
Sven Teuber ist seit 2016 Landtagsabgeordneter der Stadt Trier. Das Nordlicht kam zum Zivildienst in unsere schöne Römerstadt und wollte nicht mehr weg. Seitdem setzt er sich für die Themen Bildung, Gesundheit, Soziales und Gleichstellung in der Region ein und kämpft im Landtag für unsere Stadt.
Wir treffen den sympathischen Politiker auf einen Spaziergang durch die City und sprechen über seinen Weg in die Politik, seine Errungenschaften für die Stadt und natürlich über seine Liebe zu Trier.
Lieber Sven, du bist in Nordhorn geboren und im Alter von 20 Jahren mit deiner Familie nach Trier gekommen. Warum seid ihr damals hierher gezogen?
Aufgewachsen bin ich in Nordhorn und Hamburg. In Hamburg habe ich meine Jugend verbracht. Nachdem mein Vater einen Job bei Trier bekommen hat, sind wir vor zwanzig Jahren hierher gezogen. Die Entscheidung, nach dem Abitur in Hamburg zu bleiben oder nicht, war entscheidend für mich. Trier kannte ich nur aus den Erzählungen meiner Geschichtslehrerin. Da habe ich mir gedacht, ich schaue mir Trier mal an und habe hier meinen Zivildienst gemacht. Das Jahr in Trier war so cool, dass ich dann gesagt habe: Hier bleibe ich! Auch wenn, bis auf meinen Bruder Nils und seine Frau Hanna, mittlerweile die restliche Familie wieder im Norden Deutschlands lebt.
Wie hast du dich damals gefühlt? Wurdest du herzlich aufgenommen? Wie war für dich die Trierer Mentalität im Vergleich zum Norden?
Als ich hier ankam, war ich zunächst etwas lost, weil ich keine richtige Basis abseits meiner Familie hatte. Aber ich habe direkt sehr viele Trierer*innen kennengelernt. Das waren aber alles ältere Leute, weil ich als Zivi beim Deutschen Roten Kreuz war. Die Leute und das Team dort waren wahnsinnig toll. Ich wurde super gut aufgefangen und habe gemerkt, dass man, wenn man die Trierer*innen geknackt hat, Freunde fürs Leben gefunden hat.
Über die Partei bin ich dann richtig in Trier integriert worden und habe Trier so richtig kennengelernt. Während meines Studiums hatte ich nie den klassischen Bezug zum Studentenleben. Studentenfutter und so, das habe ich alles mal mitgemacht, aber ich habe so viel in der Partei gearbeitet und so viel mit Trierer*innen zu tun gehabt, dass ich gar nicht so viele Studi-Kontakte gebraucht habe.

Sven Teuber in seinem Bürgerbüro in der Trierer Nagelstraße | Foto: Beatrice Linzmeier
Du hast Germanistik und Politik auf Lehramt studiert. Warum bist du danach in Trier geblieben und wolltest nicht mehr weg?
Ich bin schon viel rum gekommen und Trier hat mich gepackt und hat eine perfekte Größe. Das ist auch das Schöne an der Stadt und unserer Region. Man trifft Leute auf der Straße, ohne dass man das planen muss, und das hat mir in Hamburg gefehlt. Aber natürlich habe ich auch durch meinen Beruf, als Gymnasiallehrer, nach dem Studium hier Fuß gefasst und dann ist es schwer zu gehen.
Du hast fünf Jahre als Gymnasiallehrer für Deutsch und Politik gearbeitet, bevor du hauptberuflich in die Politik gegangen bist. Warum?
Meine Frau sagt immer: “Du hast das Glück, zwei Berufungen zu haben.” Lehrer war für mich Berufung und Politik ist für mich Leidenschaft. Als ich damals die Chance bekam, richtig in die Politik einzusteigen, habe ich gesagt: “Natürlich will ich mitgestalten.” Ich wollte und will mehr erreichen für Themen, die mir am Herzen liegen. Vor allem in Bereichen wie Zugang zu Bildung, aber auch das Recht auf Teilhabe an der Gesellschaft. Die Gerechtigkeit für jedes Kind, unabhängig von der Herkunft, gleiche Chancen für den eigenen Lebensweg zu haben. Ich glaube, da müssen wir noch viel mehr Lücken schließen. Und da habe ich gesagt, diese Chance nehme ich gerne an.
Aber ich habe die Schule auch mit einem weinenden Auge verlassen. Ich war Vertrauenslehrer und hatte auch eine Antirassismus AG gegründet. Angefangen habe ich mit drei Schüler*innen und am Ende waren es über 70. Die AG gibt es bis heute noch und die sind auch sehr aktiv. Wir haben damals richtig coole Aktionen gemacht. Konzerte mit Musik von den Toten Hosen, einen Stuhlgang zu einer NPD Kundgebung oder Hilfsaktionen in Flüchtlingsunterkünften. Wir haben richtig inhaltlich Bambule gemacht.
Als Politiker versuche ich aber auch die Themen, die mich schon als Lehrer bewegt haben, aufzugreifen und Lösungen auf Landesebene zu finden. Deshalb gehe ich viel in Schulen und Kitas, um den Bezug nicht zu verlieren und da zu sein. Austausch ist sehr wichtig. Gerade habe ich wieder meine Vorlesetour in 20 Kitas und Grundschulen gestartet – schon meine 4. Vorlesetour im achten Jahr als Landtagsabgeordneter für Trier. Auf meiner Sommerreise war ich unter anderem auch viel mit jungen Menschen zusammen. Denn es ist mir wichtig zu zeigen, dass sie selbst etwas bewegen können und von der Politik gehört werden. In Trier haben wir dafür eine gute Basis. Mit meiner Stadtratsfraktion, mit der SPD, habe ich hier 2009 als eine der ersten Städte das Jugendparlament erfolgreich etabliert.

