Stefan Oetjen ist Tierarzt und Chiropraktiker mit eigener Praxis in Trier. Gebürtig ist er aus dem Norden und kam vor einigen Jahren ausgerechnet von Ibiza in unser schönes Römerstädtchen.
Manche mögen ihn aus Events in der Tufa kennen, wo er ausverkaufte Erste Hilfe Kurse für Hunde und Katzen rockt, oder auch von Instagram und TikTok – dort teilt er praktische Tipps und Tricks für Tierliebhaber*innen.
Wir treffen Stefan in seiner Praxis in Trier-Nord und sprechen über seinen spannenden Beruf und seine Beweggründe für die Reise von Ibiza nach Trier.
Lieber Stefan, du bist ja nicht aus Trier. Warum und wann bist du nach Trier gekommen?
Gebürtig bin ich aus Bremen und es ging über das Studium nach Hannover, dann nach Hamburg. Des schlechten Wetters überdrüssig bin ich letztendlich nach Spanien ausgewandert. In Ibiza habe ich lange gelebt – 18 Jahre – dort habe ich meine jetzige Lebensgefährtin kennengelernt. Sie ist gebürtige Triererin. Da haben wir gesagt, okay, wir machen Nägel mit Köpfen und sind in ihre Heimatstadt gezogen. Seitdem leben wir jetzt schon seit vier Jahren zusammen hier in Trier.
Wie waren die ersten Monate in Trier? Was waren deine ersten Gedanken, als du nach Trier gezogen bist?
Meine anfänglichen Gedanken über Trier waren: “Oh, das ist wirklich eine charmante kleine Stadt.” Hier kann man viele Dinge zu Fuß erledigen. Mein zweiter Gedanke war: “Das Wetter ist natürlich nicht mit Ibiza zu vergleichen.” Dennoch habe ich gelernt, dass es überall Vor- und Nachteile gibt, und ich wurde angenehm von Trier überrascht. Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Stadt hat sich gut entwickelt, und ich bin zuversichtlich, dass dies so weitergeht.
Du arbeitest in Trier-Nord als Tierarzt und Physiotherapeut für Hunde. Erzähl uns doch ein bisschen über deine Arbeit und deine Karriere.
Meine berufliche Karriere begann in Deutschland, hauptsächlich in Hamburg, wo ich an der großen Klinik gearbeitet und meinen Facharzt für Kleintiere gemacht habe. Außerdem habe ich Vorträge gehalten. Dann bin ich über Spanien nach Trier gekommen. Hier arbeite ich als Facharzt für Kleintiere mit Weiterbildungsermächtigung. Das heißt, junge Kolleg*innen können sich bei uns im Gesundheitszentrum, unter meiner Aufsicht, weiterbilden lassen zum Facharzt für Kleintiere.
Daneben habe ich mich mehr der Physiotherapie und Chiropraktik beim Hund gewidmet und habe seit 2020 in meiner eigenen Praxis Chiropraktik für Hunde eingeführt. Und dann eben auch noch das dritte Standbein: Erste Hilfe Kurse für Hunde- und Katzenbesitzer*innen oder Events. Das baue ich mir jetzt auf und hoffe, dass es deutschlandweit durchschlägt.
Stichwort: Erste-Hilfe-Kurse für Hunde und Katzen. Warum ist dir das Thema so wichtig? Und warum ist das Thema so beliebt bei Hunde- und Katzenbesitzer*innen?
Dieses Thema ist von großer Bedeutung aufgrund persönlicher Schlüsselerlebnisse, die ich in Hamburg erlebt habe und die mich dazu inspiriert haben, einen Erste-Hilfe-Kurs für Hunde- und Katzenbesitzer*innen zu entwickeln. Ich bin der festen Überzeugung, dass man in der Lage sein sollte, grundlegende Maßnahmen an den eigenen Haustieren durchzuführen, sei es, um kleinere Verletzungen, Bisswunden oder das Schneiden von Krallen zu behandeln.
