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Ali Haidar, Koch & Besitzer vom Herrlich Ehrlich und kulinarischer Visionär

Von den ersten Streetfood-Festivals bis hin zum absoluten Lieblingsrestaurant auf dem Gelände der europäischen Kunstakademie, Ali Haidar hat es weit gebracht und ist fest verankert in der Trierer Gastroszene. Die alte Römerstadt verdankt dem jungen Koch eine kreative arabische Fusionsküche und die wahrscheinlich coolste Location der Welt, die sich durchaus mit Restaurants in deutschen Großstädten wie etwa Berlin und Hamburg messen kann. Nicht nur kulinarisch, sondern auch kulturell ist unser Städtchen dank seiner Arbeit um vieles reicher geworden. Wir treffen Ali im Herrlich Ehrlich und sprechen über seine Jugend, seinen Werdegang und seine kulinarischen Pläne für Trier.

Wo wohnst du und in welchem Stadtteil bist du aufgewachsen?

Ich bin am Weidengraben aufgewachsen, wohne aber mittlerweile in Trier-Süd und fühle mich sehr wohl.

Was ist die schönste oder stärkste Erinnerung aus deiner Kindheit oder Jugend? 

Meine Zeit im Jugendzentrum am Weidengraben mit Tom Cartus, der sehr gute Jugend- und Kinderarbeit am Weidengraben leistet. Tom widmet sich Themen wie der legalen Graffiti-Förderung, veranstaltet alle zwei Monate einen Open Mic, wo junge Künstlerinnen und Künstler vor einer Crowd auftreten und hat mittlerweile auch ein Tonstudio für die Kids vom Weidengraben gebaut, wo der musikalische Nachwuchs recorden kann. 

Tom hat mich krass inspiriert und mich in all meinen Taten unterstützt. Wir sind bis heute gute Freunde und ich erinnere mich gerne an die Zeit im Jugendzentrum am Weidengraben zurück.

Du bist Koch mit Leib und Seele, erzähle uns doch ein bisschen von deinem Werdegang. War es schon immer dein Traum ein eigenes Restaurant zu eröffnen?

Koch bin ich geworden, weil meine Familie und Freunde, für die ich damals gekocht habe, viel in meine Arbeit reininterpretiert und gesagt haben, dass es schmeckt und dass ich dies unbedingt beruflich machen sollte. Ich habe dann meine Kochausbildung im Schloss Monaise und in der Schlemmereule gemacht und habe anschließend an verschiedenen Stationen in Trier gekocht.

Kochen war schon immer meine Leidenschaft, und dass ich das dann auch beruflich machen möchte, war schon recht früh klar für mich. Dass es allerdings in so eine Richtung geht, mit solch einer Intensität, das hätte ich mir nicht erträumen können.

Herrlich Ehrlich Sommerterrasse | Foto: Carolin Malburg

Hast du mal mit dem Gedanken gespielt, Trier zu verlassen? Und warum bist du Trier dann doch treu geblieben? 

Ich wollte Trier eigentlich schon immer für ein paar Jahre verlassen. Das war mitunter auch einer der Gründe, warum ich Koch geworden bin: Man hat überall in der Welt einen guten Einstieg, wenn man eine klassisch französische Ausbildung hat. Erste Station sollte Berlin sein und dann wollte ich schauen, wohin es mich verschlägt. Von Berlin mit dem Flieger irgendwo hin oder auch erstmal im europäischen Raum bleiben. Mich erst mal der Welt Schritt für Schritt annähern, das war mein eigentlicher Plan. 

Und dann bin ich ziemlich früh Papa geworden und konnte Trier nicht mehr so einfach verlassen. Zwar arbeitete meine damalige Freundin auch in der Gastronomie und teilte den gleichen Traum, aber ohne familiäre Unterstützung mit einem kleinen Kind und Jobs in der Gastronomie, war dann für uns beide keine Option.

Ali Haidar im Herrlich Ehrlich | Fotos: Beatrice Linzmeier


Dein Restaurant befindet sich in der coolsten Lage der Welt.
(Ich bin da ein bisschen voreingenommen, denn ich habe 2020 im Herrlich Ehrlich geheiratet.) Wie bist du damals auf die Idee gekommen, auf dem schönen Gelände der Europäischen Kunstakademie mit Blick auf die Mosel und die Römerbrücke ein Restaurant zu eröffnen?

Bei meinem zweiten Streetfood-Festival in der Kunstakademie hatten wir direkt neben dem Seiteneingang des heutigen Herrlich Ehrlich eine Eintrittskasse und ich bin dann immer an der hübschen begrünten Sommerterrasse vorbei. Damals gab es hier noch kein Restaurant, sondern nur ein kleines Café. Ich erinnere mich, wie der ehemalige Betreiber des Cafés immer ins Kaufland gerannt ist und Würstchen nachgekauft hat. (Ali lacht.)

