen Jahren Modedesign studieren und habe auch schon immer nebenher genäht. Ab einem gewissen Punkt wusste ich, dass, wenn ich immerzu das Nähen an zweite Stelle setze, wird mein Business niemals erfolgreich werden. Seit 2019 habe ich von zu Hause meinen Traum Stück für Stück aufgebaut und im Februar dieses Jahres beschlossen, ihn endlich umzusetzen.
Wie hat sich das für dich angefühlt? Hattest du Angst, diesen Schritt zu wagen?
Es hat sich vor allem richtig angefühlt, seinen Traum zu leben. Immer hatte ich meine Familie hinter mir, die an mich geglaubt hat und mich in jeglicher Art und Weise unterstützt hat. Natürlich gibt es auch schlaflose Nächte. Ich bin Mama von zwei kleinen Jungs und war finanziell sehr stabil – da kommt man in eine etwas ungewisse Lage. Mein Mann, der unter anderem auch als Business Coach arbeitet, hat mich darin bekräftigt, meine Ideen auszuleben, um endlich glücklicher zu sein. Es war der richtige Schritt und ich bereue es nicht, es wenigstens probiert zu haben!
Was ist „Okapii“? Was bedeutet der Name und was stellst du her?
Okapi ist ein Tier, welches aus den Wäldern der demokratischen Republik Kongo stammt, wo auch ich geboren bin. Das Tier ist einzigartig in seiner Art, gehört zur Giraffenfamilie, hat aber auch etwas vom Zebra und der Antilope. Genauso sollen auch meine Produkte sein: Einzigartig. In meiner Stoffauswahl nutze ich afrikanische Muster.
Was ich den Menschen hier in Europa näher bringen möchte, ist die Bedeutung der verschiedenen Symbole, die in den Mustern eingebaut sind. Ich habe eine große Leidenschaft für die verschiedenen Stoffe und Muster und erzähle gerne von ihrer Symbolkraft. Mit Okapii möchte ich gemütliche und elegante Kleidung herstellen, die Freude macht. Dabei entwerfe ich Kleidung mit femininem Schnitt, Kleidung und Accessoires für Kinder, Haar Accessoires (vor allem für lockiges Haar) und Taschen. Zudem biete ich Maßschneiderei und auch Nähkurse an.
Du hast dein Atelier in der Karl-Marx-Straße. Warum hast du dich entschieden, ein Geschäft in Trier zu eröffnen? Warum nicht in Köln oder Luxemburg?
Seit 2009 lebe ich nun in Trier. Ich habe meinen besten Freund in Trier kennengelernt – Shout out to Chris! – und wer braucht schon Paris, wenn man Trier hat?!!! (Muriel lacht.) Ja, und natürlich sind meine Kinder hier geboren. Meine Familie in Kerpen nennt Trier liebevoll „far far away“ und trotzdem fühlt es sich immer wieder wie Urlaub für sie an, wenn sie uns besuchen kommen. Trier ist umringt von großen Städten und es kommen viele Touristen nach Trier, um die älteste Stadt Deutschlands zu besuchen. Die Stadt ist auch dank ihrer Touristen sehr lebendig und bunt. Ich fühle mich hier wohl und ich denke in Sachen Vielfalt muss irgendwer ja den ersten Schritt machen, vor allem was die Mode betrifft.
Wie ist das Leben als Unternehmerin für dich in der Region? Bekommst du viel Unterstützung von der Stadt, Nachbarschaft oder auch anderen Unternehmer*innen aus der Branche?
Bisher habe ich überall, wo ich angefragt habe, Unterstützung erhalten. Es sind noch einige Türen auf meiner Liste, an die ich Klopfen möchte, um vor allem mein Atelier bekannter zu machen. Ich netzwerke gerne, um Menschen kennenzulernen, mit denen man vielleicht zusammen an einem Projekt arbeiten kann, die meine Produkte in ihrem Sortiment aufnehmen möchten oder auch Moselaner*innen, die einfach an einem Kulturaustausch mit einer Rheinländerin interessiert sind.
Ich bin gerade dabei, mir in der Region einen Namen zu machen und freue mich, im Moment noch ein Geheimtipp sein zu dürfen. Viele meiner Kunden bekräftigen, dass ich Triers Vielfalt bestärke und sichtbar mache und diese Worte sind meistens schon eine sehr große Unterstützung für mich.
Was gefällt dir hier besonders? Was macht das Leben so lebenswert für dich?
Mir gefällt vor allem die Natur. Als ich das erste Mal nach Trier kam, war ich begeistert von der Lage der Stadt: Im Tal, umringt von Bergen, die Weinberge, die roten Felsen und die Mosel die sich durch die Stadt schlängelt; und bis heute macht mich die Natur in der Region glücklich. Die kurze Strecke zwischen meinem Atelier und Zuhause macht das Leben lebenswert. Die Flexibilität, die ich mit meiner Arbeit habe, macht mich glücklich und die Menschen, die meine Tage verschönern durch ihre Geschichten und ihr Interesse, geben mir Zuversicht.
Hast du einen Geheimtipp für Trier und die Region?
Trier und das Umland stecken für mich immer voller Überraschungen. Ich kann jede Sitzbank in der Innenstadt empfehlen. Ich sitze gerne da und beobachte Menschen; vor allem die bunte Vielfalt dieser Stadt. Was ich definitiv noch machen muss, ist das Umland ein bisschen mehr erkunden.
Was wünschst du dir für dich und die Zukunft deines Labels?
Ich wünsche mir kulturellen Austausch, ich wünsche mir Wissenstransfer, ich wünsche mir das Aufheben von Vorurteilen; ich wünsche mir Neugierde für und mit dem afrikanischen Kontinent durch mein Label. Ich wünsche mir Kooperationen, Projekte und ein gesundes Wachstum, was meine Kinder später stolz auf mich macht.
Weitere Infos über Muriel und ihr Label:
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