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Menschen

Kaltrina, Herzensmensch verlässt Trierer Lieblingslocation

Alle, die das Herrlich Ehrlich lieben, kennen und lieben vermutlich auch sie: Kaltrina. Sie ist die gute Seele in der Trierer Lieblingslocation, die mit ihrer herzlichen und gelassenen Art alles überblickt und irgendwie zusammenhält.
Nach vier Jahren im Herrlich Ehrlich und fast zwei Jahrzehnten in der Gastro, kehrt sie dieser nun den Rücken zu, um einen Job auf der anderen Moselseite und somit ein neues Chapter zu beginnen. 
Wir treffen uns im Herrlich Ehrlich und sprechen über den Zusammenhalt in der Trierer Gastroszene, ihre schönsten Momente im Herrlich Ehrlich in den letzten vier Jahren und ihre Wünsche für die Zukunft.


Wo kommst du her und wo bist du aufgewachsen?

Ich bin im Kosovo geboren. Als ich ungefähr 3 Jahre alt war, sind meine Eltern mit mir und meinen zwei Brüdern direkt nach Trier geflüchtet. Ich bin tatsächlich schon mein ganzes Leben hier. Aufgewachsen bin ich in Trier-Süd.

Wusstest du schon immer, dass du mal in der Gastro arbeiten möchtest? Wie kam es dazu? Erzähl uns doch mal ein bisschen von deinem Werdegang.

Ursprünglich habe ich eine Ausbildung als Altenpflegerin gemacht. Eigentlich wollte ich Kosmetikerin werden und wollte irgendwas in diese Richtung machen. Meine Eltern hatten aber Angst, dass es schwierig für mich werden würde, eine Ausbildungsstelle zu finden, weil wir eben keine deutschen Mitbürger waren. Habe die Ausbildung dann aber doch gemacht, was auch echt gut war. 

Mit 16 Jahren habe ich angefangen zu arbeiten und wurde daher schon sehr früh mit dem Arbeitsleben konfrontiert. Nach Abschluss meiner Ausbildung hatte ich drei Monate Leerlauf bis die neue Stelle beginnen sollte. Durch meinen ehemaligen besten Freund habe ich einen Nebenjob im Brunnenhof bekommen. Anfangs dachte ich mir noch: Ach, diese kleine Terrasse hier vorne bekommst du schon irgendwie hin. Und dann habe ich den Innenhof gesehen, wo es damals noch Jazz Konzerte gab und dachte mir: “Oh mein Gott!” Ich meine, ich hatte vorher ja noch nie bedient. (Kaltrina lacht.)  

Was mir total gut gefallen hat, war der Umgang mit Menschen. Du hast gut gelaunte Menschen, die zum Genießen kommen und das hat mir richtig gut gefallen! Ich habe dann echt lange überlegt, ob ich nochmal in meinen Beruf zurück soll, wo es um den Tod und Krankheiten geht und habe mich dann dagegen entschieden und entschlossen in der Gastro zu arbeiten. 

Kaltrina im Herrlich Ehrlich | Foto: Beatrice Linzmeier

Wie lange warst du dann da?

Im Brunnenhof war ich insgesamt vier Jahre. Als der Besitzer wechselte, bin ich ins Theos – die ehemalige Sim. Ja, und dann bin ich schwanger geworden. Nach der Elternzeit bin ich in den Paulaner Hof. Veranstaltungen waren schon immer mein Ding und dort durfte ich mich um die Hochzeiten kümmern. Ja, und da war ich tatsächlich acht Jahre lang.

Und dann bist du ins Herrlich Ehrlich?

Ja, genau. Ali hat mich damals einfach gefragt: “Hör mal, ich brauche jemanden für die Orga. Kannst du dir das vorstellen?” Okay, dachte ich, wir kennen uns ja wirklich gut und ich dachte mir: Cool! Das ist mein Traum, weil ich den Laden so sehr mag. Er repräsentiert all das, was man ja auch selbst ist: locker und cool. Ja, probieren wir es mal, hab ich damals gesagt, und das war vor vier Jahren.

Was ist die schönste oder stärkste Erinnerung aus deiner Zeit im Herrlich Ehrlich? 

Abgesehen von all den Hochzeiten, bei denen es wirklich viele schöne Momente gab, ist mein absolutes Highlight der Trödelkiez – diese tollen Partys in Kombination mit Mambo, Seppobeatz und unseren ganzen Gästen. Das ist so das, was mir so nachhängt, obwohl ich ja trotzdem weiter hier sein werde. Es ist so ein schönes Gefühl, so gut gelaunte fröhliche Erlebnisse zu haben. Weißt du, du tanzt, du singst, du bist einfach frei. Du vergisst einfach den Alltagsstress. Wenn Mambo kommt, Seppo kommt und dann auch Ali da ist – dann ist es einfach so witzig, wenn dann letztendlich das ganze Team irgendwann tanzen geht. Am nächsten Morgen fragt man sich dann: “Was war das denn?! War das so geil oder was?!” Also wenn du morgens mit einem Lächeln aufwachst, dann weißt du, dass du deinen Job einfach liebst.

Was wünschst du dir für die Zukunft der Gastroszene in Trier?