Oft denken die meisten bei Erste Hilfe an Notfälle wie Herzmassage oder Mund-zu-Schnauze-Beatmung, aber für mich beginnt Erste Hilfe, wenn sich das Verhalten oder der Zustand unseres tierischen Begleiters ändert. Es ist entscheidend, diese Anzeichen zu erkennen und entsprechend zu handeln. Aus diesem Grund habe ich einen Erste-Hilfe-Kurs entwickelt.
Und was war das Schlüsselerlebnis, von dem du eben gesprochen hast?
Die Schlüsselerlebnisse, die mich zu diesem Schritt bewogen haben, waren eigentlich zwei. Eines Nachts, während meines Notdienstes in Hamburg, erhielt ich einen Anruf von einer besorgten Frau, die sagte: “Meine Katze blutet!” Ich antwortete: “Kommen Sie sofort vorbei.” Als sie eintraf, stellte ich fest, dass die Katze lediglich eine leicht abgeknickte Daumenkralle hatte, an der ein kleiner Blutstropfen haftete. Dieses Erlebnis machte mir klar, dass Bluten für Tierhalter oft anders wahrgenommen wird als für Tierärzte. Um solche Missverständnisse zu vermeiden, entschied ich mich, einen Erste-Hilfe-Kurs zu entwickeln.
Das zweite Schlüsselerlebnis ereignete sich erneut nachts. Ein Freund rief an und sagte: “Stefan, mein Hund hat sich das Ohr verletzt. Es blutet.” Ich erwiderte: “Komm sofort vorbei.” Er nahm ein Taxi und eilte in die Praxis. Der Taxifahrer stinksauer, da er vergessen hatte, dem Hund einen Kopfverband anzulegen. Das Taxi sah aus, als wäre es von innen mit Graffiti besprüht worden, und ebenso sah es in unserer Praxis aus, da der Hund praktisch unbeaufsichtigt in der Praxis herumlief und seinen blutenden Kopf schüttelte. Und da habe ich mir gedacht: “Mensch, warum hat er keinen Verband gemacht?” Und da wurde mir klar, dass er gar nicht dran gedacht hatte. Das war ein weiterer Grund, wo ich gesagt habe, okay, da müssen wir doch was machen. Das führte ebenfalls dazu, dass Tierhalter besser informiert sein sollten, damit sie Erste Hilfe leisten und gute Vorarbeit leisten können, bevor sie den Tierarzt oder die Tierärztin aufsuchen.
Ah cool! Hast du nicht auch drei Bücher über das Thema geschrieben?
Ja, das stimmt. In Hamburg wurde Hans Meiser auf mich aufmerksam, als er von meiner Erste-Hilfe-Initiative erfuhr. Das Team von “Notruf” drehte in meiner Praxis. Dies führte dazu, dass auch das Management von Wolfgang Fiereck auf mich aufmerksam wurde. Sie baten mich, das Kapitel über Erste Hilfe für die Fernsehsendung “Tierarzt Dr. Engel” und die Tierarzt-Apotheke zu schreiben, was ich dann auch tat. Etwa sechs Wochen später erhielt ich einen Anruf, ob ich nicht das gesamte Begleitbuch für die ZDF-Sendung schreiben möchte. Ich sagte zu und schrieb das komplette Buch. Daraus entstanden später zwei weitere Ratgeber: “Der gesunde Hund” und “Die gesunde Katze”. Leider sind sie inzwischen vergriffen, da dies über 20 Jahre her ist. Aber wir arbeiten daran, vielleicht etwas Neues zu entwickeln.
Aktuell bist du ja auch als “Doc Stefan” auf Social Media unterwegs? Wer sollte denn deinen Kanal unbedingt abonnieren? Wer profitiert davon?
