“Seit meiner Rückkehr in meine alte Heimat vor mehr als einem Jahr, bin ich getrieben auf der Suche. Auf der Suche nach dem Besonderen im ‚sonst so ordentlichen, historisch aufgeräumten Trier‘, nachdem was ich ‚Dazwischen‘ nenne. Fündig geworden bin ich vor zwei bis drei Wochen im kleinen Buchfink, einem Kinderbuchladen der auf den ersten Blick jetzt ‚so gar nix‘ für mich am Lager zu haben zu schien. Aber genau hier ist mir tatsächlich der Roman ‘Saubere Zeiten’ von Andreas Wunn in die schlecht manikürten Finger geraten.
Ein Roman! Belletristik ist ja sonst nicht so mein Ding, denk ich noch, aber hey, der Autor ist tatsächlich aus Trier, also MUSS ich das jetzt zumindest mal versuchen mit dem zugegeben relativ ‘vielseitigen Werk’ (381 Seiten, Aufbau Verlag).
Andreas Wunn ist in Trier aufgewachsen und jetzt Leiter des ZDF- Morgenmagazin und lebt in Berlin. Ganz ehrlich: nur deshalb hab ich mir das Buch gekauft. Wegen Trier und dem Fame, aber das hab ich ja schon erwähnt.
Zum Buch ist jedenfalls zu sagen, dass es ein gutes Buch ist. Erzählt wird die Geschichte des Jakob Auber, der aus Berlin nach Trier zurückkehrt, weil sein Vater im Sterben liegt. An der Mosel angekommen, ist der Vater tot. Er findet dessen Tagebücher, aus denen sich hochspannende Rückblicke ergeben, die deutlich machen, wie die Nazis auch in unserer katholischen Region das Leben bestimmt haben, das Trauma des Krieges uns bis heute noch angeht.
Jakobs Großvater, während des 2.Weltkriegs angestellt in der Drogerie des jüdischen Apothekers in Traben Trabach, hat hier gute Zeiten und er verliebt sich in die schöne Bella. Obwohl in enger Freundschaft verbunden mit dem jüdischen Chef wird er dessen Nachfolger als dessen Familie von den Nazis ‚entfernt‘ wird. Kein Widerstand, kein Heldentum. Nachdem der Großvater mit der ‘Erfindung eines Waschmittels’ reich geworden war, erlebt dann Jakobs Vater einige Jahre eine Kindheit in Wohlstand, doch auf zunächst ungeklärte Weise wird die Familie alles Geld verlieren. Was war geschehen?
In den Tagebüchern findet Jakob schließlich Antworten auf zuvor nie gestellte Fragen. Von Berlin über Trier und Traben Trabach bis nach Rio de Janeiro führt ihn sein Weg auf des Vaters Spuren. Wunns Roman ist für mich eine Einladung zum Gespräch zwischen den Generationen, lernt eure Ahnen kennen, da steckt viel drin.
„Saubere Zeiten“ ist eine emotional berührende und dabei spannende Chronik der letzten 100 Jahre. Eine wunderbar erzählte deutsche Familiensaga von der Mosel. Der Protagonist Jakob Auber ist ein sympathischer sensibler Mensch und die Sprache des Autors liest sich hervorragend unkompliziert. Beim Lesen entwickeln sich klare Bilder, Bilder unserer Stadt und der Moselregion die Lust machen sich selbst auf die Suche nach den eigenen Wurzeln zu machen.
Ahja, das ist vielleicht noch wichtig zu erwähnen: Andreas Wunn klagt nicht an, er macht das Menschliche und dessen Schwäche sichtbar und nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise in die Vergangenheit. Und ich sag noch: keine Zukunft ohne Vergangenheit.”
Weitere Infos über Simi Will und “Saubere Zeiten” von Andreas Wunn:
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♡ Andreas’ Roman ist im Februar 2023 erschienen und war seitdem bereits zwei Mal auf der Spiegel-Bestsellerliste. Seinen Roman “Saubere Zeiten” findest du hier.
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