Sven Teuber in seinem Bürgerbüro in der Nagelstraße | Foto: Beatrice Linzmeier
Was sind die größten politischen Erfolge, die du schon für Trier verbuchen konntest, in der Kommunalpolitik oder in der Landespolitik?
Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass wir handlungsfähig sind. Deshalb ist es sicher gut, dass die Stadt Trier jetzt 30 Millionen Euro mehr pro Jahr vom Land bekommt. Das Geld ist ganz entscheidend, um hier soziale Teilhabe zu ermöglichen. Für mich ist es ein großer Erfolg, dass es uns gelungen ist, mit dem Geld zum Beispiel Jugendhilfeträger zu unterstützen, Kitas auszubauen und Schulen zu stärken. Auch die Entlastung Triers um Altschulden von 283 Millionen Euro durch das Land haben wir in Mainz erreicht. Auch das hilft, weniger an Zinsen und mehr in sozialen Zusammenhalt investieren zu dürfen.
Es ist entscheidend, dass Kinder in einem Umfeld aufwachsen, das sie stark und selbstbewusst macht, und dass Familien hier leben können. Eine gute Gesellschaft entsteht dort, wo Kinder das Gefühl haben, willkommen zu sein – unabhängig von ihrer Herkunft. In einer funktionierenden Demokratie ist es wichtig, dass sich alle integriert und aktiv fühlen. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit, daran muss man hart arbeiten. Wir haben jetzt Kinder- und Jugendförderpläne, die drei Jahre gelten, damit die Träger ihre Mitarbeiter auch drei Jahre beschäftigen können. Das war früher nicht so.
Eine Skatehalle für Trier braucht es weiterhin. Dafür arbeite ich mit der SPD. Ich durfte mit erreichen, dass Trier den ersten und einzigen regionalen Standort für Mediziner:innenausbildung im Land einrichten konnte. Gemeinsam mit der Unimedizin Mainz und den beiden Trierer Kliniken ist der Medizincampus Trier an den Start gegangen. Oder auch die Stärkung der Familien mit Hebammenkreißsaal im Mutterhaus oder Hebammenzentrale ist für mich ein wichtiger Erfolg für unsere Stadt.
Was möchtest du erreichen? Was fehlt in der Region oder wo gibt es noch Missstände?
Die Fernverkehrsanbindung, die Bahn fehlt. Das merkt man total und das vermissen auch die Leute. Es wäre mir wichtig, mehr Direktverbindungen zu haben, gerade nach Düsseldorf, Köln oder Frankfurt. Die Bahn nach Düsseldorf ist schon viel besser, aber das bezahlen wir als Land zusammen mit Luxemburg. Die Bahn, und das ärgert mich schon, zahlt nichts dazu. Aber ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, ob wir das wirtschaftliche Handeln der Bahn ändern können.
Aber auch das Thema Wohnen liegt mir sehr am Herzen. Es ist mir gelungen, mit der SPD im Stadtrat einen Strategieprozess anzustoßen. Wir müssen uns gemeinsam auf den Weg machen, wie wir Wohnen bezahlbar halten und Menschen hier willkommen heißen. Wir müssen schauen, wo entstehen noch Wohnungen und wo entstehen auch Häuser. Da gibt es ein großes Defizit, aber ich bin sehr optimistisch, dass wir Anfang nächsten Jahres eine gemeinsame Linie haben. Dass wir moderat wachsen und dass wir überlegen, wie können wir auch Arbeitsplätze in dieser Stadt halten? Wir können uns nicht nur von Luxemburg abhängig machen.
Gibt es Tierer*innen, die du bewunderst oder die dich in deiner Arbeit massiv beeinflusst haben?
Bewunderung empfinde ich nicht. Personenkult liegt mir fern. Beeinflusst haben mich viel mehr immer die Alltagsheld:innen, zum Beispiel ganz klar die Erzieherinnen und Erzieher, die ich in der Kita hier kennengelernt habe. Aber auch viele andere Menschen, wie zum Beispiel Werner Schulz. Der hat mich damals sehr in die Stadt integriert und geprägt.
Ich denke zum Beispiel auch an den Kontakt mit einem Mann aus Eritrea, den ich im Zug von Mainz nach Trier kennenlernte. Der hat mich damals sehr beeindruckt, weil er ganz alleine nach Trier gekommen ist, sich total engagierte und hier nun seine Heimat gefunden hat. Mittlerweile ist er in Mainz und auch total glücklich und das zeigt auch, wie weltoffen wir eigentlich sind.
Was gefällt dir hier am besten? Was macht das Leben hier für dich so lebenswert?
Das Lebenswerte ist diese Weltoffenheit. Das erlebe ich vor allem auch durch die Touristen. Ich höre verschiedene Sprachen, wenn ich unterwegs bin, und das finde ich super. Auch für meine Kinder, weil sie sehen, dass Trier zwar optisch überschaubar groß ist, im Herzen und Inneren aber riesig. Vor allem, weil wir so viele Gäste herzlich willkommen heißen und dank unserer grenzenlosen Verbindung nach Luxemburg, Frankreich oder Belgien auch viele Menschen hier ihr zu Hause finden.
Was ist dein ganz persönlicher Geheimtipp in Trier?
Ob Buchfink, Gegenlicht oder Stephanus – in Bücherwelten in Buchhandlungen oder unserer Stadtbücherei eintauchen, dem Alltagswahnsinn ein wenig entfliehen und neue Ideen für die Zukunft entwickeln. Das kann ich nur empfehlen. Außerdem lässt sich so ein Buch auch mit ins Grüne oder in den Wald nehmen. Die Kombination ist Erholung pur.
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