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Verena Hubertz – Wirtschaft, Politik und soziale Verantwortung: Ein Blick auf drei Jahre im Bundestag

Verena Hubertz blickt auf drei Jahre als Bundestagsabgeordnete für Trier und Trier-Saarburg zurück. Im Gespräch lässt die Gründerin von Kitchen Stories Revue passieren, spricht über ihre bewegende Reise in die Politik, ihre Erfolge für die Region und warum sie sich auch in der politischen Auseinandersetzung immer treu bleibt. Als ehemalige Unternehmerin hat sie stets die Menschen im Blick, sei es bei den Herausforderungen der Wirtschaft oder in der sozialen Verantwortung. Ein Interview über Resilienz, Visionen für die Zukunft und die Liebe zu unserer Region, die sie mit aller Kraft weiterentwickeln möchte.

Liebe Verena, wie geht es dir?

Wahlkampf ist wie ein Marathon und jetzt gerade Endspurt. Ein Gefühl zwischen Euphorie, Müdigkeit, Tatkraft und auch einer Lust nach Urlaub. Das Schönste am Wahlkampf sind die Menschen, die man trifft und kennenlernt. Das motiviert mich immer wieder.

Welche Themen beschäftigen dich aktuell persönlich?

Es kommt gerade einiges ins Wanken und nicht alles davon gefällt mir. Ich bin mit dem Anspruch in den Bundestag gegangen, das Leben für die Vielen in unserer Region besser zu machen und unsere Gesellschaft zusammenzuführen. Gerade den Zusammenhalt sehe ich gefährdet, wenn bis in tiefe Teile unserer Gesellschaft der Grund für einen Abschwung bei den Schwächsten gesucht wird. Als ehemalige Unternehmerin achte ich sehr stark auf die wirtschaftliche Entwicklung und sehe es als Auftrag an, die besten Rahmenbedingungen zu schaffen. Für die Zukunft bedeutet das Bürokratieabbau und massive Investitionen in Infrastruktur. Und für unsere Region, dass ich bei kritischen Situationen, wie bei Bilstein oder Galeria, selbstverständlich an der Seite der Beschäftigten stehe und versuche, Brücken zu bauen.

Rückblickend: Was konntest du in den letzten drei Jahren als Bundestagsabgeordnete konkret für unsere Region bewirken? Welche Initiativen hast du gemeinsam mit deinem Team angestoßen?

Ein wahrer Kraftakt war die Erhöhung des Kindergeldes zum Januar 2023, die wir als SPD durchgesetzt haben. Das bedeutet pro Kind und Monat mehr als 25 Euro im Monat und diese Entlastung für Familien war mir wichtig. Außerdem ist es mir gelungen, mit der “Schwerpunktregion Holzbau Trier” eine Millionenförderung von Bund und Land in unsere Region zu holen. Nach einer Analyse und nach dem Motto “Stärken stärken” habe ich die Holzbaubranche identifiziert. Dann habe ich mich dann dafür eingesetzt, dass wir einen Ort finden, wo wir Landwirtschaft, Mittelstand, Handwerk und Forschung für den Zukunftsbereich Holzbau bündeln.

Politik lebt vom offenen und direkten Austausch. Mein Anspruch ist und bleibt, direkt vor Ort für die Menschen in unserer Region ansprechbar und unterwegs zu sein. Ob beim Besuch bei den Betrieben, beim Karneval oder bei den Weinfesten. Nahbar und direkt bei den Herausforderungen vor Ort. Diesen Weg möchte ich weitergehen.

Du bist in zahlreichen Funktionen aktiv, etwa in der Arbeitsgruppe „Moderner Staat und Demokratie“ oder als stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende. Welche zentralen Fortschritte konntest du in diesen Rollen für die Bundesrepublik voranbringen?

In meiner Rolle als stellvertretende Fraktionsvorsitzende hatte ich das Privileg, einige wichtige Dinge durchs Parlament bringen zu können. Mein “Wow-Moment” gleich am Anfang war das Handelsabkommen CETA, das den Handel zwischen Kanada und Europa vereinfacht. Viele Jahre lag das Abkommen und mit einem Schulterschluss in der Ampel haben wir es dann für unser Land ratifiziert. Da war ich schon ein bisschen stolz. Unter dem Motto Lebenserfahrung geht das “Heizungsgesetz” durch, das wir im Parlament nochmal von Kopf bis Fuß umgedreht haben. Die Debatte und Erregung dazu war ja sehr groß und medial. Am Ende ist uns ein ausgewogener Kompromiss mit einer sozialen Förderung und pragmatischen Übergangszeiten gelungen. 

Auf welche politischen Erfolge bist du besonders stolz – sowohl in der Region als auch auf Bundesebene?

Das Postgesetz regelt den Postverkehr sowie die Zustellung. Zunächst mal finde ich es wichtig, der Branche und den Mitarbeitern den Weg in die Zukunft zu zeigen und Planungssicherheit durch rechtliche Sicherheit zu schaffen. Das ist uns auch gelungen. Besonders am Herzen lag mir dabei, dass wir die Bedingungen für die Zusteller verbessern. Wir haben es geschafft, dass Zusteller maximal 23 Kg pro Paket alleine händeln dürfen – die Zahl basiert auch auf der Annahme, dass es darüber gesundheitsschädlich wird. Leider hat die CDU/CSU das in letzter Minute torpediert, obwohl sie sich zunächst selbst dafür eingesetzt hatte. Das werden wir also nochmal nacharbeiten müssen.

