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Muriel Mbuyi – Kunst, Design und Community: KemboO baut Brücken zwischen Kulturen

In Trier lebt und arbeitet die Unternehmerin, die mit ihrem Concept Store KemboO nicht nur afrikanisches Design und Kunsthandwerk in die alte Römerstadt bringt, sondern auch Brücken zwischen Kulturen schlägt. Die Leidenschaft von Muriel für kreative Ideen und interkulturellen Austausch hat sie dazu bewegt, ihren sicheren Job in Luxemburg zu verlassen und sich ihren Traum zu erfüllen. KemboO ist mehr als nur ein Geschäft – es ist ein Ort der Begegnung, der Inspiration und der Vielfalt. Wir sprechen mit ihr über den Mut, Neues zu wagen, die Bedeutung von Community-Arbeit und die Vision, die afrikanische Kultur in Trier sichtbar zu machen.

Du kommst ursprünglich aus Kerpen bei Köln, was hat dich nach Trier verschlagen?

Das Studium. Ich wollte in eine Stadt ziehen, die nicht zu weit von meiner Familie entfernt ist und wo es eine direkte Bahnverbindung nach Köln gibt – damals war das noch der Eifel Express. Das waren für mich die wichtigsten Kriterien. Zwischen Darmstadt und Trier fiel meine Wahl dann auf Trier.

Du hast viele Jahre in großen Corporates in Luxemburg gearbeitet, bevor du dich entschieden hast, deinen gut bezahlten und sicheren Job in Lux an den Nagel zu hängen und nochmal komplett neu anzufangen. Wie kam es dazu?

Nach einigen Jahren in verschiedenen Unternehmen in Luxemburg, vor allem im HR-Bereich, wurde mir klar, dass meine wahre Leidenschaft woanders liegt. Schon als Kind wollte ich Modedesign studieren und habe nebenbei genäht. 2019 wagte ich dann den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete Okapii, mein erstes kreatives Business. Dabei erkannte ich, dass vor allem das kreative Unternehmertum mich wirklich erfüllt. Die Arbeit mit Design, Ästhetik und einzigartigen Konzepten faszinierte mich mehr als jeder klassische Karriereweg.

Wie hat sich das für dich angefühlt? Hattest du Angst, diesen Schritt zu wagen?

Es hat sich vor allem richtig angefühlt, seinen Traum zu leben. Immer hatte ich meine Familie hinter mir, die an mich geglaubt hat und mich in jeglicher Art und Weise unterstützt hat. Natürlich gibt es auch schlaflose Nächte. Ich bin Mama von zwei kleinen Jungs und war finanziell sehr stabil – da kommt man in eine etwas ungewisse Lage. Mein Mann, der unter anderem auch als Business Coach arbeitet, hat mich darin bekräftigt, meine Ideen auszuleben, um endlich glücklicher zu sein. Es war der richtige Schritt und ich bereue es nicht, es wenigstens probiert zu haben!

Heute betreibst du gemeinsam mit deinem Mann KemboO in der Nagelstraße in Trier. Was ist KemboO und wofür steht der Name?

KemboO ist ein Concept Store, der afrikanisches Design, Kunsthandwerk und Kultur erlebbar macht. Wir bieten handgefertigte Möbel, Wohnaccessoires und Kunststücke, die mit viel Liebe und unter fairen Bedingungen entstehen. Viele unserer Produkte stammen von talentierten Unternehmer*innen und Kreativen aus der afrikanischen Diaspora – sowohl regional als auch lokal.

Doch KemboO ist mehr als ein Geschäft – es ist ein Ort der Begegnung und eine Plattform, die nicht nur das Handwerk, sondern auch die Geschichten hinter den Produkten sichtbar macht. Nachhaltigkeit und die Zusammenarbeit mit afrikanischen Kreativen und Unternehmen stehen für uns dabei an erster Stelle.

Der Name KemboO stammt aus der Sprache Lingala und bedeutet „Ruhm“ oder „Ehre“ – eine Hommage an die Schönheit, das Handwerk und die kulturelle Vielfalt Afrikas.