Also profitieren tun alle – alle, die Hunde, Katzen und Tiere generell lieben. Aber auch Tierfreunde, die auf der Suche nach Informationen sind. Ich beantworte Fragen, wie kann man zum Beispiel schnell mal einen Kopfverband machen? Wie kann man einen Druckverband machen oder wie kann ich schnell einen Kreislauf-Check machen. Das wird auch noch alles weiter ausgebaut. Nur wie gesagt, mit drei großen Standbeinen, das alles parallel zu machen, ist sehr, sehr, sehr viel Arbeit. Wir sind aber dran und hoffen, dass wir da noch weiter nach oben durchs Dach schießen.
Was ist denn die schönste Gassi-Strecke in Trier und der Region?
Meine tägliche Gassi-Strecke führt mich hauptsächlich entlang der Südallee, durch den Palastgarten und vorbei an der Basilika, da ich dieses Gebäude einfach traumhaft schön finde. Dann gehe ich weiter über den Domvorplatz, wo Trier einen wunderschönen Dom hat. Von dort aus setze ich meinen Weg in Richtung Porta fort und folge der Straße bis zur Praxis. Dieser Fußweg ist meine tägliche Route zur Arbeit, hin und zurück. Ich bin stolz darauf, dass ich alles zu Fuß zurücklegen kann. So haben sowohl ich als auch mein Hund Loula unsere tägliche Bewegung und bleiben fit.
Hast du einen Geheimtipp, was Hundbesitzer*innen in der Region unbedingt kennenlernen sollten?
Es ist sehr schön, wenn man nach Olewig hinten rausgeht Richtung Tiergarten. Dort ist es sehr ruhig und es ist wenig los. Im Sommer können sich die Hunde dort im Bach abkühlen. Das ist mein Geheimtipp, zumindest für den Sommer.
Was macht das Leben hier in Trier sehr lebenswert für dich?
Lebenswert auf alle Fälle ist, dass man hier fast alles in Trier zu Fuß erreichen kann. Also gut, ich muss natürlich fairerweise sagen, ich als Flachlandtiroler ärgere mich immer, wenn ich mit meiner Lebensgefährtin unterwegs bin und wir müssen bergauf und bergrunter gehen. (Stefan lacht.) Das mache ich nicht so gerne. Ich gehe zwar gern spazieren, aber nicht so gern bergauf bergab.
Aber nichtsdestotrotz ist die Landschaft hier in und um Trier einfach fantastisch und man muss nicht lange fahren oder nicht lange suchen. Man hat ideale Wanderverhältnisse, man kann 1000 Sachen machen. Also mir gefällt das wirklich richtig gut.
Abgesehen vom Wetter und der Sonne: Was vermisst du an Ibiza?
An Ibiza vermisse ich ein bisschen die Leichtigkeit und dieses “Mañana”-Leben. Es bedeutet nicht, dass man seine Prinzipien aufgeben sollte, aber das Leben fühlt sich dort einfach unbeschwerter an. Man wacht auf und sieht blauen Himmel. Natürlich kann es im Sommer sehr heiß werden, das ist ein Aspekt. Aber die Menschen sind teilweise freundlicher und besser gelaunt. Insbesondere in Bezug auf Familien mit Kindern, finde ich, dass sie stärker in die Gemeinschaft eingebunden sind, was mir hier manchmal ein wenig fehlt. Dort ist es mehr wie eine große Familie, und das Leben ist entspannter. Man kann überall mal ein Schwätzchen halten. Natürlich spielt das Leben dort hauptsächlich im Freien ab. Man ist oft in kleinen Bars und Restaurants und unterhält sich mit den Einheimischen, was hier in Deutschland nicht so leicht möglich ist. Das sind die Dinge, die ich manchmal vermisse, weil ich gerne rausgehe, in der Kneipe ein Bier trinke und mit Leuten quatsche.
Und Trier in drei Worten?
(Erstmal) Bleibe ich hier. (Stefan lacht)
Mehr Infos über Dr. Stefan Oetjen und seine Arbeit:
♡ Folge Doc Stefan auf Instagram und auf TikTok
♡ Besuche die Website von Dr. Stefan Oetjen oder seinen Blog