Gab es ein Thema, bei dem du gescheitert bist oder bei dem du dir mehr Fortschritte gewünscht hättest?

Das Thema Bürokratieabbau liegt mir sehr am Herzen. Ich denke, im Ziel sind sich auch alle einig, aber wenn wir ins Detail schauen, tun sich wundersame Dinge auf. Immer wieder erzählen mir Unternehmen, wie sie mit sehr langen, sehr papierbasierten Anträgen zu kämpfen haben, um z.B. neue Gewerbeflächen oder Projekte im Bereich der Energiewende zu bauen. Viele Regelungen sind sinnvoll und haben einen Grund. Aber als Staat sollten wir einen proaktiven, nutzerorientierten Umgang pflegen und nicht vom Gesetz her denken, sondern vom Ziel. Mehr Gewerbeflächen und mehr Erneuerbare sind in unser aller Interesse. Da werden wir noch ein Stück drauflegen müssen.

Was hast du in den letzten drei Jahren als Bundestagsabgeordnete gelernt, und was war deine prägendste Erkenntnis? 

Sich selbst treu zu bleiben ist am Ende das beste Rezept für ein glückliches Leben. Ich hatte wirklich harte Verhandlungen in der Ampel, politische Auseinandersetzungen mit Rechtsradikalen oder Schwurblern im Parlament, aber natürlich auch und als allererstes als Ansprechperson für unsere Region. Nicht jeder Person kann man gerecht werden. Was zählt ist meine ehrlicher Anspruch, das Beste für Trier und Trier-Saarburg herauszuholen und da gebe ich Vollgas.

Wie hat dich die politische Arbeit persönlich geprägt? Welche Veränderungen hast du bei dir selbst festgestellt?

Ich hatte als Unternehmerin Verantwortung für über 60 Mitarbeiter und dabei habe ich schon viel erlebt und eine große Resilienz aufgebaut. Was vielleicht noch anders geworden ist, ist, dass ich heute noch mehr stolz und demütig bin, für die politische Arbeit, auch jenseits des Bundestags, in den Kommunen und im Land: Mischt euch ein, unser Land braucht die klügsten Köpfe.

Welche Trierer:innen haben dich und deine politische Arbeit inspiriert? Und welche Persönlichkeit siehst du als Vorreiter:in für unsere Region? Von wem können wir deiner Meinung nach lernen?

Malu Dreyer steht an vorderster Stelle. Sie hat mich als Mentorin, Freundin und durchsetzungsstarke Landesmutter auf allen Stationen begleitet. Ihre Würde im Amt und dabei ihre Herzlichkeit, das ist für mich Vorbild und prägt ihren Ruf über Rheinland-Pfalz hinaus.

Du hast den SWT-Vorsitzenden Arndt Müller in den Bundestag eingeladen, um regionale Projekte vorzustellen. Welche Impulse kann der Bund deiner Meinung nach noch von Trier und seiner Innovationskraft mitnehmen?

Ich bin selbst begeistert, mit welcher Leidenschaft und Innovationskraft die SWT vorangeht. Wir wollen in Trier bereits 2026 bei 100 % Erneuerbaren Energie im Strombereich stehen und sind bei der kommunalen Wärmeplanung weit voraus. Solche Praxisimpulse konnte ich mitnehmen in die jüngsten Beschleunigungsgesetze für Erneuerbare Energie. 

Das Ganze ist eine Entwicklung, die auch nicht gestern angeschoben wurde, sondern von der nachhaltigen und generationenübergreifenden Perspektive des Unternehmens geprägt ist. Das Zusammenspiel mit Politik und kommunalen Stadtwerken: kurze Wege, regionale Verbundenheit und dann die richtigen Leute an der richtigen Stelle – das ist eine Erfolgsgeschichte für unsere Region und darum werden wir sicher beneidet.

Welche konkreten Ziele möchtest du in den kommenden vier Jahren für Trier, die Region und den Bund erreichen?

Grenzen offen halten, die Holzbauförderung ausweiten und mich weiter für eine Anbindung an den Fernverkehr der Bahn einsetzen. Wichtig ist mir außerdem, dass alle Menschen in unserer Region eine zuverlässige und wohnortnahe Gesundheitsversorgung haben – in der Stadt und auf dem Land und Wohnen bezahlbar bleibt. Damit machen wir unsere schöne Region noch lebenswerter.

Zum Abschluss möchte ich dich fragen: Warum muss man Trier einfach lieben?

Trier hat die Herzlichkeit von einem Dorf und das Weitläufige einer Stadt zugleich. Wir haben Historie, Wein, den Hochwald und die schönsten Dörfer entlang von Mosel, Saar und Ruwer. Ich möchte nicht woanders wohnen.


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Lies unser erstes Interview mit Verena Hubertz. Es wurde im Frühjahr 2023 auf DearTrier.de veröffentlicht.

 

***Cover Foto: Linda Blatzek


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