Neben eurem Tagesgeschäft ist KemboO auch ein Treffpunkt für die afrikanische Community in Trier. Was genau macht ihr dort, und warum ist Community-Arbeit für euch so wichtig?

KemboO ist ein Ort für alle, die sich für Design, Handwerkskunst und Kultur interessieren – unabhängig von Herkunft oder Hintergrund. Wir möchten afrikanische Ästhetik und Kunst zugänglich machen, ohne dass eine ethnische Zugehörigkeit Voraussetzung ist. Schließlich geht man ja auch nicht nur als Italiener in ein italienisches Restaurant.

Unser Laden ist ein Raum für Austausch, Inspiration und Begegnung. Sei es bei unseren Sip & Paint-Events, Workshops oder einfach beim Stöbern – wir freuen uns über jede Person, die neugierig ist und mehr über unsere Produkte und ihre Geschichten erfahren möchte.

Unsere Community-Arbeit bedeutet für uns nicht, nur eine bestimmte Gruppe zusammenzubringen, sondern Brücken zwischen Kulturen zu bauen. Als Teil des AGF-Vorstands engagieren wir uns ehrenamtlich, um verschiedene Communities in Trier zu unterstützen und den interkulturellen Austausch aktiv mitzugestalten.

Krass, dass du dich neben deiner Arbeit als Unternehmerin im Store und als Mutter von zwei Kids auch noch ehrenamtlich engagierst. Was ist die AGF? Was sind dort eure Aufgaben und Ziele und warum ist eure Arbeit so wichtig für unsere City?

Die Arbeitsgemeinschaft Frieden Trier ist eine unabhängige Organisation, die sich für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzt. Durch Bildungsarbeit, politische Aktionen und Integrationsprojekte fördern wir den gesellschaftlichen Dialog und setzen uns aktiv für eine gerechtere Welt ein.

Ein zentraler Fokus liegt auf Antirassismus, Klimagerechtigkeit und Geflüchtetenhilfe. Besonders in Trier, einer Stadt mit reicher Geschichte und kultureller Vielfalt, ist unsere Arbeit wichtig, um Zusammenhalt und Chancengleichheit zu stärken.

Als Vorstandsmitglied der AGF bin ich direkt an der Gestaltung und Umsetzung unserer Projekte beteiligt. Ein bedeutendes Beispiel für unser Engagement waren die Großdemonstrationen im letzten Jahr unter dem Motto “Nie wieder ist jetzt”, die wir maßgeblich organisiert haben. Mit diesen Protesten haben wir ein starkes Zeichen gegen Rechtsextremismus und für eine offene, demokratische Gesellschaft gesetzt.

Zudem ist der Weltladen Trier Teil der AGF, wo wir uns für fairen Handel einsetzen und nachhaltigen Konsum fördern. Damit leisten wir nicht nur lokal, sondern auch global einen Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit.

Wie lebt es sich für dich als Unternehmerin in der Region? Bekommst du viel Unterstützung von der Stadt, der Nachbarschaft oder auch von anderen Unternehmer*innen aus der Branche?

Vor allem die direkte Nachbarschaft ist sehr unterstützend – viele kommen vorbei, stellen sich vor und geben wertvolle Tipps. Es gibt ein echtes Miteinander, das den Austausch und die Vernetzung erleichtert. Von anderen Unternehmer*innen wird unser Konzept oft als mutig wahrgenommen, weil es eine Nische bedient, die bisher in Trier nicht vertreten ist.

Doch genau das macht KemboO aus: Wir bieten nicht nur handgefertigte Produkte aus Afrika und Europa, sondern schaffen mit unseren Workshops, Sip & Paint Events und kulturellen Veranstaltungen auch einen Raum für Begegnung und Inspiration. Unsere Produkte erzählen Geschichten, sei es durch traditionelles Kunsthandwerk, nachhaltiges Design oder kulturelle Symbole.

Unsere Mission ist es, neue Perspektiven in die Stadt zu bringen und Menschen mit besonderen Designs und kreativen Erlebnissen zu begeistern. Die wachsende Neugier und das positive Feedback zeigen uns, dass Trier bereit ist für mehr Vielfalt im Einzelhandel. 