Ein Wunsch, den ich immer hatte, war die Zusammenarbeit und Unterstützung untereinander. Die Möglichkeit, jemanden anzurufen und zu sagen: “Hey, ich brauche Personal, kannst du mir da weiterhelfen?” Diese Situation hat sich tatsächlich verbessert. Wenn wir hier ausgebucht sind, dann empfehle ich gerne andere Restaurants, die wir selbst gerne besuchen oder bei denen es gerade ruhiger geworden ist. Es geht darum, sich gegenseitig zu unterstützen. Ali macht das wirklich gut. Zum Beispiel, wenn wir den Kiez haben, wie “Pizza Pazzo” zum Beispiel – da greifst du jemandem unter die Arme, weil wir Gott sei Dank den Betrieb haben, den wir brauchen. Die Stärkeren unterstützen die Schwächeren, damit keiner irgendwie untergeht. Gerade die kleineren Betriebe machen das mittlerweile echt super und es entsteht Zusammenhalt.

Was wünschst du dir denn für deine persönliche Zukunft?

Ich wünsche mir, dass ich etwas ruhiger werde. Ich bin einfach jemand, der gerne viel Arbeit annimmt. Ich bin gut darin, den Überblick zu behalten und kann mit Ruhe viele Aufgaben machen. Doch manchmal nehme ich mir einfach viel zu viel vor, vor allem als Mutter, die arbeiten geht und sich noch um den ganzen Privatkram kümmern muss. Da ist es dann doch manchmal zu viel. Deshalb hoffe ich, dass ich etwas ruhiger und entspannter werde. Obwohl ich eigentlich schon entspannt bin, aber wenn es um Arbeit geht, dann bin ich manchmal zu ehrgeizig.

Warum hörst du jetzt auf im Herrlich Ehrlich?

Ich habe immer gesagt, dass ich in der Gastronomie nicht alt werden möchte. Vor zwei Monaten wurde mir dann ein Jobangebot gemacht. Ich habe mir wirklich viel Zeit genommen, um darüber nachzudenken. Dabei habe ich erkannt, dass es für mich gut wäre, ein paar Stunden weniger zu arbeiten. Also ich arbeite 40 Stunden in diesem System, bin Mutter und habe so viele andere Dinge nebenbei zu regeln. Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich dachte, dass zehn Stunden weniger gar nicht verkehrt wären. Leider kann ich das hier nicht umsetzen, weil ich weiß, dass ich trotzdem weiterhin hart arbeiten werde, selbst wenn ich weniger Stunden offiziell hätte. Aber das Angebot, das ich erhalten habe, ist wirklich gut. Deshalb habe ich mich letztendlich dafür entschieden.

Und wo arbeitest du? Was machst du?

Im Mutterhaus, in einer Erwachsenenpsychiatrie. Ursprünglich wollte ich zur Kinderpsychiatrie, aber letztendlich war mir das dann doch zu nah. Dann dachte ich mir, dass die Erwachsenenpsychiatrie mich interessiert und reizt. Ich bin nicht der Ansicht, dass ich kranke Menschen heilen kann, aber ich glaube, dass ich mit meiner Persönlichkeit und meinem Wesen in der Lage bin, sie für einen kurzen Moment zu unterstützen.

Viele Gäste sagen immer: “Kaltrina wirkt immer so locker und cool, selbst inmitten des ganzen Stresses. Sie ist immer noch entspannt.” Ich hoffe einfach, dass ich in solchen Momenten jemandem etwas mitgeben kann. Denn ich bin der Meinung, dass jeder sein eigenes Päckchen zu tragen hat, manche schwerer, andere leichter. Wir sollten die Psyche wirklich schätzen und dankbar dafür sein, dass wir psychisch gesund sind. 

Möchtest du deinen lieben Gäst*innen noch etwas sagen? Also quasi eine offizielle Verabschiedung über den Blog: 

Ich liebe das Herrlich Ehrlich! Was Ali aus diesem Laden gemacht hat, erfüllt mich mit Stolz. Es ist und bleibt ein ganz besonderer Ort für mich. Ich bin immer gerne hier gewesen, was auch der Grund ist, warum ich nicht komplett weg sein werde. Ich habe mich entschieden, ab und zu immer noch vorbeizuschauen, da ich bestimmte Veranstaltungen gerne weiterführen möchte. Im A la Cart werde ich auch hin und wieder zu sehen sein. Für mich ist das hier keine “Arbeit”, wie man es so kennt. Es ist so familiär und wir sind so krass zusammengewachsen. Und das ist so wertvoll!

Aber ich möchte mich dennoch bedanken, dass ihr unser Chaos akzeptiert habt, dass ihr uns akzeptiert habt, selbst wenn wir nach einem Trödelkiez am nächsten Tag etwas verpeilter durch die Terrasse gelaufen sind – unsere Gäste haben es uns nie krumm genommen! Wir haben so viele nette Menschen hier. Jeder Gast hier ist einfach toll, und ich möchte mich dafür bedanken, dass ihr uns wirklich so akzeptiert, wie wir sind und nicht nach Perfektion sucht. Denn das sind wir einfach nicht. Keiner von uns. Wir alle machen unseren Job gut, jeder einzelne hier: Von Alis Mama bis zu den Schwestern, den Jungs in der Küche, seinen Schwagern. Jede Hand hier ist so wichtig. Dass man einfach so angenommen wird, wie man ist, und das geben wir auch genauso zurück.

Mehr Infos über Kaltrina und das Herrlich Ehrlich:

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Über die Autorin
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Beatrice Linzmeier
Bea ist die Initiatorin von DearTrier.de. Die gebürtige Triererin ist aus der Hauptstadt zurück in ihre schöne Heimatstadt Trier gezogen. Hier betreibt sie eine kleine Social Media Agentur, schreibt für ihr Blogprojekt und genießt das Leben mit ihrer Family in vollen Zügen.

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