Irgendwann habe ich mich mal nach der Location erkundigt und erfahren, dass die Europäische Kunstakademie indirekt auf der Suche nach einem neuen Pächter ist. Die ehemalige Leiterin glaubte an meine Visionen und hat mir alles ermöglicht. Ich hatte ja bereits mehrere Streetfood-Festivals organisiert und erfolgreich umgesetzt. So wurde ich Pächter und Inhaber vom Restaurant Herrlich Ehrlich.

Was wünschst du dir für die kulinarische Zukunft Triers? 

Ich wünsche mir, dass es den jungen Nachwuchsgastronomen in der Region einfacher gemacht wird und dass es mehr Förderungen für sie gibt. Es wäre schön, wenn es mehr Möglichkeiten geben würde, den Job umsetzen zu können. Meistens stehen der Mann oder die Frau in der Küche und der andere Partner arbeitet im Service. Sie arbeiten von morgens bis abends und spulen einfach ihr Programm ab. Wo bleibt da die Zeit für Weiterbildung und Kreativität in der Küche? 

Hast du persönlich noch weitere (kulinarische) Pläne für Trier?

Ja, das habe ich! (Ali lacht.) Zuerst möchten wir unseren Laden, der jetzt schon sehr gut ausgelastet ist, ausbauen. Es gibt aber noch viel Potenzial nach oben, wie zum Beispiel für einen guten Mittagstisch unter der Woche oder auch am Wochenende. Bei dem großen Gelände hier wäre es doch schön, was für Familien anzubieten, die Zeit haben, hier auch die Kinder mal laufen zu lassen. Vielleicht einen coolen bezahlbaren Mittagstisch oder auch Snacks und Kaffee, so dass man mit der Familie gut hingehen kann. Ich habe mir ein paar verschiedene Konzepte dazu angeschaut, die sehr vielversprechend sind.

Ein weiterer Plan, und naja, das ist kein Geheimnis: Ich will einen Imbiss eröffnen. Ich bin tief im Streetfood verankert und habe schon immer Lust darauf, einen richtig guten Imbiss anzubieten.

In der City, in der Innenstadt?

Das muss nicht sein. Ich bin der Meinung, dass wir keine 1A Lage für ein gutes Produkt brauchen. Die Mieten in der Innenstadt sind teuer und mir ist es viel wichtiger, ein gutes Produkt anzubieten anstelle einer guten Lage. Da bin ich sehr produktbezogen: Gäste sollen möglichst viel für ihr Geld bekommen.

Was gefällt dir an deiner Heimatstadt am allerbesten? Was macht Trier so lebenswert und besonders für dich? 

Ich lieb es hier einfach. In Trier habe ich wenig schlechte Erfahrungen im Umgang mit Menschen gemacht, habe viele gute Freundschaften geschlossen, die auch schon seit Ewigkeiten bestehen. 

An Trier selbst mag ich, dass alles greifbar ist. Du hast nicht das Gefühl, dass du Sachen, die du umsetzen willst, nicht umsetzen kannst. Überall findest du schnell Ansprechpartner. Zudem ist Trier sehr grün, du bist schnell in der Natur und kannst ausbüchsen, was ja auch für die Kinder toll ist. Und zu guter letzt, gibt es hier natürlich viele tolle Weine.

Was ist dein kulinarischer Geheimtipp für Trier und Umgebung? Wo oder was sollte jeder einmal im Leben gegessen haben?

Wir haben mit Christian Bau in Perl-Nennig einen der weltbesten Köche in der Umgebung. Es ist spannend zu sehen, wie weit ein Koch mit einem Produkt gehen kann. Es kostet halt auch eine Stange Geld, wenn man dort zu zweit hingeht und es sich richtig gut gehen lässt. Am besten wünscht man sich zu Weihnachten ganz viele Gutscheine zu seinem Restaurant und das am besten über mehrere  Jahre hinweg. Es ist wirklich ein Erlebnis, das man in der Regel nur einmal im Leben macht. 

www.instagram.com/herrlich_ehrlich_trier
www.instagram.com/ali_kocht
www.herrlichehrlich-trier.de

Über die Autorin
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Beatrice Linzmeier
Bea ist die Initiatorin von DearTrier.de. Die gebürtige Triererin ist aus der Hauptstadt zurück in ihre schöne Heimatstadt Trier gezogen. Hier betreibt sie eine kleine Social Media Agentur, schreibt für ihr Blogprojekt und genießt das Leben mit ihrer Family in vollen Zügen.

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