Was wünschst du dir für dich und die Zukunft deines Geschäftes?

Ich wünsche mir, dass KemboO weiter wächst und ein Ort bleibt, an dem kulturelle Vielfalt, Handwerkskunst und Design aufeinandertreffen. Viele Unternehmer*innen in diesem Bereich stammen aus der Diaspora, und ich hoffe, dass wir gemeinsam mehr Sichtbarkeit und Anerkennung für unsere Arbeit schaffen können. Mein Ziel ist es, dass jede*r bei KemboO etwas findet, das das eigene Zuhause bereichert – sei es mit handgefertigter Dekoration, kunstvollen Wohnaccessoires oder einzigartigen Stücken, die eine Geschichte erzählen und eine Verbindung zu anderen Kulturen schaffen.

Was wünschst du dir für die Zukunft der afrikanischen Community in Trier? Wie können wir Trierer*innen eure Arbeit unterstützen?

Zunächst einmal ist es wichtig zu betonen, dass Menschen afrikanischen Ursprungs/Afrikaner*innen genauso Trierer*innen sind wie alle anderen. Afrikanisch zu sein und aus Trier zu kommen, schließt sich nicht aus. Ich wünsche mir, dass diese Selbstverständlichkeit noch stärker in den Köpfen ankommt und Vielfalt als fester Bestandteil unserer Stadtgesellschaft wahrgenommen wird.

Unterstützung bedeutet Offenheit, echtes Interesse und den Wunsch nach Austausch. Besucht unsere Veranstaltungen, entdeckt unsere Produkte und seid Teil eines vielfältigen Miteinanders – denn Kultur lebt davon, geteilt zu werden

KemboO ist ein Ort für alle, die sich für Design, Handwerkskunst und Kultur interessieren – unabhängig von Herkunft oder Hintergrund. Wir möchten afrikanische Ästhetik und Kunst zugänglich machen, ohne dabei eine ethnische Zugehörigkeit vorauszusetzen. Schließlich ist ein italienisches Restaurant auch nicht nur für Italiener da.

Unser Laden ist ein Raum für Austausch, Inspiration und Begegnung. Ob bei unseren Events, Workshops oder einfach beim Stöbern – wir freuen uns über jede Person, die neugierig ist und mehr über unsere Produkte und deren Geschichten erfahren möchte.

Was gefällt dir hier in Trier besonders? Was macht das Leben so lebenswert für dich?

Was mich an Trier besonders begeistert, ist die einzigartige Verbindung von Stadt und Natur. Die Lage im Tal, umgeben von Weinbergen, roten Felsen und der Mosel, macht die Stadt für mich zu einem besonderen Ort. Diese Umgebung inspiriert mich jeden Tag aufs Neue.

Mit meinem Store mitten in der Innenstadt habe ich einen Raum geschaffen, der nicht nur Design und Handwerk vereint, sondern auch einen Ort des kulturellen Austauschs bietet. Besonders berührt mich, dass sich viele schwarze Menschen durch den Laden richtig und würdevoll repräsentiert fühlen. Es ist mehr als nur ein Geschäft – es ist ein Raum, in dem afrikanische Kunst, Handwerk und Ästhetik sichtbar werden und Wertschätzung erfahren.

Die Nähe zwischen meinem Laden und meinem Zuhause macht meinen Alltag angenehm und flexibel. Doch was das Leben hier wirklich lebenswert macht, sind die Menschen – die Gespräche, ihr Interesse an Kunst und Kultur und die Geschichten, die sie mitbringen. Sie machen KemboO zu einem lebendigen Treffpunkt voller Inspiration und Begegnung.

 

Mehr Infos über Muriel und ihre Arbeit:

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Über die Autorin
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Beatrice Linzmeier
Bea ist die Initiatorin von DearTrier.de. Die gebürtige Triererin ist aus der Hauptstadt zurück in ihre schöne Heimatstadt Trier gezogen. Hier betreibt sie eine kleine Social Media Agentur, schreibt für ihr Blogprojekt und genießt das Leben mit ihrer Family in vollen Zügen.

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