Mit seiner Musik erreicht er jeden Monat Tausende von Menschen. Aus dem kleinen Ort Fell bei Trier hat es Niko bis zum Fusion Festival und auf die großen Bühnen in Australien oder Brasilien geschafft.
Wir haben Niko in seiner Wahlheimat Berlin getroffen. Er verrät uns, woher seine Leidenschaft für die Musik kommt und warum er sich gerade beruflich verändert.
Lieber Niko, erzähl doch erstmal ein bisschen über dich? Woher kommst du und wann bist du nach Berlin gezogen?
Ich bin in Trier geboren und in Fell aufgewachsen. Dort habe ich bis zu meinem 18. Lebensjahr gelebt und bin dann nach Trier gezogen. Dort habe ich insgesamt zwölf Jahre gelebt, bevor ich später nach Berlin gezogen bin.
Gibt es eine prägende Erinnerung aus deiner Feller Kindheit, die du mit uns teilen möchtest?
Eine der schönsten Zeiten des Jahres war immer die Weinlese. Damals hatte noch jedes Dorf seinen eigenen Winzerkeller und das ganze Dorf war auf den Beinen. Man konnte hinten auf den Traktoren mitfahren. Das war wie ein Taxi durch die Felder. Das war sehr schön in meiner Kindheit.
Wenn ich mich recht erinnere, hast du in deiner Jugend in Trier eher Hip-Hop gemacht. Wie bist du damals zur elektronischen Musik gekommen?
Das kam von Partys, aber auch von Freunden. Karsten Rausch – ein guter Freund und in gewisser Weise auch ein Mentor hat damals beides aufgelegt, HipHop und Techno. Angefangen hat damals alles im Café Wilhelmshöhe. Das ist oben an der Fachhochschule. Das war mal ein altes Bordell, bis es irgendwann nicht mehr betrieben wurde. Da haben wir dann Partys gemacht, bis die Polizei in Trier eingeschritten ist. Das war alles legal, aber nicht gern gesehen.
Hört sich cool an. Warum bist du dann nach Berlin gegangen?
Wegen der Perspektive. Ursprünglich wollte ich in Berlin Soziale Arbeit studieren. Dann kam die Musik und ich habe es nicht gemacht.Ich habe die Chance ergriffen und auf einem kleinen Label veröffentlicht. Dadurch habe ich auch schnell neue Freunde gefunden.
Aber auch durch das Feiern habe ich hier schnell Freunde gefunden. Wir sind damals ab und zu nach Berlin gefahren und haben im Ostgut, dem heutigen Berghain, gefeiert. Dadurch war es super einfach, Anschluss zu finden, als ich nach Berlin gezogen bin.
Wie ist der Co-Founder des Labels Stil vor Talent Oliver Koletzki damals auf dich aufmerksam geworden? Wie bist du auf das Roster von dem Label gekommen?
Durch andere Releases. Freunde von mir, Channel X, haben damals, 2007, ein Demotape von mir mitgenommen und es Oliver Koletzki gegeben. Anscheinend hat ihm meine Musik gefallen. Es gehört in dem Business auch immer bisschen Glück dazu.
Einer der schönsten Momente in deiner Karriere. An welches Ereignis erinnerst du dich besonders gerne zurück?
Das Touring ist immer schön und aufregend! Die erste Australien Tour – das war schon ziemlich besonders. Aber auch Brasilien war wahnsinnig cool. Ebenso wie das Fusion Festival im Jahr 2019. Es gibt nicht den einen bestimmten Moment. Es sind mehrere.
Warum hast du dich jetzt dazu entschieden, doch nochmal eine Ausbildung zum Erzieher zu machen?
Ich habe schon früher in der Einzelbetreuung von behinderten Menschen gearbeitet. Irgendwie lag mir die Sozialarbeit schon immer. Aber wirklich entscheidend war die Pandemie. Da habe ich mir gedacht, ich möchte mich nicht ganz auf die Musik verlassen.
Ich finde es gut, unabhängig zu sein. Vor allem, wenn man nicht der Mega-Superstar oder Produzent ist. Es ist eine begrenzte Sache und wenn es vorbei ist, steht man da. Außerdem denke ich, dass ich die Dinge, die ich in meiner Zeit in der Musikbranche gelernt habe, auch super in meine soziale Arbeit einbringen kann.
Und was wünschst du dir für deine Zukunft?
Das ist eine gute Frage. Ich habe grade meine Ausbildung zum Erzieher gemacht und möchte eine Balance zwischen der sozialen Arbeit und der Musik finden. Damit ich beides machen kann und auch Zeit für beides habe.
Die Musik muss ich momentan ein bisschen zurückstellen und das fehlt mir schon. Wenn man vorher 20 Jahre nur Musik gemacht hat, ist das schon etwas anderes und eine neue Erfahrung für einen selbst. Früher bin ich morgens aufgewacht, habe gefrühstückt und bin dann ins Studio gegangen. Dort habe ich dann den ganzen Tag verbracht. Das ist nun nicht mehr so und geht ja auch gar nicht. Aber genau das vermisst man irgendwie. Man hat nur noch die Abende oder die Wochenenden, wo man ins Studio gehen kann. Außerdem ist es jetzt auch viel schwieriger, kreativ zu sein. Die Kreativität kommt nicht auf Knopfdruck.
Kommst du noch oft in deine alte Heimat? Und wenn ja, was gefällt dir hier?
Ja, ich versuche, meine Familie und Freunde so oft wie möglich zu besuchen. Ich bin etwa dreimal im Jahr dort. Die Weinberge und die Mosel – das ist schon schön. Außerdem hat sich in den letzten Jahren viel getan! Es gibt viele neue Sachen, zum Beispiel die Wanderwege rund um die Mosel. Das ist toll zu sehen.
Ich gehe auch gerne durch die Trierer Innenstadt, wenn ich hier bin. Das erinnert mich an meine Kindheit. Es ist natürlich auch immer cool, Freunde wieder zu sehen oder die Sprache aus dem Dorf zu sprechen. Das gibt mir ein Stück Heimat.
Hast du einen Tipp für Trierer*innen, die sich ebenfalls eine Karriere im Bereich Musik wünschen?
Sich selbst treu bleiben, immer dabei bleiben und offen für Neues sein.
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**Das Interview führte Beatrice Linzmeier.
Die redaktionelle Bearbeitung erfolgte durch Fabienne Hofmeister.
***Foto: Mario Heller