Image
Kolumne

Sta|d|t|t Erwartungen – Kolumne von Jennifer Klinge

Die einsame Freelancerin – eine meiner klarsten Erwartungen an Trier war: Hier wird es schwierig für mich mit neuen Kontakten und Wirken in der Kreativbranche. Als Selbstständige ohne Team ist ein soziales Netz nicht nur für den Job wichtig, sondern auch, um mich an einem Ort wohlzufühlen. Aber lasst mal die Erwartung checken:

Die Realität ist, gerade schreibe ich eine Kolumne für ein zeitgeistiges Stadtmagazin und ein tolles Frauennetzwerk und habe entdeckt, dass Trier durchaus Events und Stammtische bietet, die noch dazu richtig nett sind. Auf einem Frauenstammtisch ist mir aufgefallen, wie supportend die Frauen miteinander waren – egal aus welcher Branche. Alle waren sich einig in der Mission: Wie können wir Trier bereichern, wie können wir noch mehr Lebendigkeit und Vielfalt in die Stadt bringen? Ein schöner Vibe. Das Gute ist, da hier alles noch etwas weniger überlaufen ist, habe ich das Gefühl, ich kann auch mehr bewegen als in den großen Metropolen. Das spornt mich an. Und hier muss ich direkt ein fettes Sorry an Trier senden: Meine Erwartung, dass ich hier als Freelancerin, die etwas mit Medien im weitesten Sinne macht, abgeschieden sein werde, hat sich zumindest aktuell ins Gegenteil verkehrt und beschert mir meinen persönlichen Carrie-Bradshaw-Moment: Ich bin plötzlich Kolumnistin. 

Meine Top 3-Ideen um Anschluss zu finden – beruflich wie privat:

  1. Zu Stammtischen oder Netzwerktreffen gehen: So lernte ich beispielsweise Bea von DearTrier und Kasia von Porta Femina kennen. Gerade als Selbstständige kann das total helfen, sich hier beruflich einzufinden. Es gibt zum Beispiel  @ gruenderinnen_trier – ein Business Netzwerk für Frauen, das sich alle 2 Monate trifft. Also hin da!
  2. An Kreativ-Workshops teilnehmen: Ich habe vor Kurzem bei Hannahs Kreativcafé an einem Aquarell Workshop teilgenommen – jeden Monat bieten Hannah und ihr Team in ihrem neu gestalteten Kreativraum kleine DIY-Auszeiten an: Von Trockenblumenkränzen bis Naturseifen ist alles dabei. Nette Atmosphäre und guter Ort, um auch neue Leute kennenzulernen.
  3. Auch mal schauen, welche Menschen aus eurer Vergangenheit vielleicht mittlerweile in Trier wohnen. Dank der sozialen Medien kam es bei mir zu einem schönen Zufall: Ich habe mich letzt zum Essen in der Krämerei mit einer Redakteurin getroffen, die mich 2023 mal zu meiner Buchveröffentlichung interviewte – ich wohnte damals in Düsseldorf, sie in Wien. Und plötzlich schrieb sie mir bei Instagram und meinte “Du jetzt auch in Trier?” Und aus einem ursprünglichen Job-Kontakt wurde ein Abend voller Deep Talk und ausgetauschten Gemeinsamkeiten. So kann es auch gehen. 

Statt einfach Erwartungen zu haben, könnte man ja auch einfach selbst aktiv werden. Im meinen Fall: Wie finde ich FreundInnen in Trier als Neu-Zugezogene – auch mit Ende 30?  Puhh, ich gebe zu, diese Mission ist nicht leicht. Ich finde es generell schwieriger als noch in jüngeren Jahren, als Zugezogene ein soziales Netz aufzubauen, weil wir doch alle irgendwie in unseren Alltags-Hustle meist feststecken. Gefühlt hat auch jede*r die Freund*innen-Liste schon voll und keinen Bedarf (was natürlich nicht immer wahr ist). Das ist nicht nur in Trier so. Daher fänd ich es cool, wenn es noch mehr Wege gäbe oder vielleicht spezielle Events, um als Neuling Menschen kennenzulernen.

Kennt ihr welche?

Über die Autorin
Image
Jennifer Klinge

Jennifer Klinge ist Autorin, Kommunikationsexpertin und Digitalstrategin. Bei ihr dreht sich alles um Geschichten, die sie entwickelt, erzählt oder anderen hilft, ihre zu erzählen. 

Frisch angekommen an der Mosel, beschäftigt sie sich intensiv mit Erwartungen: ihren eigenen, den gesellschaftlichen und jenen, die ihr neues Zuhause an sie stellt. In ihrer Kolumne erforscht sie die Schnittstellen zwischen dem, was wir erhoffen, und dem, was wir letztlich finden.

Erfahre mehr über die Autorin auf www.jenniferklinge.de

Instagram